Dortmund. . Nach dem 1:1 des BVB gegen den FSV Mainz 05 wird heftig über die 21 Sekunden vor dem Ausgleichstreffer diskutiert. Der Vorsprung der Dortmunder auf Bayer ist auf sieben Punkte geschrumpft.

Den sonnigen Sonntagnachmittag verbrachten die meisten Mitarbeiter von Borussia Dortmund vor dem Fernseher. Beim Tabellenführer, bei dem sonst immer auf das eigene Team geschaut wird, interessierte man sich für das Duell zwischen Verfolger Bayer Leverkusen und Schalke 04. Selten dürften so viele Dortmunder dem Revier-Rivalen die Daumen gedrückt haben. Ohne Erfolg. Nach Abpfiff war der BVB-Vorsprung auf Bayer auf sieben Punkte (plus besseres Torverhältnis) geschrumpft.

Die Dortmunder hatten am Samstagabend 1:1 gegen Mainz gespielt. Mit dem 0:1 in Hoffenheim aus der Vorwoche bedeutet das nur einen Punkt aus zwei aufeinanderfolgenden Liga-Spielen. Das gab es in dieser Erfolgs-Saison bisher noch nicht. Eine kleine Ergebnis-Krise? „Wir wanken nicht. Da muss sich niemand Hoffnungen machen“, stellte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke klar.

Seine Mannschaft hätte gegen Mainz zeitig dafür sorgen können, dass mögliche Diskussionen gar nicht aufkommen. Schon nach acht Minuten köpfte Mats Hummels die Führung. Zehn Minuten später hatte Nuri Sahin die Entscheidung auf dem linken Fuß. Lucas Barrios war im Strafraum von Gäste-Torwart Christian Wetklo per Body-Check umgemäht worden und musste später angeschlagen ausgewechselt werden. Schiedsrichter Felix Brych entschied auf Elfmeter. Sahin schoss mäßig. Wetklo parierte. Es war der vierte vergebene Strafstoß in Serie des 22-Jährigen. Als sein BVB das letzte Mal so eine Serie hatte, 1964/1965, war noch nicht mal Jürgen Klopp geboren.

Der vergebene Elfer wurde zum Knackpunkt: Ihm folgte ein Bruch im Dortmunder Spiel. Die „beiden Pressing-Monster“ (Mainz-Manager Christian Heidel) neutralisierten sich von da an im ausverkauften Signal Iduna Park. Der Ball bewegte sich nur noch zwischen den Strafräumen. Die Dortmunder, torgefährlichstes Team der Liga, hatten ungewöhnlich wenige Chancen. Und vergaben diese.

Mainz kam gar nicht erst bis in die Gefahrenzone. Bis zur 89. Minute und einer Aktion, die zwar 21 Sekunden dauerte, aber Gesprächsstoff für einen eigenen Fußball-TV-Sender liefert. Wenige Meter vor dem Strafraum erhielt Neven Subotic einen Schuss in den Unterleib und krümmte sich auf dem Boden. Das Spiel lief weiter. Schiedsrichter Brych sah, regelkonform, keinen Grund zur Unterbrechung. Der Ball kam zu Marcel Risse. Der lief zur Torauslinie, flankte, und Petar Sliskovic gelang der Ausgleich. Die Dortmunder schimpften, weil die Mainzer den Ball nicht ins Aus gespielt hatten, um eine Behandlung von Subotic zu ermöglichen. „Skandal. Unfassbare Sauerei“, schimpfte Chef-Ankläger Hans-Joachim Watzke in erster Erregung. Dortmunds emotionaler Anführer, Jürgen Klopp, gab bei der Mainzer Bank eine Protestnote ab und räumte auf dem Weg dorthin seinen ehemaligen Physiotherapeuten Uli Märten aus dem Weg.

Streit bei Sky

Auch nach Abpfiff blieben die Gemüter erregt. Klopp und Mainz-Trainer Thomas Tuchel stritten beim TV-Sender Sky weiter. Später, bei der Pressekonferenz, näherten sich die Duellanten an. „Ich kann nicht beschwören, dass wir anders gehandelt hätten“, sagte Klopp, der sich über den frenetischen Jubel auf der Gäste-Bank geärgert hatte. „Ich wäre wohl genauso aufgebracht gewesen wie die Dortmunder“, gestand Tuchel und versicherte, dass keiner seiner Spieler den am Boden liegenden Subotic bemerkt habe.

Am Ende hatte der BVB, wie in Kaiserslautern und gegen Stuttgart, ein spätes wie ärgerliches Gegentor kassiert. „Wir hätten in den entscheidenden Momenten das Ding reinmachen müssen“, sagte Klopp, haderte aber nur kurz: „Wir haben 62 Punkte. Ich habe schon Schlimmeres erlebt.“