Dortmund. .

Bundestrainer Joachim Löw lädt Kevin Großkreutz, Mats Hummels, Marcel Schmelzer und Mario Götze von Borussia Dortmund zum Länderspiel in Schweden ein.

Bei der Dortmunder Borussia haben sie ein neues Wort erfunden, sie sprechen in diesen Tagen gern vom „Tabellenführertourismus“. Und meinen die vielen Journalisten und Kamerateams, die sich neuerdings unter der Woche auf dem Trainingsgelände im Vorort Brackel drängeln. Am Mittwoch waren die Objektive auf vier Spieler gerichtet, die zum Warmmachen am liebsten Freudensprünge gemacht hätten. Denn Joachim Löw, der an diesem Donnerstag sein Aufgebot für das Länderspiel am nächsten Mittwoch in Schweden offiziell bekanntgeben wird, nimmt am Montag die jungen Borussen Mats Hummels (21), Kevin Großkreutz (22), Marcel Schmelzer (22) und Mario Götze (18) mit auf die Reise nach Göteborg.

Hummels und Großkreutz haben bereits im Mai gegen Malta in Aachen in der Nationalmannschaft debütiert, Schmelzer und Götze zählen erstmals zum Elite-Aufgebot. „Die Spieler haben mich zuletzt sehr beeindruckt, sie sind sehr entwicklungsfähig“, sagt Löw und denkt dabei auch an die von ihm ebenfalls eingeladenen Mainzer Lewis Holtby und Andre Schürrle.

Aber der Bundestrainer warnt auch davor, voreilig große internationale Karrieren zu prophezeien: „Ob sie den Ansprüchen genügen und bei der Nationalmannschaft eine tragende Rolle spielen werden, ist erst in einigen Monaten, vielleicht auch Jahren zu beantworten. Meine Messlatte ist sehr, sehr hoch.“ Es werde sich erst zeigen, ob Spieler wie Holtby oder Götze „bei einer WM gegen Spanien, Argentinien, England oder Italien Akzente setzen und auch Titel gewinnen können“.

Zumal Götze noch unerfahrener ist als die anderen Nominierten. Der Junge ist erst im Sommer 18 geworden, er könnte sogar noch in der A-Jugend spielen. Zuletzt wurde 1954 ein so junger Kerl so früh befördert: Uwe Seeler hieß das 17-jährige Talent, dem Sepp Herberger damals das Vertrauen schenkte.

Das Kriterium „zu früh“ gibt es für Joachim Löw nicht. Auch Mario Götzes Vereinstrainer Jürgen Klopp sieht in der Berufung dieses frühreifen Ausnahmefußballers kein Risiko. „Mario ist es gewöhnt, vorzeitig herausgegriffen zu werden. Er hat bisher trotzdem alle Schritte gemeistert.“ Alle vier Borussen, meint Klopp, hätten die Einladung des Bundestrainers verdient. Wegen der guten WM bräuchte die Nationalmannschaft grundsätzlich „keine Frischzellenkur“, aber zu anderen Zeiten hätte ein Spieler wie Mats Hummels „längst dazugehört“. Kevin Großkreutz und Marcel Schmelzer hätten hingegen in ihren Entwicklungen am meisten überrascht. „Sie sind immer wieder mit großen Schritten gekommen“, meint Klopp hocherfreut.

Schmelzer werden gute Chancen eingeräumt, die vakante Linksverteidiger-Position in der Nationalelf erobern zu können. „Ich habe immer gesagt, dass die Nationalmannschaft etwas ganz Großes ist“, sagt er und sieht den Ort seines wahrscheinlichen Debüts als bestes Omen an: „Für mich schließt sich ein Kreis, weil ich letztes Jahr mit der U 21 in Schweden Europameister geworden bin.“

Hummels: „Schöne Bestätigung“

Hummels empfindet die Berufung als „schöne Bestätigung“. Er kündigt an, sich nachhaltig empfehlen zu wollen. Auch Großkreutz, der bei den EM-Qualifikationsspielen gegen die Türkei und Kasachstan wegen eines grippalen Infekts passen musste, fühlt sich diesmal „topfit“ und will unbedingt „die Chance nutzen“. Götze, der Jüngste, stellt sich dagegen brav hinten an. Er freut sich einfach nur darüber, „zur schwarz-gelben Reisegruppe zu gehören“.

Die erhält sogar noch Verstärkung durch den BVB-Chef. Auch Hans-Joachim Watzke fliegt mit nach Göteborg. Klarer Fall: „Vier Borussen im Nationaltrikot, das lasse ich mir nicht entgehen.“