Dortmund. . Der Vertrag von Borussia Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl steht kurz vor der Verlängerung. Der Fall Shinji Kagawa ist schwieriger. Der Vertrag des Japaners läuft 2013 aus. “Wir haben noch kein Gespräch geführt“, sagt Kagawas Berater Thomas Kroth.
Vielleicht sollte Borussia Dortmund Kevin Großkreutz in die Vertragsgespräche einbinden. Der ist nicht nur einer der größten Fans seines Arbeitgebers. Er ist auch Mitspieler und Vertrauensperson von Shinji Kagawa. Beide sitzen nicht nur auf Auswärtsreisen gerne nebeneinander. Obwohl nicht ganz klar ist, wie Großkreutz und Kagawa die deutsch-japanische Sprachbarriere überwinden, haben sie von Anfang an Späße mit- und übereinander gemacht.
Jetzt könnte BVB-Sportdirektor Michael Zorc doch Großkreutz bitten, mit seiner bekannten schwarzgelben Begeisterung die Vorzüge des Meisters anzupreisen. Der Vertrag des japanischen Schnäppchens – Kagawa kam im Sommer 2010 für 350 000 Euro von Cerezo Osaka – läuft 2013 aus. Damit ist der 22-Jährige einer der letzten Leistungsträger, der noch nicht vorzeitig bis 2014 (oder weiter) verlängert hat, wie es sich der BVB wünscht.
Kagawa brilliert wie in den Zeiten vor seiner Fußverletzung im Januar 2011
Shinji Kagawa will sich derzeit nicht um Unterschriften oder Vertragspapiere kümmern. Sondern nur um den Ball und sein Spiel. Das gelingt ihm beeindruckend gut. Drei Tore, zwei Vorlagen und damit fünf Scorerpunkte in den vier Pflichtspielen 2012 – Bestwert unter den Dortmundern. Kagawa ist so zuverlässig wie ein japanischer Kleinwagen in der ADAC-Pannenstatistik. Mit seiner aufregenden Spielweise firmiert er allerdings als der Porsche unter den Toyotas.
Der flinke wie unberechenbare Zwergflitzer (1,72 Meter), der beim BVB auch für seinen Defensivfleiß geschätzt wird, brilliert wie in den Zeiten vor seiner schweren Fußverletzung im Januar 2011. „Und ich weiß aus meiner Zeit in Japan, dass ich in der Rückrunde noch mehr aufdrehen kann“, kündigte er nach dem 5:1 in Hamburg an. Nicht nur Bayer Leverkusen, Samstag Gast in Dortmund, sollte das als Drohung verstehen.
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Für Verträge ist bei Kagawa dessen Berater Thomas Kroth zuständig, der den BVB auch einst auf den Japaner aufmerksam machte. „Wir haben noch kein Gespräch geführt, aber es ist erst Anfang Februar. Das machen Michael Zorc und ich in naher Zukunft“, sagt Kroth. Das dürfte in den nächsten zwei Wochen sein. Kagawa fühlt sich sehr wohl bei Borussia Dortmund und hat seinen Platz in der offensiven Dreierreihe gefestigt.
Allerdings weiß er um die Konkurrenz im Mittelfeld: Mario Götze, Jakub Blaszczykowski, Ivan Perisic, Kevin Großkreutz, Ilkay Gündogan, Moritz Leitner und die Zwei- Stürmer-Variante mit Robert Lewandowski und Lucas Barrios. Marco Reus und Leonardo Bittencourt kommen im Sommer dazu. In japanischen Medien wird zudem immer wieder vom Interesse spanischer und vor allem englischer Spitzenklubs berichtet. Der BVB weiß, dass er mit dem Fanliebling, sollte der nicht vorzeitig verlängern, im Sommer eine Ablöse von 15 Millionen Euro erzielen könnte.
BVB und Kehl "in guten Gesprächen"
Während Kagawa und der BVB am Anfang der Verhandlungen stehen, ist für Sebastian Kehl und seinen Arbeitgeber der Abschluss greifbar. „Wir sind in guten Gesprächen. Beide Seiten würde gerne weiter zusammenarbeiten“, sagte Kehl dieser Zeitung. Kapitän und BVB wollen bis 2013 verlängern. Zudem ist eine an Einsätze gebundene weitere Ein-Jahres-Option geplant. Kehl, mit 31 Jahren der Senior im jungen Dortmunder Mittelfeld, überzeugt nicht erst in der Rückrunde wieder als Anführer. Die Experten, die ihn hinter Sven Bender und Moritz Leitner auf der Bank sahen, wurden vom Kapitän und von Trainer Jürgen Klopp eines besseren belehrt. Kehl, in den letzten Jahren immer wieder von Verletzungen ausgebremst, hat schon jetzt mehr Liga-Einsätze als in den letzten zwei Spielzeiten zusammen. Der robuste wie zweikampfstarke Abräumer hat sich beeindruckend positioniert. Er steckte vor dem Pokal-Duell in Kiel Bänderbeschwerden aus dem Nürnberg-Spiel weg. In Nürnberg erzielte Kehl das wichtige 1:0. In Kiel leitete der ordnende Fuß im defensiven Mittelfeld das 2:0 mit einem Klasse-Pass ein.
„Ich fühle mich gut. Und es läuft richtig gut“, sagt Sebastian Kehl. Nicht nur für ihn. Nicht nur für Shinji Kagawa. Auch für die Borussia, die am Samstag die Tabellenführung verteidigen will.