Dortmund/Madrid. . Der deutsche Meister Borussia Dortmund verliert möglicherweise doch seinen Top-Spieler Nuri Sahin an Real Madrid. Der 22-Jährige habe sich laut Marca auf einen Wechsel verständigt.

Dem Meisterrausch folgte für Borussia Dortmund die ernüchternde Meldung aus Spanien: Nach Angaben der spanischen Sporttageszeitung Marca habe sich BVB-Mittelfeldstar Nuri Sahin mit Rekordmeister Real Madrid bereits über einen Wechsel zur neuen Saison verständigt. Das Blatt beschreibt den 22 Jahre alten türkischen Fußball-Nationalspieler als "grandiosen Linksfuß" und vergleicht ihn mit Frankreichs Weltmeister Zinedine Zidane, der einst Reals Galaktischen zusammen mit Ronaldo, Luis Figo und Roberto Carlos angehörte.

"Nuri Sahin hat uns nicht mitgeteilt, wo er seine sportliche Zukunft sieht", sagte indes Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Interview mit einer Zeitung. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen wollen die Schwarz-Gelben eine Entscheidung von Sahin, der aufgrund eines Innenbandanrisses im Knie bis zum Saisonende ausfällt.

Watzke: "Wir haben immer gesagt, dass wir unmittelbar nach dem Saisonende Klarheit haben wollen." Auf die Frage, ob der Nürnberger Ilkay Gündogan Sahin, den konstantesten und wohl besten Borussen-Spieler in der Meister-Saison, ersetzen wird, meinte der BVB-Boss: "Das wissen wir noch nicht. Ilkay Gündogan hat bislang entgegen anders lautender Gerüchte noch keinen Vertrag unterschrieben."

Angeblich besitzt Sahin eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2013 datierten Vertrag. Danach dürfte er die Schwarz-Gelben für sechs Millionen Euro am Saisonende verlassen. Laut Marca kostet Sahin allerdings zehn Millionen Euro Ablöse.

Bei Real spielt bereits der Ex-Bremer Mesut Özil, der wie Sahin von Reza Fazeli beraten wird. Der in Lüdenscheid geborene Sahin soll bei den Madrilenen angeblich sein Jahresgehalt auf mindestens vier Millionen Euro verdoppeln.

Der Verlust des laufstarken Mittelfeldakteurs wäre indes ein herber Rückschlag für die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp. Sahin, jüngster Bundesliga-Spieler aller Zeiten (16 Jahre und 335 Tage), ist Dreh- und Angelpunkt im Spiel des Champions. Mit 17 Jahren ist Sahin auch immer noch jüngster Torschütze in der Historie des deutschen Fußball-Oberhauses.

Die Borussia hatte am Sonntag bereits gelassen auf erste Meldungen aus Spanien bezüglich Sahin reagiert. "Wir werden in einigen Fällen damit rechnen müssen, dass unsere Spieler von anderen Klubs begehrt werden. Aber unsere Zielrichtung ist es, die Mannschaft so gut wie möglich zusammenzuhalten", sagte Sportdirektor Michael Zorc im TV-Interview bei Sport1: "Wenn bei Nuri Sahin was zu besprechen ist, dann werden wir uns damit beschäftigen müssen."

Die Ablöse für Sahin könnte allerdings einen weiteren Beitrag zur wirtschaftlichen Konsolidierung des westfälischen Traditionsklub leisten, der vor sechs Jahren vor der Insolvenz gestanden hatte. Die Verbindlichkeiten der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) sollen sich zurzeit noch auf rund 50 Millionen Euro belaufen.

Die Einnahmen in der kommenden Champions-League-Saison (20 Millionen Euro sind garantiert) sollen auch zum Abbau der Schuldenlast genutzt werden. "Klares Ja. Es ist unser ambitioniertes Ziel, in den kommenden ein bis zwei Jahren operativ schuldenfrei zu sein. Aktuell haben wir außerhalb der Stadionfinanzierung noch schwankende Verbindlichkeiten zwischen fünf und sieben Millionen Euro", sagte Watzke den Ruhr Nachrichten.

Der Geschäftsführer hat die Borussia wirtschaftlich wieder auf Kurs gebracht. Der Schock der drohenden Insolvenz, die am 14. Mai 2005 auf dem Düsseldorfer Flughafen in den Händen von 5800 Fondszeichnern lag und dem BVB an einem dramatischen Tag zumindest das Überleben sicherte, sitzt bei den Verantwortlichen noch tief. "Das Schlimmste, was ich je erlebt habe", äußerte BVB-Präsident und Liga-Boss Reinhard Rauball.

Inzwischen steht die damals mit 122 Millionen Euro verschuldete Borussia nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder auf stabilen Füßen. Der Lizenzspieleretat soll von 35 auf 40 Millionen aufgestockt werden. Um 30 auf geschätzte rund 135 Millionen Euro wird der Umsatz nach Informationen des kicker für das Geschäftsjahr 2010/2011 steigen.

Einfließen werden unter anderem 50 Millionen Euro an Sponsoren-Honoraren, plus sechs Millionen an Bonuszahlungen. Außerdem werden die Westfalen aus der nationalen Fernsehvermarktung fast fünf Millionen Euro mehr als in der vergangenen Saison kassieren, dazu kommt eine Meisterprämie von 2,75 Millionen Euro.

Fazit von Watzke: "Das ist das Ergebnis absolut vernünftiger und solider Arbeit, aber wir werden weiterhin nicht über unsere Verhältnisse leben." (sid)