Essen. Es ist zwar nicht offiziell, aber es wird gemunkelt, dass Meister Borussia Dortmund Interesse an Youngster Marco Reus hat. Der hat bei Borussia Mönchengladbach zwar einen Vertrag bis 2015, könnte aber für eine festgeschriebene Ablösesumme zum Ende einer jeden Saison gehen.

Wenn sie wollten, könnten sie in Dortmund demnächst auf einem Sack voller Geld sitzen. Erst waren es 40 Millionen Euro, die der FC Arsenal offenbar für Mario Götze zu zahlen bereit war, dann wurden 60 Millionen genannt, falls neben Götze auch Mats Hummels zu dem Londoner Klub wechseln würde. Dortmunds Vereinschef Hans-Joachim Watzke indes reagierte darauf gewohnt resolut: Selbst für 100 Millionen Euro würde er sich nicht auf einen solchen Handel einlassen. Der Mensch neigt halt zu Übertreibungen, wenn er seinen Standpunkt klar machen will. Und der Dortmunder Standpunkt ist: Kronjuwelen wie Mario Götze und Mats Hummels stehen nicht zum Verkauf.

Dies ist die eine Seite der Geschichte. Die andere jedoch ist das, was seit Tagen in der Branche gemunkelt wird. Nämlich, dass Borussia Dortmund sich intensiv mit einer Verpflichtung von Marco Reus beschäftigt und beim Werben um den Mönchengladbacher Nationalspieler sogar in die Favoritenrolle gerückt sein soll. Bislang ist nur das Interesse des FC Bayern an Reus verbürgt. Doch ein ranghoher Kenner der Szene sagt dieser Zeitung, es habe „definitiv“ bereits ein Treffen zwischen Reus und Dortmunder Verantwortlichen gegeben. Und: „Der Spieler tendiert mehr zu Dortmund als zu Bayern.“

Marco Reus ist mit der Stadt Dortmund verbunden

Marco Reus ist ein Dortmunder Junge – bis zur B-Jugend spielte er für den BVB, wo er dann allerdings wegen körperlicher Defizite aussortiert wurde und nach Ahlen wechselte. Doch die Verbindung zu Dortmund hat Bestand: In der Stadt leben seine Familie und seine Freundin Katharina, beim BVB spielt sein Kumpel Kevin Großkreutz. Gründe, die für eine Rückkehr nach Dortmund und gegen einen Wechsel zum FC Bayern sprechen würden.

Offiziell ist das Interesse aus Dortmund freilich nicht. Auf Anfrage dieser Zeitung hielt sich Watzke am Dienstag bedeckt und sagte: „Ich äußere mich grundsätzlich nicht über Spieler, die nicht bei Borussia Dortmund unter Vertrag stehen.“ Auch von Reus gibt es keine Bestätigung: Derzeit befindet sich der 22-Jährige im Urlaub – hier will er sich Gedanken über seine Zukunft machen. Es wird eine Grundsatzentscheidung. Denn bisher gibt es bei Reus noch gar keine Tendenz, ob er die Gladbacher im kommenden Sommer überhaupt verlassen will.

Gladbacher haben das Heft nicht in der Hand

Reus besitzt bei der Borussia vom Niederrhein einen Vertrag bis zum 30. Juni 2015. Indes haben die Gladbacher das Heft nicht selbst in der Hand, weil Reus für eine festgeschriebene Ablösesumme zum Ende einer jeden Saison gehen kann – im Sommer 2012 soll sich die Ablöse auf 18 Millionen Euro belaufen. Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis: Eigentlich sind Transfers in dieser Größenordnung für den BVB seit dem Finanz-Crash 2005 tabu. Aber dies könnte sich wohl ändern, wenn die Dortmunder selbst außerordentliche Transfereinnahmen erzielen würden. An Angeboten mangelt es nicht – siehe oben.

Kenner der Szene in Dortmund glauben: Es wird der Tag kommen, an dem Mario Götze nicht zu halten sein wird. Naheliegend ist die Option, für diesen Fall Marco Reus in der Hinterhand zu haben. Genannt werden aber auch die Namen Shinji Kagawa oder Lucas Barrios, mit deren Verkaufserlös eine Verpflichtung von Reus finanzierbar wäre.

Frisches Geld

Frisches Geld, dazu noch generiert von einem Branchenführer, würde im Frühjahr den ganzen Transfermarkt in Bewegung bringen. Besonders bei Bayern: Wer kommt, wenn Marco Reus nicht kommt? Würden die Dortmunder dicht machen, wenn es Mario Götze zu ihrem größten Konkurrenten ziehen sollte? Bleibt Arjen Robben? Fragezeichen, von denen einer profitieren könnte: Jefferson Farfan. Schalke wird sein Angebot an Farfan zur Vertragsverlängerung formell zurückziehen. Aber die Berater von Farfan gelten seit jeher als äußerst umtriebig...