Dortmund. .

Nach den jüngsten Erfolgen bejubeln die Medien die Rasselbande des BVB. Doch Trainer Jürgen Klopp sucht die Konzentration auf den nächsten Gegner zu lenken - denn der ist nicht ungefährlich.

Nach dem 5:0-Erfolg gegen den 1. FC Kaiserslautern am Mittwochabend im eigenen Stadion sind die Fußballberichterstatter schon wieder nicht so richtig knallhart mit der Borussia vor Gericht gezogen. Positiv, sogar überaus positiv wurde es gesehen, dass die Dortmunder den Gast aus der Pfalz nach halbstündiger Anlaufphase zum Fall für die Seelentherapie gemacht hatten.

Für Jürgen Klopp eine bedrohliche Situation. Den hohen Sieg schätzt der Trainer des BVB qua Amt, das Hohe Lied auf die Leistung seiner Mannschaft, das seit der Derby-Degradierung der Schalker hell erklingt, schätzt er weniger. „Deshalb“, meint Klopp, „lässt man die Berichterstattung im Idealfall komplett an sich vorbeirauschen.“

Wie beim Bobrennen

Ein Lese-Verbot für seine Spieler hat er nicht verhängt. Vor dem samstäglichen Gastauftritt bei St. Pauli aber präsentiert der Trainer ein schönes und lehrreiches Bild für die Lage, in der sich der westfälische Klub nach der Eroberung von Tabellenplatz zwei seiner Einschätzung nach befindet. Man stelle sich die Saison in der Bundesliga als Viererbob-Rennen am Königssee vor. „Wir haben dann eine gute Startzeit hingelegt“, sagt Klopp. „Arme hochreißen“, weil man sich an der guten Startzeit so sehr freue, könne allerdings dazu führen, dass man aus der Bahn geworfen werde.

Die Sorge, dass die medial vermittelte Euphorie sich in den Köpfen der BVB-Akteure einnisten könnte, trieb den Trainer bereits vor der Begegnung mit den Lauterern um. Die Folge: eine kämpferisch und spielerisch starke Performance seiner Jugendgruppe. Ob sich diese beim Aufsteiger mit dem Anarcho-Flair wiederholen lässt, das ist die Frage. Klopp hat beobachtet, dass sich der Kontrahent „ganz klar über den Kampf definiert“. Er hat aber auch beobachtet, dass St. Pauli „ein paar außergewöhnliche Fußballer“ in den Reihen hat. Und darüber hinaus erwarte sein Trüppchen diese spezielle Atmosphäre im neuen Stadion am Millerntor, diese spezielle Durchmischung von Lebens- und Fußballgefühl, für die der kleinere und buntere der Hamburger Klubs seit Jahrzehnten bekannt ist: „Das ist ein Verein, den man, wenn man nicht HSV-Fan ist, mögen muss“, behauptet Klopp.

Letzter Pauli-Sieg 1989

Sollte die Borussia bereits vor der Vergabe des Bankauftrages an den dreitagebärtigen Lederjoppen-Freund klammheimliche Sympathie für die Paulianer gehegt haben, hat sie es zumindest geschickt verborgen. Der letzte Sieg der Hanseaten gegen die Dortmunder datiert aus dem Jahr 1989. Der damalige Spielverlauf: 0:1 lag St. Pauli zurück. 2:1 wurde gewonnen. So, wie zuletzt gegen Borussia Mönchengladbach. Auch nach hinten heraus sollte der BVB also mental gepanzert sein. In der Begegnung. Und im Erfolgsfall auch danach. Gewännen die Bayern nämlich ihre Heimpartie gegen Mainz – dann wäre Dortmund: Tabellenführer. In Deutschland wird gerade so eine absolute Momentaufnahme oft zum Anlass für wüsteste Positiv-Berichterstattung.