Dortmund. Tabellenführer Borussia Dortmund feierte einen 4:1-Sieg gegen Hannover 96. Zu einem Fußballvergnügen entwickelte sich die Begegnung allerdings erst in Halbzeit zwei, nach dem Erwachen der Topelf der Bundesliga.

80720 Zuschauer füllten den Signal-Iduna-Park bis auf den letzten Platz. Dass es möglicherweise hochentzündlicher, hochgefährlicher Sprengstoff war, der am Donnerstag in der Nähe des Stadions sichergestellt wurde, es hatte wohl niemanden davon abgehalten, die Partie von Tabellenführer Borussia Dortmund gegen den Tabellendritten Hannover 96 live zu verfolgen. Zu einem Fußballvergnügen entwickelte sich die Begegnung allerdings erst in Halbzeit zwei, nach dem Erwachen der Topelf der Bundesliga. Mit 4:1 (0:0) sicherte sich der BVB den Erfolg und distanzierte damit die Konkurrenz weiter. Dass dieser Sieg zum richtigen Zeitpunkt kam, konnte selbst Trainer Jürgen Klopp kaum bestreiten. Zumindest die Spekulationen darüber, ob man im Westfälischen denn endlich nervös würde, dürften ab sofort unter Verschluss gehalten werden.

Es war jedoch ein hartes Stück Arbeit. Und ein seltsames. Klopp hätte allen Spielern mit sonnigen anderthalb Stunden auf feinem Rasen beschenken können, bis auf Shinji Kagawa, den verletzten Kreativ-Japaner, und Florian Kringe, der erst unter der Woche erstmals wieder im Training war. Der BVB-Trainer ließ aber vom etablierten Stamm lediglich Jakub Blaszczykowski auf der Bank Platz nehmen, der an einer Verhärtung im Oberschenkel laborierte. Für den Polen übernahm Mario Götze die rechte Außenbahn. Und Robert Lewandowski spielte im Zentrum hinter der einsamen Spitze Lucas Barrios. System wie gehabt: 4-2-3-1. Mannschaft so gut wie gehabt. Und die Partie aus Dortmunder Sicht auch.

Bis auf die ersten zehn Minuten. In denen präsentierte sich Hannover nicht dem eigenen Konter-Typ entsprechend, versuchte Dominanz zu erlangen, drückte – und hatte doch nicht eine Torchance. Am Ende der ersten Halbzeit standen für die Slomka-Elf immerhin zwei Einschussmöglichkeiten zu Buche. In der 27. Minute hatte sich Didier Ya Konan an der gesamten BVB-Abwehrreihe abgearbeitet. Dann langte es nur noch zu einem lauen Ball Richtung Borussen-Torhüter Roman Weidenfeller. Und in der 32. Minute mühte sich Lars Stindl aus der Distanz. Und blieb wirkungslos.

Dortmund übernahm die Feldhoheit, ohne tatsächlich selbst das Spiel flüssig aufzuziehen. Und Dortmund übernahm die Chancenhoheit, wie gewohnt, ohne die Chancen zu nutzen. Götze aus der Distanz (6. Minute). Freistoß von Nuri Sahin (10.). In der 18. Minute eine Riesenchance von Barrios. Nichts. In der 19. ein Gewaltschuss von Lewandowski. Drüber. In der 22. ein Versuch aus der Distanz von Sahin. In der 28. Barrios nach großartigem Pass von Sahin. Zu lässig. In der 34. ein Kopfball von Neven Subotic nach Eckball. Drüber.

Traf doppelt: Lucas Barrios. Foto: Getty
Traf doppelt: Lucas Barrios. Foto: Getty

Vor der Partie hatte Slomka den Tabellenführer provoziert. „Dortmund ist angeschlagen“, hatte der Trainer erklärt und angekündigt: „Wir wollen versuchen, dort etwas zu holen.“ Genauer erläutert hatte der Ex-Schalker allerdings nicht, wo er die Angeschlagenheit des Kontrahenten ausmachte. Offensichtlich für alle Fußballbegleiter auf dem weiten Feld der Chancenverwertung. Und nicht ganz so offensichtlich vielleicht auch auf dem wenig übersichtlichen Feld der letzten Konzentration und der Leistungsharmonie in der Mannschaft. Lewandowski wirkte zeitweise wie ein Fremdkörper. Barrios fehlte die Zielstrebigkeit. Der ganze Rest litt an einem Mangel an Präzision im entscheidenden Moment. Dann, wenn es wichtig war – und es nicht nur um die Herrschaft über ein paar Quadratmeter Grashalme ging.

Das Effizienzteam der Bundesliga demonstrierte, wie man es richtig macht. In der 57. Minute schlug Sergio Pinta-da Silva eine Ecke. Abdellaoue brachte das rechte Bein Richtung Ball. 1:0 für Hannover. Und eine Art Weckerklingeln für die Dortmunder. Bereits zwei Minuten später gewährte Götze dem Gast Einblick in seine Technikkiste, spielte sich durch und traf. 1:1. Und unter dem Trikot verborgen eine Shirt-Botschaft an den scheidenden Brasilianer Dede. In der 64. Minute erreichte Barrios dann eine Flanke von Lukasz Piszczek mit dem Kopf. Und hämmerte den Ball mit mehr als 70 Stundenkilometern Geschwindigkeit ins Netz 2:1. sein zwölfter Ligatreffer. In der 73. Minute entschied sich Barrios für die sanftere Variante nach Vorarbeit von Götze. Über die Linie kam der Ball dennoch. 3:1. Und in der 83. Minute leitete er mit der Hacke weiter auf Kevin Großkreutz. 4:1. Vielleicht hätte Hannover den Wecker doch nicht auf Gegentor für den BVB stellen sollen…