Dortmund. .
BVB-Trainer Jürgen Klopp kann die derzeitige Situation seines Klubs als Tabellenführer der Bundesliga genießen. Mit zuletzt sieben Siegen in Serie hat sich sein BVB den Spitzenplatz erobert.
Jürgen Klopp, Cheftrainer von Borussia Dortmund, ist ein Genießer: Ein schönes Buch, ein gutes Abendessen oder eben ein Fußballspiel, das seine Mannschaft idealerweise gewinnt. Das geht es dem 43-Jährigen richtig gut. So wie am Freitag in Köln. „Nach Erfolgen bin ich so entspannt, dass es kaum besser geht“, gesteht Klopp und dürfte das Wochenende, sein erstes als Bundesliga-Tabellenführer, genossen haben.
Sein BVB rückte Freitag an die Spitze. Und der Klub wird auch noch die ganze Woche Fußball-Deutschland von ganz oben in der Tabelle grüßen. Erstmals seit acht Jahren, dem Finale der Meistersaison 2002, hat der BVB am Ende eines Spieltags alle 17 Mannschaften hinter sich. Und die Dortmunder Statistiken sind auch einfach spitze: Sieben Siege in Serie und damit den Vereinsrekord eingestellt. Die beste Offensive (20 Tore), die beste Abwehr der Liga (6 Gegentore) und dazu erheblichen Vorsprung auf die Europapokal-Konkurrenz: Ein Sechs-Punkte-Polster auf Leverkusen, gar sieben Zählen auf Hamburg und den nächsten Gegner Hoffenheim. Die vermeintlichen Titelfavoriten Bayern und Bremen liegen zehn Punkte zurück, von Schalke (16 Zähler) spricht schon lange niemand mehr.
Beim BVB selbst wird der Höhenflug mit Sprung an die Tabellenspitze unaufgeregt gesehen. „Momentaufnahme“, sangen am Freitag Mats Hummels, Roman Weidenfeller und Nuri Sahin einstimmig im schwarzgelben Chor. „500 Kilometer im Umkreis von Dortmund redet niemand über den Titel. Die Fans sind glücklich, wie die Mannschaft Leidenschaft und Engagement verkörpert und alles rausholt“, sagt BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. So wie in Köln, als Mats Hummels, aus Jugend-Zeiten noch Träger des Bayern-Gens, den Ball nach dem 1:1 aus dem Tor holte und seine Mitspieler antrieb. „Da hat keiner den Kopf hängen lassen. Die Jungs haben sehnsüchtig auf den Wiederanpfiff gewartet. Diese Gier, die wollten gewinnen. Das ist die Siegermentalität, die Jürgen Klopp der Mannschaft und dem gesamten Verein wieder eingeimpft hat“, so Watzke.
„Uns hat besonders ausgezeichnet, dass wir niemals aufgegeben haben. Und solche Siege in letzter Minute bringen uns näher zusammen“, ist Neven Subotic sicher. „Das ist, was uns in dieser Saison auszeichnet und bedeutet einen Schritt, den wir gemacht haben“, sagt Nuri Sahin, Kopf des jungen BVB-Teams.
Es könnte die Weiterentwicklung sein, die sein Trainer Jürgen Klopp vor der laufenden Spielzeit als Saisonziel für diese ausgegeben hat. Nach 59 Punkten und Platz 6 (2009) und 57 Punkten und Platz 5 (2010) könnte der BVB im Mai 2012 den nächsten Schritt nach vorne und nach oben machen: Die Champions League, vergangene Saison schon mal in Reichweite, scheint mit Leistungen und Ergebnissen wie in Köln greifbarer denn je.
Zwei Reifeprüfungen
Aus dem Jäger Dortmund ist durch den Sprung an die Tabellenspitze allerdings auch ein Gejagter geworden. Am Sonntag wird sich 1899 Hoffenheim am Sturz des Spitzenreiters probieren. Vorher und nachher stehen weitere Reifeprüfungen an: Im Heimspiel am Donnerstag muss das junge BVB-Team gegen die routinierte Mannschaft von Paris St. Germain für den Schritt in die K.o.-Phase der Europa League punkten. Nächste Woche ist Kickers Offenbach Gegner im DFB-Pokal. An einem Drittligisten sind die Dortmunder vergangene Saison gescheitert. Insgesamt stehen ihnen sechs Spiele in den nächsten drei Wochen bevor. „Mal schauen, wie wir das verkraften“, ist Hans-Joachim Watzke gespannt.