Kobe. .

Seinen 22. Geburtstag wird Shinji Kagawa in der Heimat feiern. Das ist für einen Fußballer, der aus Japan kommt, in der Bundesliga spielt und im März, mitten in der Saison, Geburtstag hat, ungewöhnlich. Die Feier im Kreise seiner Familie am heutigen Donnerstag in der Millionen-Metropole Kobe bei Osaka wird indes klein wie bescheiden ausfallen.

Zu groß sind die Sorgen im Katastrophenland Japan. „Er ist schon erschreckend, was dort passiert ist“, sagt Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Und so wird es heute für Shinji Kagawa und seine Familie in seiner Heimstadt Kobe ein trauriger Geburtstag.

Tiefe Betroffenheit

Kagawa hatte bereits am Samstag über seine Internetseite seine tiefe Betroffenheit über das Unglück in seinem Heimatland ausgedrückt. Anfang der Woche traf der BVB-Profi den Bürgermeister von Osaka und spendete für zehn Heimspiele seines Ex- Klubs Cerezzo Osaka je 100 teure Eintrittskarten. „Es ist die Aufgabe von Profifußballern, Kindern Träume zu erfüllen“, sagte er über seine Benefizaktion.

Das schwere Erdbeben hatte der Mittelfeldspieler nur „am Rande gespürt“, wie er dem BVB vergangene Woche mitteilte. Kagawa, der sich im Januar beim Asien-Cup in Katar den Mittelfuß gebrochen hatte, weilte zur Reha in der japanischen Hauptstadt Tokio. Am Sonntag, so die Planung, wollte ihn der BVB wieder in Dortmund begrüßen. Das könnte jetzt etwas früher passieren. „Wir hoffen, dass er vorher zurückkommt“, sagte Jürgen Klopp gestern. Im Großraum Osaka gibt es wieder Flüge nach Europa. Kagawa hält ständig Kontakt zu seinem Berater Thomas Kroth und seinem Dolmetscher Jumpei Yamamori. Neue Informationen aus Japan werden von ihnen sofort an den BVB weitergeleitet.

Zurück in Dortmund, will der Japaner unter Beobachtung von Mannschaftsarzt Markus Braun seine intensive Reha bei der Borussia fortsetzen. Ende April oder Anfang Mai, so der ambitionierte Plan des beidfüßigen Mittelfeld-Allrounders, möchte er noch für Dortmund in dieser Spielzeit auflaufen. Es wäre der schöne wie passende Abschluss einer tollen Premieren-Saison.

Shinji Kagawa war im Sommer 2010 als 350.000-Euro-Schnäppchen zum BVB gekommen.

Gedanklich in Sendai

Trotz seiner nur 1,72 Meter Größe wurde er schnell unübersehbar und verzauberte wie begeisterte die Liga und Fußball-Deutschland. Mit acht Toren in der Hinrunde war er zweitbester BVB-Torschütze. Durch zwei Treffer in und gegen Schalke am 19.09.2010 machte er sich gleich in seinem ersten Revierderby bei den schwarzgelben Fans unsterblich. Kein Wunder, dass sich Sportdirektor Michael Zorc längst bemüht, den Vertrag mit Kagawa, der bislang bis 2013 datiert ist, vorzeitig zu verlängern. Nach dessen Rückkehr sollen intensive Gespräche zwischen Zorc, Berater Kroth und dem begehrten Fußballprofi geführt werden. Shinji Kagawa ist mit seinen Gedanken im Moment noch ganz woanders. Die Katastrophe hat auch Bekannte der Familie getroffen. Denn der Fußballer lebte als Teenager für fünf Jahre in Sendai – der Stadt, wo der Tsunami besonders vernichtend zugeschlagen hat.