Dortmund. Der BVB verlängert die Vertragslaufzeiten von Trainer Jürgen Klopp und Sportdirektor Michael Zorc bis 2016. Es dürfte sich dabei um eine Vision handeln, zeitnah nicht nur in Deutschland, sondern in Europa um bedeutende Titel mitspielen zu können.
Am Montag hat Michael Zorc wieder diverse Telefongesellschaften glücklicher gemacht. Im Fall des abwanderungslustigen Stürmers Lucas Barrios war nämlich vermeldet worden, dass Borussia Dortmund mit dem FC Fulham verhandle. Und nicht nur das: Der BVB sollte Barrios, dem Toptorjäger der vergangenen Meistersaison, auch eine Frist gesetzt haben. Montag müsse das Geschäft über die Bühne gebracht werden, nicht erst am späten Dienstag, wenn das Transferfenster geschlossen wird. Bei Zorc klingelte deshalb das Telefon unentwegt. Der Sportdirektor hatte zum Barrios-Fall jedoch kaum mehr zu sagen als: „Bald haben wir alle englischen Vereine durch.“ Und: „Dazu äußern wir uns generell nicht. Aber eine Frist bis zum Montag gibt es jedenfalls nicht.“
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Mit Arsenal, mit Manchester City und Sunderland war Barrios schon in Verbindung gebracht worden, bevor der Name Fulham auftauchte. Die Sache ist allerdings auch heiß. Sie ist sogar so heiß, dass sie Telefone zum Glühen und Ohren zum Schmelzen bringen kann. Mit dieser Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit wird Zorc auch in den kommenden Jahren leben müssen. Tatsächlich entschieden hat man beim BVB nämlich am Montag überraschend über die Zukunft von Personal, bei dem Abwanderungsgelüste gar nicht ausgemacht werden konnten. Mit Zorc selbst wurde eine Ausdehnung der Vertragslaufzeit bis zum Sommer 2016 vereinbart. Und Trainer Jürgen Klopp, wie der Sportdirektor bereits bis Mitte 2014 an den Klub gebunden, hat einen Kontrakt gegengezeichnet, in dem festgelegt ist, dass er ebenfalls bis Sommer 2016 im Amt bleiben soll.
Klopp ist froh, „bei einem großartigen Verein arbeiten zu dürfen“
Weil kein Handlungsdruck herrschte, darf davon ausgegangen werden, dass der BVB mit den Vertragsverlängerungen vor allem ein Signal aussenden wollte. Seht her, Spieler, dies ist unser gemeinsames und langfristig angelegtes Projekt. Im Fall von Zorc dürfte sich die Sorge, dass der 49-Jährige bald den Aufbruch zu neuen Ufern erwägen könnte, allerdings in engen Grenzen gehalten haben. Wer 1978 als Jugendlicher ein Schwarzgelber wird und in 463 Partien als Profi für den BVB antritt, der ist verwurzelt. Klopp dagegen traf erst 2008 ein. Bei ihm hätte der Bindungskitt bröseliger sein können.
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War er nicht. Vom „Glück“, „bei einem großartigen Verein arbeiten zu dürfen“, sprach der Cheftrainer nach Vollzug. Und weil der zur pointierten Formulierung neigende 44-Jährige schon seit längerem betont, dass er im Team mit seinen Co-Trainern Zejlko Buvac und Peter Krawietz „ein wirklich guter Bundesligatrainer“ sei, bedankte er sich auch dafür, dass man deren Vertragslaufzeit gemeinsam mit seiner ausgedehnt habe.
Zumindest ein Wort des Dankes dürfte auch Hans-Joachim Watzke geäußert haben. Klopp gilt auf dem Markt schließlich nicht erst seit der Meisterschaft 2011 als Kandidat für die Bänke der Schwergewichte im Geschäft. Dass der Geschäftsführer des BVB nach dem Trocknen der Namenszüge erklären konnte, man wolle „mit personeller Kontinuität“ elanvoll „unsere Ziele verfolgen“, lässt also den Schluss zu: Er konnte dem Begehrten etwas bieten – und dabei dürfte es sich nicht nur um ein paar Euro mehr gehandelt haben, sondern um eine Vision davon, zeitnah nicht nur in Deutschland, sondern in Europa um bedeutende Titel mitspielen zu können.
Ein bisschen BVB-Phantasie
Konkretisieren mag man bei den Schwarzgelben die Zielvorstellungen allerdings nicht. „Wir sehen uns mitten auf dem Weg“, hat Zorc verkündet. Und: „Unsere Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.“ Und: „Visionen musst du im Fußball nicht haben.“ Wohl aber: Phantasie. Ohne die Phantasie vom Zusammenwirken des jüngst für den Sommer verpflichteten Ausnahmeakteurs Marco Reus mit einem nicht einmal für mehrere goldene Nasen verkauften Mario Götze zum Beispiel hätte Watzke bei den Verhandlungen sicher mehr Überredungskünste benötigt. Erfolg, Wohlfühlatmosphäre und ein gefülltes Konto sind für Klopp zwar schöne Gründe zum Verweilen. Wer noch zweieinhalb Jahre unter Vertrag steht und dennoch zwei Jahre hinten anfügt, der möchte aber schon: eine Ära begründen.