Dortmund. . Tabellenführer Borussia Dortmund war auch ohne Sieg der Gewinner des 21. Bundesliga-Spieltages. Die Verfolger Bayer Leverkusen und Bayern München verloren, und der BVB kommt dem siebten Meistertitel immer näher.
Für Nuri Sahin begann der Samstag mit einem Krankenhausbesuch. Der linke Fuß schmerzte: Einblutung in der hinteren Kapsel am Sprunggelenk lautete nach der Kernspinuntersuchung in einer Unfallklinik in Duisburg die Diagnose. Trainingspause bis Mittwoch und gute Gelegenheit, den punktierten wie gespritzten Fuß hochzulegen und den Samstagnachmittag auf dem Sofa vor dem Fernseher zu verbringen. Fußballprofis sind eben auch Fußballfans.
Wie im Meisterjahr
Was sich in der Bundesliga-Konferenz zwischen 16.40 und 17.05 Uhr abspielte, war schon, wie nicht nur Sahin fand, „eine ganz verrückte halbe Stunde“. Die Bayern verspielten in diesen Minuten ihre Führung, Leverkusen geriet in Rückstand. Es war nicht so, dass sich die Dortmunder, wie von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge vermutet, „totlachten“. „Aber mein Handy stand nicht mehr still. Ich habe mit unseren Jungs SMS hin und her geschickt“, sagte Sahin.
Sein BVB, der am Freitag im Revierderby 0:0 gespielt hatte, war auch ohne Sieg plötzlich der Gewinner des Wochenendes. Der Tabellenführer ist jetzt auch die beste Mannschaft der Rückrunde, liegt zwölf Punkte vor Leverkusen, gar 15 vor den Bayern. Beide „Konkurrenten“ haben damit weiter Boden auf den BVB verloren. „Mich hat gewundert, wie einige Vereine, die in der Winterpause eine Aufholjagd angekündigt haben, diese jetzt interpretieren“, staunte BVB-Präsident Reinhard Rauball.
Die erste Enttäuschung über den greifbaren, aber verpassten Dreier gegen die Schalker und den ersten Heimsieg der Rückrunde war vergessen. Auch bei den BVB-Fans, von denen einige ihre vermeintlichen Derby-Sieger ursprünglich am Samstagmorgen beim Auslaufen auf dem Trainingsgelände mit einer Choreographie überraschen wollten. Dem Derby der vergebenen Chancen konnte man am Ende sogar noch Positives abgewinnen. 0:0 gegen Schalke in Dortmund hatte der BVB zuletzt im April 1996 gespielt. Wenige Wochen später waren die Borussen Meister.
Piszczek war gegen Schalke bester BVB-Spieler
Solche historischen Zusammenhänge interessierten BVB-Trainer Jürgen Klopp auch an diesem Wochenende nicht. „Ich bin enttäuscht und verärgert, wenn du mit so viel Aufwand und so viel Chancen am Ende mit leeren Händen da stehst.“ Das hatte nicht etwa Klopp gesagt, sondern Thomas Tuchel, Cheftrainer des FSV Mainz. Das Spiel von Tuchels Mannschaft endete am Samstag wie das der Dortmunder am Freitag: unentschieden. Während aber Tuchel in seiner zweiten Saison als Profitrainer wie ein Rohrspatz schimpfte, fiel das Fazit von Klopp, der gerade sein Zehnjähriges als Profitrainer begeht, nach seinem 0:0 moderater aus. Klopp widersprach auch seinem Spieler Mats Hummels, der sich über vier in der Rückrunde verschenkte Punkte geärgert hatte. „Es ist nicht so, dass wir vier Punkte verschenkt haben. Es ist auch keine gefühlte Niederlage. Wir haben ja einen Punkt mehr als vor dem Spiel“, hatte der BVB-Trainer nach dem Derby mathematisch korrekt festgestellt. Und damit hellseherische Weitsicht bewiesen.