Dortmund. . Obwohl Nuri Sahin schon seine fünfte Bundesliga-Saison spielt und auf 126 Einsätze kommt, ist er noch nie auf dem legendären Betzenberg in Kaiserslautern aufgelaufen.

Eigentlich sollte Nuri Sahin am Mittwochabend, fern von Dortmund und Deutschland, mit seiner Nationalmannschaft in der nordosttürkischen Stadt Trabzon gegen Südkorea spielen. Sahin saß allerdings da, wo er sonst nie sitzt: Auf den Zuschauerrängen des Signal Iduna Parks beim Länderspiel Deutschland gegen Italien. Die Borussen, die sonst mit ihm auf dem Dortmunder Rasen spielen, durfte er am Mittwochabend ausnahmsweise einmal anfeuern. „Schon eine ungewöhnliche Perspektive für mich“, gestand er.

Durch die Verletzung aus dem Derby, eine Einblutung in einer Kapsel am linken Sprunggelenk, konnte Sahin in dieser Woche bislang nur laufen. Donnerstag, wenn die Nationalspieler zurückkehren, will der junge Deutsch-Türke ins Teamtraining einsteigen. „Mal sehen, wie mein Fuß reagiert, wenn ich Fußballschuhe überziehe“, sagt der 22-Jährige, der Samstag eine Premiere plant: Obwohl Nuri Sahin schon seine fünfte Bundesliga-Saison spielt und auf 126 Einsätze kommt, ist er noch nie auf dem legendären Betzenberg aufgelaufen.

Drei Treffer im Hinspiel vorbereitet

Das hat allerdings weniger mit Sahin zu tun, sondern mehr mit dem 1. FC Kaiserslautern, der sich nach der Premierensaison des Borussen in die Zweitklassigkeit verabschiedete. „Einmal saß ich auf der Bank, im Oktober 2005, ich kam gerade von der U17-WM in Peru zurück. Ein verrücktes 3:3, Ebi Smolarek macht drei Tore und mein Freund Halil Altintop trifft auch drei Mal.“ Kaiserslautern scheint indes auch Sahin zu liegen: Beim 5:0-Hinspielsieg in Dortmund bereitete er drei Treffer vor. „Ich freue mich auf das Rückspiel. Kevin (Anm. d. Red. Großkreutz) war ja mit Ahlen da und hat von der besonderen Atmosphäre auf dem Betze geschwärmt.“

Der 22-Jährige will zudem am Samstag eine Serie der Kontinuität fortsetzen. Neben den drei Defensivkräften Roman Weidenfeller, Mats Hummels und Marcel Schmelzer ist er der einzige Borusse, der in allen 21 Liga-Spielen in der Startelf stand. Das letzte Liga-Spiel verpasste er am 20. März 2010 wegen einer Gelbsperre.

In seinen 21 Einsätzen kommt der Mittelfeldspieler schon jetzt auf beeindruckende Statistiken: Fünf Tore sind Karriere-Bestwert in seinen fünf Bundesliga-Jahren, nur bei seiner Auszeit in Feyenoord Rotterdam gelangen ihm in der Eredivisie sechs Treffer. Sein Rekord von acht Vorlagen wackelt auch mächtig, schon jetzt hat er sieben Treffer aufgelegt. Sahin agiert dabei, obwohl er als Rädelsführer, BVB-Schattenkapitän und Sprachrohr im Mittelfeld immer wieder Kontakt zu den Schiedsrichtern hat, äußerst diszipliniert. Erst zwei Verwarnungen hat er kassiert. Die dritte Gelbe Karte nahm im in der hitzigen Schlussphase des Köln-Spiels, in dem er das Siegtor erzielte, Roman Weidenfeller ab. Sonst hätte der schon verwarnte Sahin vorzeitig den Platz verlassen müssen. Es wäre das erste Mal in seiner Karriere gewesen.

Sahin will Wette gewinnen

Samstag in der Pfalz wird der er erst einmal einen weiteren Anlauf nehmen, um eine Wette gegen seiner Bruder Ufuk zu gewinnen: Es geht um nicht weniger als das perfekte Spiel. Und so ärgerte sich der Dortmunder Deutsch-Türke besonders, als ihm beim Spiel in Wolfsburg kurz vor Schluss ein Ball versprang. „Bis dahin hatte ich wenige Ballverluste. Ich habe eine Wette laufen, dass ich ein Spiel ohne Fehlpass auskomme – leider hat es da wieder nicht geklappt“, erklärte er anschließend.

Weit mehr als dieser anspruchsvolle Individualerfolg zählt für Nuri Sahin der Mannschaftserfolg. Und wenn die Bundesliga-Saison weiter wie bisher verläuft, könnte sich der Dortmunder zwei seiner Ziele erfüllen. Die lauten, laut Internet-Homepage, Meisterschaft und Champions-League-Teilnahme. Auf den möglichen wie erhofften Auftritt in der Fußball-Königsklasse hat er sich schon vorbereitet: die markante Hymne der Champions League, ein an Georg Friedrich Händels „Zadok the Priest“ angelehntes und vom Royal Philharmonic Orchestra eingespieltes Stück, hat der Sechser mit der Rückennummer 8 als Klingelton auf seinem Handy.