Leipzig/Cottbus. . Alle wollen Leo, das „Jahrhunderttalent“. Leonardo Bittencourt ist gerade 17 und wird von großen Vereinen umworben. Die Bayern locken Leo, die Leverkusener auch, Dortmund sowieso. „Der BVB passt zu ihm“, sagt Horst Hrubesch, der Trainer der U19-Auswahl.

Leonardo Bittencourt sitzt dieser Tage bei Energie Cottbus mit einer Schambeinentzündung nur auf der Tribüne, doch das Top-Talent vom Zweitligisten ist trotzdem Gesprächsthema Nummer eins im deutschen Fußball-November. Der 17-Jährige soll sich nach Medienberichten für einen baldigen Wechsel zum Meister Borussia Dortmund entschieden haben, nachdem mehrere Topclubs um den Deutsch-Brasilianer gebuhlt hatten. Dass „Leo“ eine große Karriere bevorsteht, zeigte sich bereits vor mehr als zehn Jahren.

Leo, das „Jahrhunderttalent“: Offensiv ist der in Leipzig geborene Fußballer auf allen Mittelfeldpositionen einsetzbar. Cottbus schwärmt von seiner Geschmeidigkeit und Beweglichkeit, von seinen Dribbelkünsten und dem präzisen Schuss mit beiden Füßen. Trainer Claus-Dieter Wollitz bezeichnet ihn als „Jahrhunderttalent“, in seinen Adern fließt brasilianisches Blut. „Er bringt alles mit, im Grunde ist er ein kompletter Spieler“, sagte U19-Auswahlcoach Horst Hrubesch jüngst im Interview mit dem TV-Sender Eurosport.

Schwarze Haare, dunkle Brauen, braune Augen - Leo ist Toptalent und Frauenschwarm zugleich. Jüngst wurde der Gymnasiast erstmals mit weiblichem Anhang auf der Tribüne gesichtet.

Er spricht portugiesisch - und sächsisch

Schon auf dem Bolzplatz in Cottbus war der Sohn des früheren brasilianischen Bundesliga-Spielers Franklin Bittencourt (Fluminense Rio de Janeiro, VfB Leipzig, Energie Cottbus) nicht vom runden Leder zu trennen. „Er hat jede freie Minute mit seinem Kumpel Martin Kobylanski und dem Ball verbracht. Das Motto war schon damals klar: Leben und Sterben mit dem Ball“, sagt ein Nachbar von damals. Er kann nicht nur kicken, sondern auch singen. „Seine sorbischen Lieder früher auf Geburtstagen waren eine Wucht“, erinnert sich der Nachbar. Bittencourt besuchte einen sorbischen Kindergarten, spricht portugiesisch und sächsisch, er besitzt den deutschen und brasilianischen Pass.

Immer Torschützenkönig, immer am Ball

In Leipzig war er während des Bundesliga-Engagements des bekannten Papa zur Welt gekommen, in Cottbus wuchs er auf. Der Vater trug seinen damals Sechsjährigen auf den Schultern durch das Stadion, nachdem Cottbus im Jahr 2000 in der Bundesliga die Bayern 1:0 geschlagen hatte. Mit Comic-Socken und blauem Pullover wirkte Leo beinah verängstigt, heute feiern ihn die Fans. In den FCE-Nachwuchsteams stach Bittencourt stets heraus, immer Torschützenkönig, immer am Ball.

Vergangenes Jahr unterschrieb er in der Lausitz einen Vertrag bis 2014, im Frühjahr 2011 lief er erstmals in der ersten Mannschaft auf, wurde sofort zum Führungsspieler. Zwei Tore schoss er seitdem und begeisterte die Scouts - neben Dortmund wollten ihn auch die Bayern sowie Bayer Leverkusen abwerben. „Der BVB passt zu ihm“, sagt Hrubesch. Bei einem Wechsel nach Dortmund soll er den Lausitzern eine Ablösesumme von 3,5 Millionen Euro einbringen.

Leo selbst sagt nichts mehr, der Verein hat ihm eine Interviewpause auferlegt. Fragen weicht er nur noch mit Handbewegungen aus. „Ich will einfach nur Fußball spielen“, hat er zuletzt immer wieder betont. Im Internet-Netzwerk „myspace“ ist Bittencourt unter dem Namen „King Leo“ angemeldet. Auf dem Rasen ist er auf dem besten Weg, Deutschlands neuer Fußball-König zu werden. (dapd)