Dortmund. Vor der Winterpause trüben das Ausscheiden aus dem internationalen Geschäft und der Punktverluste gegen den 1. FC Kaiserslautern die Stimmung bei Borussia Dortmund. Dafür kann sich der BVB nun ganz auf die Bundesliga konzentrieren.
Eine gewisse Jahresendmüdigkeit ist bei Borussia Dortmund zu diagnostizieren. Noch zwei Spiele sind im Terminkalender für 2011 notiert. Am Samstag muss der BVB ins Badische reisen. Bundesligaalltag zum Letzten beim SC Freiburg. Am Dienstag steht ein Kurztrip ins Rheinische an. Pokalabend bei Fortuna Düsseldorf. Zwei wichtige Aufgaben, die noch vor Weihnachtsfest und Ferien bewältigt werden müssen. Zwei wichtige Aufgaben, natürlich, aber zwei Aufgaben, die vor dem Aus in der Champions League mit einer deprimierenden Heimniederlage gegen Olympique Marseille und dem folgenden 1:1 in der Liga gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht mit dem Etikett „besonders heikel“ versehen worden wären.
Personelle Probleme
Dass dies nun anders ist, hat mit der Diagnose Jahresendmüdigkeit zu tun. Erstmals nach einem Königsklassenauftritt konnte die Borussia schließlich aus der Trauerarbeit keine Kraft für die Liga schöpfen. Erstmals konnte sie dem Frust keinen Sieg hinten an stellen. Und Probleme gibt es bei den Schwarzgelben tatsächlich, benennbare Probleme sogar, personelle Probleme. Sven Bender fehlt mit einem doppelten Kieferbruch, Neven Subotic mit einem Mittelgesichtsbruch, Moritz Leitner mit einer angebrochenen Rippe, Mario Götze mit einem Muskelfaserriss. Und Sebastian Kehl, der Kapitän, er ist nach seiner Prellung am Augapfel erst am gestrigen Mittwoch wieder ins Training eingestiegen.
Reichlich personelle Substanz wird Trainer Jürgen Klopp also nicht als Spielmasse in den Händen haben. Und weil der Trainer selbst nach dem Remis gegen Lautern gestöhnt hatte: „Die Jungs sind keine Maschinen“, ist die diagnostizierte Jahresendmüdigkeit bereits als schlimme Krankheit ausgemacht worden, als Krankheit, die das Überwintern im nationalen Cup und die komfortable Position in der Liga kosten könnte (Bild-Zeitung: „Vergeigt der BVB jetzt auch Schale und Pott?“).
Es bleiben Pokal und Liga für den BVB
Tatsächlich geht es am Dienstag in Düsseldorf um Sein oder Nichtsein. Im Pokal. In diesem Wettbewerb, der zu einem Spektakel in Berlin, zu einem hübschen Titel und in die Europa League führen kann. Die Europa League aber ist nicht das Ziel der Dortmunder. Das Ziel ist die Champions League, der üppig gefüllte Talertrog. Erreicht wird er über den langen, steinigen Weg. Doch seit zehn Spielen ist der BVB in der Bundesliga ungeschlagen, eine beachtliche Serie. Selbst eine Niederlage in Freiburg würde die Aussichten, am Ende um die ersten vier Plätze, die Königsklassenplätze zu spielen, nur wenig trüben.
Und dann sind da noch die Chancen, die sich aus dem Scheitern ergeben. Uli Hoeneß hat sie entdeckt. Sein anspruchsvoller FC Bayern ist noch überall unterwegs, auch in der kräftezehrenden Champions League. Der FCB-Präsident sorgt sich deshalb um den Erfolg auf der nationalen Ebene: „Das Hauptproblem ist“, hat Hoeneß verkündet, „dass Dortmund im Frühjahr nicht mehr international spielt.“ Das schont, das lässt Raum für die Regeneration, um deren Bedeutung alle Klubs wissen, die mit vielen Bällen jonglieren.
Ohne den am prallsten aufgepumpten Ball, den internationalen Ball, mag es deshalb weniger schön sein: Unter dem Strich jedoch muss die Konzentration auf die Liga gerichtet sein. Kapitän Sebastian Kehl hat schon einmal vorbildlich kund getan: „Ich habe das Wochenende im Kopf.“ Ob Trainer Jürgen Klopp auch Kehl bereits wieder für das Wochenende im Kopf hat, darf allerdings bezweifelt werden. Selbst ohne Kehl, selbst ohne die Verletztenschar und mit einer gewissen Jahresendmüdigkeit in allen Beinen ist die Reise ins Badische für die Borussen ja keine Reise in die Vorhölle, sondern eine Reise zum Tabellenschlusslicht.