Dortmund/Hamburg.. Ganz Dortmund spricht gerade über die Champions-League-Partie heute bei Arsenal London und über das Revierderby am Samstag gegen Schalke. Wir machen ein drittes Fass auf: Die Fan-Initiative „Kein Zwanni“ ruft BVB-Anhänger wegen horrender Eintrittspreise zum Boykott des HSV-Spiels am 22. Januar auf.

Es war etwas Ruhe eingekehrt in die Diskussion um (zu) hohe Eintrittspreise in der Fußball-Bundesliga. Aus mehreren Gründen. Zum einen schaffte BVB-Boss Hans-Joachim „Aki“ Watzke bei Borussia Dortmund die Topzuschläge für Gäste-Stehplätze ab, zum anderen lenkte etwa auch der SV Sandhausen nach Fanprotesten ein und senkte die Stehplatzpreise im Pokalspiel der ersten Runde gegen den BVB.

Zwischenzeitlich machten noch Anhänger von Mainz auf Schalke sowie Bayern-Fans in Nürnberg auf die Ticketkosten aufmerksam, nachdem Bremer Fans das Pokalspiel in Heidenheim boykottiert hatten. Im Hintergrund liefen viele Gespräche zwischen verschiedenen Bundesligisten mit Fan-Initiativen. Nun aber startete der Hamburger SV seinen Vorverkauf für die Heimspiele gegen Borussia Dortmund am 22. Januar und Bayern München am 4. Februar 2012.

Damit kommt aus Dortmunder Sicht wieder Leben in die teure Bude. Denn die Fan-Initiative „Kein Zwanni für ‘nen Steher“ fordert die BVB-Anhänger zum Boykott des Auswärtsspiels beim HSV auf. Grund: natürlich die hohen Eintrittspreise. Begründung: „Trotz der Gespräche im Sommer können wir kein Einlenken bezüglich der unverschämten Hamburger Preispolitik feststellen“, schreiben die Verantwortlichen von „Kein Zwanni“ und beklagen weiterhin die Erhebung von sogenannten Topzuschlägen. „Wir sind nicht mehr länger bereit, diese horrenden Preise zu bezahlen und rufen daher jeden BVB-Fan auf, keine Karte für das Spiel in Hamburg zu erwerben.“

Bayern-Fans zahlen noch mehr als BVB-Anhänger

Konkret kosten die teuersten Karten (Preiskategorien 1 und 2) zum Rückrundenstart gegen den BVB am 22. Januar in Hamburg 84 bzw. 73 Euro, für das Bayern-Heimspiel zwei Wochen später nimmt der HSV jeweils nochmal zehn Euro mehr. Gegen Nürnberg oder Augsburg kosten diese HSV-Heimspiel-Tickets 55 bzw. 45 Euro, also fast 30 Euro weniger. Die mittleren Preiskategorien 4 und 5 sind bereits ausverkauft (55 bis 26 Euro). Stehplätze werden mit 19 und ermäßigt 15 Euro veranschlagt. Noch ein Vergleich: Für das Champions-League-Auswärtsspiel des BVB heute bei Arsenal London kostet eine Karte beispielsweise 45 Euro, „wobei das natürlich schwer vergleichbar ist und ansonsten die Premiere League generell sehr teuer ist“, relativiert Marc Quambusch von der Fan-Initiative „Kein Zwanni“.

Zurück zur ersten Rückrundenpartie des HSV gegen BVB. Das Hamburger (Eintritts)Kartenspiel war den Kämpfern für eine faire Preisgestaltung schon länger ein Dorn im Auge. Nach ersten Kontaktaufnahmen in „guter Atmosphäre“ (Quambusch) mit den Ticket-Verantwortlichen dort war ein erster Erfolg erreicht: Der HSV wollte für das Bayern-Spiel die Kategorie „A plus“ abschaffen, generell kosten Stehplätze in der Arena weniger als 20 Euro. Letzteres gilt ja auch für das Borussia-Spiel, womit das namensgebende Ziel der Fan-Initiative „Kein Zwanni für ‘nen Steher“ ja eigentlich erreicht wäre. Aber: „Uns geht es um das Gesamtpaket, nicht nur um Stehplätze. Und daher ist das Entgegenkommen der Hamburger längst nicht ausreichend, gerade wenn man den Preisvergleich mit anderen HSV-Heimspielen heranzieht“, so Quambusch.

Weit auseinander

Also sprachen die beiden Seiten wieder miteinander, vorerst bleiben wegen „Kommunikationsfehlern“ die genannten Preise für das BVB- und Bayern-Spiel bestehen. Nach dem aktuellen Brief sowie dem Boykott-Aufruf für Borussen-Anhänger gab es ein Telefongespräch, „in der Sache liegen wir aber weiterhin zu weit auseinander“, berichtet Marc Quambusch. Denn laut Homepage von „Kein Zwanni“ gilt: „Lasst uns gemeinsam ein Zeichen für faire Eintrittspreise setzen. Fußball muss bezahlbar sein!“

Also steht vorerst der Boykott-Aufruf an Dortmunder Fans im Raum, so wie viele BVB-Anhänger es im September 2010 beim Revierderby auf Schalke bereits umsetzten.