Jerez. . Nuri Sahin und Sven Bender sind die zweieiigen Zwillinge beim BVB. Ein Interview mit Borussias Doppel-Sechs über blindes Verständnis, Zauberpässe, eine Rückkehr Sebastian Kehls und speziellen Humor.

Sigi Held und Lothar Emmerich waren in den Sechizger Jahren bei Borussia Dortmund die „terrible twins“, die schrecklichen Zwillinge. Heute hat der BVB wieder Zwillinge, zweieiige Zwillinge. Sie heißen Nuri Sahin (22) und Sven Bender (21), der beim BVB in Anlehnung an Ex-Profi Manfred Bender nur Manni genannt wird.

Die „Doppelsechs“, das defensive Mittelfeld im modernen Fußball. Das wird immer so selbstverständlich geschrieben. Doch was ist das eigentlich? Und vor allem wie funktioniert sie?

Nuri Sahin: Auf der Doppelsechs gibt man den Takt des Spiels vor – sowohl nach vorne als auch nach hinten. Dafür ist die Absprache untereinander sehr wichtig, dass man sich gegenseitig absichert ohne groß miteinander zu reden. Da reicht oft schon ein Blickkontakt. Der Trainer sagt, dass sei bei uns beiden mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen. Manni kennt mich wie kein anderer aus der Mannschaft.

Sven Bender: Du brauchst blindes Verständnis. Das betrifft nicht nur das Einschalten der einen und das Absichern durch die andere Sechs, sondern auch das ganze Verschieben.

Wie übt man blindes Verständnis?

Sahin: Das entwickelt sich. Hilfreich dafür ist es, dass wir uns mittlerweile auch außerhalb des Fußballs gut verstehen.

Wenn man das so hört, dann haben Sie sich offensichtlich gesucht und gefunden.

Sahin: Es ist nicht so, dass wir uns an die Hand nehmen und zusammen durch Dortmund laufen. Aber es stimmt, ich habe den Part von Mannis Zwillingsbruder Lars übernommen.

Also ein Vertrauensverhältnis.

Sahin: Es ist wichtig, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Wenn der Manni hinter mir ist, dann weiß ich ganz genau, ich kann den Ball einmal verlieren, zweimal oder dreimal – er würde jedes Mal für mich laufen und nicht einmal sagen: Man, jetzt hör doch mal auf mit dem Mist. Das Gleiche gilt für mich.

Bender: Wenn man einen Spieler wie Nuri neben sich hat, hat man genau das, was man auf der Doppelsechs braucht. Er nimmt mir auch Arbeit ab und erleichtert mir vieles.

Was?

Bender: Naja, von mir wird man keine Zauberstücke und Jahrhundertpässe sehen...

Sahin: Doch! Das fällt zwar nicht auf, aber ab und zu spielst auch du solche Dinger...

Bender: Nein, nein, dass ist dein Part. Jeder weiß ja, dass du ein Gespür für den richtigen Pass hast, und auch die Voraussetzungen.

Sahin: Dafür hast du das Gespür für die Situation. Der Manni erkennt die Taktik des Gegners. In diesem Punkt habe ich Nachholbedarf. Er betrachtet die Situation sehr nüchtern. Ich denke mehr an das Offensive.

Müssen Sie, Herr Bender, Nuri Sahin manchmal bremsen?

Bender: Nein! Wenn Nuri den Drang hat, was nach vorne zu machen, dann bin ich ja froh. Dann kommt da wenigstens was bei raus. Der kann auch gerne 20 Mal nach vorne gehen und 20 Mal einen überragenden Ball spielen – ich bin doch da.

Sahin: Das gilt aber nicht nur für mich. Wenn man genau hingeschaut hat, dann hat Manni bestimmt zwei oder drei Torvorlagen geliefert. Man kann nicht sagen, dass ich der offensive Spieler bin und Manni der defensive. Wenn das Spiel losgeht, sind wir beide zunächst defensive Mittelfeldspieler.

Bender: Wenn Nuri von vornherein der offensive und ich der defensive Spieler wäre, wären wir auch zu leicht auszurechnen.

Herr Bender, profitieren Sie von der Erfahrung Nuri Sahins?

Bender: Es war von Anfang an so, dass ich mich an Nuri hochziehen konnte. Es tut gut zu sehen, wie er auch in engen Situationen die Ruhe behält.

Sahin: Natürlich hab ich ein paar Spiele mehr gemacht als Manni, aber das heißt nicht, dass ich nicht auch von ihm lernen kann. Er hat eine einzigartige Einstellung. Wenn wir anderen zum Training kommen, ist er schon seit drei Stunden da und war zweimal im Kraftraum. Wie er regeneriert, wie er sich ernährt, wie er den Fußball lebt, davon kann ich lernen. Der geht mit dem Kopf in Bälle, in die ich nie im Leben meinen Fuß halten würde.

Was fehlt ihm denn dann noch, um ein Großer zu werden?

Sahin: Er sollte langsam mal sein erstes Bundesligator schießen.

Bender: Ich wünsche mir schon, mal ne Kiste zu machen. Man spielt ja auch Fußball, um dem Gegner einen einzuschenken. Aber bei uns treffen die anderen Jungs ja ganz gut.

Herr Sahin, Herr Bender, wer von Ihnen beiden, muss eigentlich auf die Bank, wenn Kapitän Sebastian Kehl zurückkommt?

Bender: Sebastian bringt enorme Erfahrung mit – aber er ist ja noch nicht komplett fit.

Sahin: Die Frage stellt sich nicht. Denn wir sind eine Mannschaft und brauchen jeden einzelnen Spieler. Für Kehli ist erst mal wichtig, dass er nach den Verletzungen komplett fit wird. Was dann passiert, wird man sehen.

Herr Sahin, Sie wurden kürzlich von den Bundesligakollegen zum besten Spieler der Hinrunde gewählt. Eine besonders wertvolle Auszeichnung?

Sahin: Es war eine schöne Anerkennung für unsere harte Arbeit; vor allem weil sie von denen ist, die es am besten beurteilen können. Aber dafür können wir uns nichts kaufen. Wir wissen, dass wir jetzt noch härter arbeiten müssen, weil wir noch mehr im Fokus stehen.

Bender: Nuri hat es verdient. Es ist schön, dass die anderen Bundesliga-Spieler anerkennen und gesehen haben, was er leistet.

Sie, Herr Bender, werden als nächster Nationalspieler des BVB gehandelt.

Bender: Das habe ich am Rande mitbekommen. Natürlich ist die Nationalmannschaft ein Ziel. Wenn ich weiter meine Leistung im Verein bringe, kommt alles andere von selbst.

Sahin: Manni, 2011 machst du dein erstes A-Länderspiel. Da bin ich ganz sicher.

Herr Sahin, Herr Bender, Harmonie füllt nie einen ganzen Text. Deshalb zum Schluss ein Satz zur größten Macke des jeweils anderen.

Bender: Ich habe einmal gegen Nuri Sahin Fußball an der Playstation gespielt. Ich wusste bis dahin nicht, dass man so viel aus einem Computerspiel rausholen kann. Der ist verrückt.

Sahin: Mannis Humor. Der ist schon ziemlich speziell. Kaum zu verstehen, aber auch das habe ich gelernt. Es gibt Witze von ihm, die verstehe nur ich. Und alle anderen denken, sind die beiden denn bescheuert.

Training in der Sonne

Borussia Dortmund bereitet sich im spanischen Jerez auf die Rückrunde vor.
Borussia Dortmund bereitet sich im spanischen Jerez auf die Rückrunde vor. © Bongarts/Getty Images
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Borussia Dortmund bereitet sich im spanischen Jerez auf die Rückrunde vor.
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