Dortmund/Bad Berleburg.. Das Revierderby am Samstag gegen Schalke steht für BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel unter einem besonderen Stern. Am Sonntag wird der frühere Stürmer von Borussia Dortmund und Pokalheld von 1989 runde 50 Jahre alt. Und wünscht sich drei Champions-League-Titel und sechs Meisterschaften mit dem BVB.
Eigentlich hätte doch der Fußball-Gott ein Einsehen haben müssen. Wenn schon nicht der, dann doch wenigstens die in der Bundeliga ähnlich mächtige Deutsche Fußball-Liga in Frankfurt. Da wird Norbert Dickel, Held von Berlin, Stadionsprecher von Borussia Dortmund und einer der größten Fans seines Vereins am Sonntag 50 Jahre alt. Und ausgerechnet einen Tag vorher wird das alljährliche Lieblingsspiel des Geburtstagskinds, das Revierderby zwischen „uns und den Blauen“ (O-Ton Dickel), ausgetragen. „Nicht schlimm“, sagt Dickel, „da kann ich doch mit einem Derbysieg reinfeiern.“
Norbert Dickel und der BVB, das ist eine lebenslange Liebe, die am 24. Juni 1989 so richtig entflammte. DFB-Pokalfinale in Berlin. Der BVB ist krasser Außenseiter und am Ende 4:1-Sieger gegen Werder Bremen. Beim ersten schwarzgelben Titelgewinn nach 22 Jahren hat ausgerechnet einer zwei Tore erzielt, der gar nicht spielen sollte: Der angeschlagene Norbert Dickel. Der sperrige Stürmer spielt.
Unsterblich in Berlin
Und wie. Er wird zum Held von Berlin, zu einer BVB-Legende. Die Tragik: Sein größtes und wichtigstes Spiel beendet gleichzeitig seine Karriere. Noch einige Kurzeinsätze, dann will das Knie nicht mehr. Dickel ist 30 Jahre alt und Sportinvalide.
Nicht der einzige Rückschlag im Leben, von dem er sich erholt. Beim BVB sind nicht nur die Abschluss-, sondern auch die Entertainer-Qualitäten von Dickel bekannt. „Nobby war schon immer charmant, locker, lustig und spontan“, sagt Markus Rejek aus dem Marketing von Borussia Dortmund, der mit Dickel lange und eng befreundet ist. „Charmant, locker und spontan“, einer der weiß, wovon er spricht, wenn es um Fußball geht und der dazu noch BVB-Legende ist: Das klingt nach dem perfekten Anforderungsprofil für einen Stadionsprecher.
Flipper-Melodie
Genau das ist Dickel seit 1992 im Westfalenstadion. Er redet gerne, hört aber auch zu: Besonders dann, wenn die BVB-Fans auf der Südtribüne vor dem Anpfiff zur Flipper-Melodie singen: „Wir singen Norbert, Norbert, Norbert Dickel, jeder kennt ihn, den Held von Berlin.“ So auch am Samstag wieder beim Derby, vor dem er, wie bei all seinen inzwischen über 500 Einsätzen, „richtig nervös und angespannt“ sein wird. Erst wenn er seine traditionelle Sieger-Bratwurst gegessen hat, wird er etwas ruhiger.
Dickel ist längst viel mehr als ein Stadionsprecher. Er kümmert sich beim BVB um Veranstaltungen, beantwortet alle Fan-Anfragen zu fettigen Bratwürstchen und Hochzeits-Glückwünschen auf der Anzeigetafel persönlich, moderiert das BVB-Fernsehen, kommentiert im Internet mit frecher Zunge die Spiele seines Klubs und betreut die Sponsoren. „Ich kenne niemanden, der mit Vorständen und Aufsichtsräten so schnell per Du ist“, staunt Freund Rejekt immer wieder. Ein Talent, das Dickel samt seiner Prominenz gerne für den guten Zweck nutzt. 2001 gründete der passionierte wie talentierte Golfer „Gofus“, ein Netzwerk für aktive und ehemalige Fußballprofis. Die golfenden Fußballer spielen nicht nur gemeinsam, sie initiieren auch Projekte für wirtschaftlich schwächer gestellte Kinder und Jugendliche, bauen Spielplätze Bolzplätze für Kinder und Jugendliche und suchen Praktikums- und Ausbildungsplätze für Hauptschüler. „Ich will von meinem Glück einfach etwas zurückgeben“, erklärt Dickel.
Vorbild
„Er ist in jeder Hinsicht ein Vorbild, hat enorme soziale Kompetenz und ist seiner Heimat treu“, sagte der Siegerländer Landrat Paul Breuer, der wie Dickel aus dem 1800-Einwohner-Dörfchen Berghausen im Wittgensteiner Land kommt. Dort branden heute noch „Nobby“-Rufe auf, wenn bei BVB-Spielen im Fernsehen der prominente Sohn der Region zu sehen ist.
Bei all seinen Engamenents wird Norbert Dickel seit 32 Jahren von seiner geliebten Annette begleitet und unterstützt: Sie stammt ebenfalls aus dem Wittgensteiner Land. Zu seinem Geburtstag entflieht „Nobby“ dem Trubel und reist mit seiner Annette nach Dubai. Dickels bescheidener Wunsch für die nächsten 50 Jahre: drei Champions-League-Titel und sechs Meisterschaften mit dem BVB.