Essen. Borussia Dortmund kehrt nach acht Jahren zurück in die Champions League. Das Magazin “11FREUNDE“ sprach mit BVB-Idol Dedé über den letzten Auftritt in der Königsklasse, die Stärke des Gegners Arsenal London und Mario Götzes Unbeschwertheit.
Dedé, erinnern Sie sich noch an das letzte Spiel des BVB in der Champions League?
Dedé: Das ist lange her. Zu lange. Saison 2002/03. War das etwa auch gegen den FC Arsenal?
Nein. Der BVB spielte in der ersten Gruppenphase gegen Arsenal.
Dedé: Ach ja, wir gewannen zu Hause 2:1, ein großartiges Spiel. Danach ging es in die zweite Gruppenphase mit Real Madrid und dem AC Mailand.
Beim AC Mailand gelang dem BVB ein 1:0-Sieg. Es war der letzte Auftritt in der Champions League.
Dedé: Das Tor machte Jan Koller. Wir schieden trotzdem aus. Ja, langsam kommen die Erinnerungen wieder.
Sie sollen gestern in Dortmund gewesen sein. Wollten Sie Ihre alten Kollegen motivieren?
Dedé: Ich musste noch ein paar Kleinigkeiten erledigen. Und motivieren brauche ich die Jungs nicht, die sind alle heiß.
Trotz der Niederlage gegen Hertha BSC am Wochenende?
Dedé: Gerade deswegen. Vielleicht war die Niederlage gar nicht so schlecht, so bleiben die Jungs auf dem Boden. Sie wissen spätestens jetzt, dass ihnen nicht mehr alles von alleine zufliegt. Und sowieso: Europacup ist was ganz anderes. Etwas viel Größeres. Internationale Spiele erzählen epischere Geschichten. Ich erinnere mich noch heute an jeden Spielzug von unserem 4:0 gegen den AC Mailand. Oder dieses tolles Spiel gegen den AJ Auxerre, als ich mit meinem Bruder gemeinsam in der Champions League einlief. Heute Abend werden die Spieler spätestens bei der Hymne merken, wie wichtig diese Begegnung ist.
Alleine, sämtliche BVB-Spieler kennen die Champions Leage nur aus dem Fernsehen. Wie soll so eine Mannschaft gegen den FC Arsenal bestehen?
Dedé: Roman Weidenfeller hat immerhin mal in der Champions-League-Qualifikation gespielt. Aber natürlich: Die Erfahrung zählt viel in diesem Wettbewerb. Andererseits kann auch die Unbeschwertheit ein Pluspunkt sein, die Spieler spüren weniger Druck. Zudem ist der FC Arsenal nicht mehr so gut wie früher. Die haben zwar immer noch einen Robert van Persie, einen Theo Walcott...
...einen Andrei Arshawin...
Dedé: ...trotzdem: Dortmund ist heute zwar nicht unbedingt Favorit, aber auch kein Außenseiter.
Telefonieren Sie denn noch regelmäßig mit Ihren Ex-Kollegen?
Dedé: Klar. Gestern habe ich mich auch mit Mario (Götze, Anm.) getroffen. Ich war erstaunt, wie locker er das Spiel sieht. Überhaupt keine Aufregung. Das muss man sich mal vorstellen, der Junge ist gerade mal 19 Jahre alt – und so entspannt. Vor meinem ersten Champions-League-Spiel (14. September 1999 bei Feyenord Rotterdam, Anm.) habe ich richtig gezittert. Nachts konnte ich nicht schlafen.
Haben Sie Mario Götze davon erzählt?
Dedé: Natürlich nicht. Ich habe ihm viel Glück gewünscht. Dann habe ich ihm in die Augen geguckt und gemerkt, wie sehr der Junge an einen Sieg glaubt. Ich bin mir sicher: Mario wird heute Abend den Unterschied machen.
Wo werden Sie das Spiel sehen?
Dedé: Leider nur im Fernsehen. Ich bin seit ein paar Stunden wieder in der Türkei, bei meinem neuen Verein Eskisehirspor. Ich freue mich sehr auf das Spiel – auch wenn mich die Bilder vermutlich ein bisschen wehmütig werden lassen. 80.000 im Stadion, alles in Gelb und Schwarz, Champions League, die Jungs, meine Jungs.
Wie häufig denken Sie heute noch an den BVB?
Dedé: Ich habe 13 Jahre für die Borussia gespielt, ich liebe diesen Verein, habe Meisterschaften gefeiert, große Siege errungen, schlimme Niederlagen erlebt. So etwas kann man nicht einfach vergessen, wenn man in ein Flugzeug steigt und bei einem anderen Verein anfängt. Ich schaue immer noch fast jedes Spiel im Fernsehen oder Internet. Trotzdem muss es natürlich weitergehen. Ich fühle mich sehr wohl bei Eskisehirspor. Die Leute sind gut zu mir. Vor drei Tagen habe ich mein erstes Spiel gemacht, über 90 Minuten. Wir gewannen 2:1 gegen Besiktas.