Piräus. .

Jürgen Klopp misst der Champions-League-Partie der Dortmunder Borussen in Griechenland bereits finalen Charakter bei. Nebenbei hat der Trainer das Problem Jakub Blaszczykowski zu lösen.

In Griechenland werden an diesem Mittwoch alle Räder still stehen, ausgerechnet an dem Tag, an dem Borussia Dortmund auf Königsklassenebene bei Olympiakos Piräus anzutreten hat (20.45 Uhr, Sat 1 und im DerWesten-Ticker). Ein Generalstreik ist ausgerufen, ein Streik gegen die Ratifizierung eines Gesetzes, das der europäischen Sorgennation unter anderem drastische Kürzungen bei Löhnen und Renten auferlegen soll. Zeichen des Widerstandes konnten die Dienstagmittag im nahen Athen gelandeten Schwarzgelben bei ihrer Bustour zur mediterranen Hafenstadt an den Straßenrändern ausmachen. In Piräus gibt es jetzt auch Berge. Müllberge.

Uefa hat Spielabsage nicht in Betracht gezogen

Der Spielbetrieb soll von all dem unberührt bleiben. Eine Absage der Champions-League-Partie hat Europas Fußball-Union nicht in Betracht gezogen. Eine Arbeitsniederlegung von Seiten der Angestellten kann ausgeschlossen werden. Die Frage ist nur, wen Jürgen Klopp beim BVB mitarbeiten lassen wird. Jakub Blaszczykowski drängt auf den Rasen. Er will bei dieser Begegnung dabei sein, der der Trainer bereits finalen Charakter beimisst. Handelt es sich beim dritten Auftritt auf höchstem Niveau schon um ein Endspiel für die Borussen? Müssen drei Punkte unbedingt eingefahren werden, um die Chance auf einen Achtelfinaleinzug noch wahren zu können? „Ich befürchte: ja“, sagte der Trainer am Gepäckband im Flughafens. Aber er lächelte dabei.

Die Königsklasse ist eben die Kür des Meisters. Nicht die Pflicht. Alle Augen sind zwar auf ihn gerichtet. Und jede Niederlage hat auch Auswirkungen. Allerdings nur in der öffentlichen Wahrnehmung und auf dem Stimmungsbarometer. Ökonomisch, das hat BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärt, wäre mit dem Einzug ins Achtelfinale nicht so viel gewonnen, dass ihm ein Scheitern an der Hürde schlaflose Nächte bereiten würde. Der sportliche Rest dagegen ist geschnürt zu einem Gesamtpaket mit dem Aufdruck: Die Probleme eines Titelträgers in der Saison danach.

Einer wie Blaszczykowski bereitet Probleme. Der Kapitän der polnischen Nationalelf hat sich jüngst gegenüber der Gazeta Wyborza beklagt, dass er nicht mehr in der Anfangsformation des BVB auftauche: „Ich kenne meinen Wert und habe keine Lust, meine besten Jahre als Reserve zu verlieren.“ Über einen Wechsel in der Winterpause will der 25-Jährige nachdenken. Damit muss Klopp umgehen. In der Bundesliga hat der Trainer seinen Flügelmann beim 2:0-Sieg gegen Werder Bremen nicht einmal für Minuten auf den Rasen geschickt. Gegen Piräus, Griechenlands Titelträger, haben sich die Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek gesund gemeldet. Doch der wieder verletzte Torjäger Lucas Barrios wird fehlen. Dass Robert Lewandowski das Pöstchen im Sturm weiter bekleiden und keinen Platz in der Dreierreihe dahinter beanspruchen wird, könnte die Hoffnung des unzufriedenen „Kuba“ auf einen Auftritt nähren.

Klopp jedoch kann offenes Ausscheren aus der Phalanx nicht tolerieren. Er muss Probleme moderieren, die er vor den Titelfeierlichkeiten kaum hatte. Er muss einen Weg finden, auf dem er Blaszczykokwski nicht vergrätzt und doch sein Missfallen zum Ausdruck bringt. Er muss immer wieder Wege finden, die neue sind, andere als in der Meisterspielzeit, in der er die junge Mannschaft nur leistungsbereit und ruhig halten musste. Der Name Mats Hummels soll auf dem Einkaufszettel von Barcelonas Trainer Pep Guardiola verzeichnet sein. Mario Götze wird als Wunschspieler bei allen Klubs geführt, die über eine Finanzmacht gebieten, die eine mögliche Verpflichtung nicht ins Reich des Utopischen verbannen.

Klopp hat das Ziel lässig formuliert

Das kann Einfluss nehmen auf das sensible Gefüge, auf die Gruppe dieser Akteure, die vor dem Überraschungstriumph niemand auf der Rechnung hatte. Dass Borussia Dortmund nicht mit großem Hurra die Champions League gestürmt hat, kann sogar entlasten. Es geht nach einem Remis gegen Arsenal London und nach einer 0:3-Niederlage bei Olympique Marseille am griechischen Generalstreiktag einzig und allein darum, in aller Bescheidenheit beim Null-Zähler-Gegner mitzunehmen, was mitzunehmen ist. Klopp hat lässig das Ziel formuliert: „Wir wollen schon dafür sorgen, dass wir neben guten Eindrücken auch ein paar Punkte verbuchen.“