Dortmund. .

Nur noch wenige Stunden, dann tönt es wieder unter dem Jubel der Fans: „Und hier ist sie...die Mannschaftsaufstellung von Borussia Dortmund“. Am Freitag startet der BVB als Deutscher Meister in die Bundesliga-Saison. Die Fans sagen dazu: Endlich wieder Fußball!

Als ob man ihre Stimmen nicht eh schon bis tief ins Kreuzviertel hört, singen sie die letzte Zeile von „You’ll never walk alone“ immer etwas lauter. Es ist ein Ritual, eine einstudierte Abfolge, die jeder lernt, sobald er auch nur einmal auf der Tribüne steht. Erst wenn die Lunge wieder nach etwas bierdurchtränkter Luft schnappt, senken sich die Schals und Fahnen und tosender Applaus ertönt. Während der Mann mit dem grauen Haar auf dem Rasen seine Worte in das Mikro brüllt, huldigen ihm die 25.000 auf der Tribüne für zwei Tore, die über 20 Jahre zurück liegen. Der Held von Berlin genießt den kurzen Ruhm, wohl wissend, dass der Fokus auf seinen Nachfolgern liegt, sobald er unter dem Geräusch eines landenden Hubschraubers jene Worte in den Mund nimmt, mit der die Bundesliga-Saison 2011/2012 beginnen wird. „Und hier ist sie...die Mannschaftsaufstellung von Borussia Dortmund“.

Mit diesem nie genau definierten und daher einzigartigen Zeremoniell wird sie also beginnen, die 49. Bundesliga-Saison. Am Freitag um Punkt 20.30 Uhr, wenn der Hamburger SV beim amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund gastiert. Über 80.000 Fans im Westfalenstadion und Millionen werden dabei sein, wenn der Ball in Deutschlands höchster Spielklasse endlich wieder rollen wird und achtzehn Vereine um die maximale Punktzahl wetteifern. Für die 75 Punkte, die sich der BVB in der zurückliegenden Spielzeit erkämpft hat, „werden wir uns von da an nicht mehr viel kaufen können“, prophezeite jüngst Sportdirketor Zorc.

Zugegeben, auf dem Blatt und in der Tabelle mag das natürlich stimmen. Trotzdem bleibt von der grandiosen Meisterschafts-Saison noch so viel mehr übrig, als jene Trophäe, die andere Fußball-Fans nur von Bildern und Erzählungen kennen. Abgesehen von dem erhaltenen (und erhaltenden) Grundgerüst innerhalb der Mannschaft, das durch die ein oder andere Verstärkung sinnvoll ergänzt wurde, ist es die erlangte Reputation, auf die der Verein Borussia Dortmund unglaublich stolz sein kann. Nicht erst seit dem Punkt, an dem Roman Weidenfeller Borussias siebten Bundesliga-Kapitän Kehl vertrat und die Meisterschale entgegen nahm, ist der BVB zu einem Sinnbild für Erfolg durch Teamgeist geworden.

Wo auch immer die Reise in dieser Saison hingehen mag. Ob nach München, Manchester oder am Freitag auf den heimischen Rasen zum Duell mit dem HSV. Die vergangene Saison sollte dem Verein das nötige Selbstvertrauen in die eigene Stärke geben, jede Aufgabe bewältigen zu können. „Es gibt schöneres, als gegen uns zu spielen“, erklärte Jürgen Klopp am Samstag richtig.

Selbst im ungeliebten DFB-Pokal ist der BVB seinen Konkurrenten – dem „Deppen-Quartett“ aus Bremen, Leverkusen, Freiburg und Wolfsburg schon vor Saisonstart eine Runde voraus. Es wächst die Vorfreude auf das, was kommen mag. Auf die Liga, auf die Champions-League. Auf zwei Derbies und Duelle mit den Bayern. Auf unser Stadion und Reisen durch Europa. Auf eine Saison als amtierender Deutscher Meister.

Und falls der Meister in der kommenden Saison nicht wie im Vorjahr geradlinig auf die 75 Punkte-Marke zulaufen wird, kann er sich sicher sein, dass sich trotzdem niemals etwas ändern wird - dass die letzte Zeile immer etwas lauter gesungen wird. Walk on, walk on. With hope in your heart and you’ll never walk alone.

(01.08.11 – Christoff Strukamp – die-kirsche.com)