Essen. Dass sich Jürgen Klopp und Michael Zorc mit Borussia Dortmund auf eine Vertragsverlängerung bis 2016 geeinigt haben, ist keine Überraschung. Man weiß mittlerweile, was man aneinander hat. Ein bisschen Risiko bleibt. Ein Kommentar.
Zweieinhalb Jahre sind im Fußball ein sehr ausgedehnter, ein kaum zu überschauender Zeitraum. Zweieinhalb Jahre währte die Vertragslaufzeit von Sportdirektor Michael Zorc noch. Dass er sich mit Borussia Dortmund auf eine Ausdehnung der Vertragslaufzeit um weitere zwei Jahre, bis zum Sommer 2016, geeinigt hat, ist dennoch keine Überraschung. Der Posten des Sportchefs wird erstens selbst in der bewegungsfreudigen Bundesliga nicht als Verschiebebahnhof fürs Personal betrachtet. Und zweitens ist Zorc ein BVB-Urgestein, einer, der als Spieler alles mit den Schwarzgelben gewonnen hat, was es zu gewinnen gab, und der dem Verein über die Karriere auf dem Rasen hinaus die Treue hielt in schlechten (drohender Konkurs) und in guten Jahren (aktuell).
Die Öffentlichkeit sollte aufhorchen
Im Fall von Michael Zorc kann also nur der Zeitpunkt überraschen, der gewählt wurde, um die Unterschriften zu fixieren. Im Fall von Jürgen Klopp dagegen sollte die Liga, sollte die Öffentlichkeit aufhorchen. Bis 2016 wird der Trainer nach den Planungen das Geschick der Dortmunder Mannschaft bestimmen. Bis 2016. Das wäre eine Ära, wie sie sich der alte Rivale Schalke 04 bei der spektakulären Verpflichtung von Felix Magath vorgestellt hatte. Auf Schalke ist Magath allerdings gescheitert. Oder besser: Der Verein und irgendwie auch der Trainer haben nach einer gewissen und mit Erfolgen durchaus angefüllten Zeit festgestellt, dass sie doch nicht so richtig zueinander passen. Es knisterte und knackte in der Beziehungskiste.
Allein um die Resultate geht es eben nicht einmal im Fußball. Es geht auch darum, dass das Führungspersonal nicht täglich aneinander gerät. Es geht auch darum, dass die Fans mit dem Typen von der Bank etwas anfangen, dass sie ihn respektieren können, selbst dann, wenn in dramatischer Folge zwei, drei Spiele verloren gehen. Bei der Dortmunder Borussia ist das natürlich schon lange nicht passiert. Klopp hat den BVB ja nicht allein zum Titel geführt, er hat der Mannschaft eine Kontur verliehen, er hat sie auf ein konstant hohes spielerisches Niveau gehievt.
Passieren kann im Fußball dennoch alles
Das alles spricht für die Kompetenz Klopps im Traineramt. Dass er mit seiner burschikosen, manchmal nervig, manchmal charmant aufgedrehten, vor allem aber als authentisch identifizierten Art bei den Leuten hier in der Gegend grundsätzlich ankommt, dass in der Chefetage der Dortmunder mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc zwei Menschen sitzen, die ihn auch ab vom Fußball schätzen: Das macht das Paket perfekt. Und man weiß natürlich – anders als bei der Schalke-Magath-Kiste – einfach mittlerweile, was man aneinander hat. Passieren kann im Fußball selbstverständlich dennoch alles. Wenn der FC Barcelona sich melden würde? Würde Klopp dann doch um einen vorgezogenen Abschied bitten? Und wenn dem BVB der Horrortrip in die Zweitklassigkeit drohen würde? Würden die Entscheider dann immer noch hinter dem Trainer stehen wie die schwarzgelbe Wand hinter der Mannschaft?
Ein bisschen Risiko ist eben immer.