Es ist grundsätzlich eine feine Sache, wenn jemand im Glauben verhaftet ist, dort Trost und Zuflucht findet. Es stärkt. Jürgen Klopp etwa ist ein gläubiger Mensch. So erzählte es der BVB-Trainer nun bereitwillig im Sat.1-Jahresrückblick dem großen TV-Publikum.
Er habe, so Klopp, „feste Gebete“ und bitte in diesen auch um „Verständnis, Ruhe und Gelassenheit.“ Jeder, der Jürgen Klopp mal nach einer Niederlage erlebt hat, weiß, dass es ihm daran des öfteren mangelt. Niederlagen nerven Klopp gewaltig, sie arbeiten in ihm, manchmal wüten sie geradezu in seinem Inneren; aber für einen Bundesliga-Trainer ist auch der absolute Wille zum Erfolg, der unbedingte Ehrgeiz prinzipiell eine feine Sache.
Unschön wird es nur dann, wenn im Fall des Misserfolges Maß und Mitte verloren gehen – wie beim Vulkan Klopp schon mehrfach geschehen, der anschließend stets den reuigen Sünder gab. Nun grätschte er, offenbar gefrustet vom Remis gegen Lautern, Lukas Podolski rustikal ab. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke erkannte prompt, dass Klopp zu weit gegangen war – und entschuldigte sich, im Namen seines Trainers. Eine gute Geste. Aber mal abgesehen davon, dass der BVB-Coach nach Informationen dieser Zeitung selbst ein Handy besitzt (und also selbst hätte anrufen können), bleibt der Eindruck zurück: Manche Dinge des menschlichen Umgangs, des Respekts sind dem viel gepriesenen Jürgen Klopp offenbar nicht immer so vertraut. Schade.