Dortmund. .

Verkrampfte Dortmunder verlieren das erste Heimspiel gegen souveräne Leverkusener verdient mit 0:2. Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack feiert ein erfolgreiches, aber unauffälliges Comeback.

Deutlich vor den Leverkusenern standen die Dortmunder vor Beginn der zweiten Hälfte auf dem Rasen. Das sollte wohl als Zeichen gewertet werden können und dem Gegner signalisieren: Seht her, wir warten schon auf euch, wir sind bereit zur Aufholjagd!

Absicht und Ausführung waren am Sonntag allerdings Gegenpole bei den Borussen: Der BVB musste sich einem in der ersten Halbzeit zielstrebigen und in der zweiten Halbzeit cleveren Bayer-Team mit 0:2 geschlagen geben.

Michael Ballack sortierte das Leverkusener Spiel.
Michael Ballack sortierte das Leverkusener Spiel.

Ein erklärbarer Fehlstart. Dortmund leistete sich erschreckend viele Unzulänglichkeiten, Leverkusen hingegen präsentierte sich als gefestigte Einheit.

„Wir haben alles versucht, aber Leverkusen hat abgezockt gespielt“, stellte BVB-Kapitän Sebastian Kehl fest. Er hätte sich auch darüber beklagen können, dass ein klares Tor von ihm wegen angeblicher Abseitsstellung nicht anerkannt wurde, doch Kehl gab ehrlich zu: „Das war zwar bitter, aber daran lag es nicht.“

In genau drei Minuten wurde dieses Spiel entschieden. Eine Fehlerkette mehrerer Dortmunder auf der linken Abwehrseite hatte in der 19. Minute das 1:0 durch Tranquillo Barnetta zur Folge. Zwei Minuten später köpfte der erst 18-jährige Mario Götze, der wegen des verletzungsbedingten Ausfalls von Jakub Blaszczykowski sein Debüt in der BVB-Startelf geben durfte, genau auf Sebastian Kehl, der den Ball über die Linie drückte. Doch Schiedsrichter Florian Meyer pfiff die jubelnden Borussen zurück. Eine falsche Entscheidung.

Desorientierung und Überforderung

Und weil es gerade einmal so schlecht lief, wurden die Dortmunder schon in der nächsten Minute erneut überrollt. Diesmal stellte Renato Augusto die BVB-Abwehr vor unlösbare Probleme – energisch schloss der Brasilianer zum 2:0 ab.

„Wir standen nicht kompakt, als wir die Tore kassiert haben“, meinte Innenverteidiger Mats Hummels. Oh ja, das hatte jeder gesehen. „Nicht kompakt“ – das war eine freundliche Umschreibung für Desorientierung und Überforderung. „Wir haben grobe Fehler gemacht, und daran waren so viele Spieler beteiligt, dass man gar keinen herausnehmen kann“, urteilte Borussen-Trainer Jürgen Klopp. „Nach dem 0:2-Rückstand war jegliche Leichtigkeit weg – und sie ist auch nicht mehr zurückgekommen.“

Angetrieben von ihren nimmermüden Fans, bemühten sich die Dortmunder redlich um Schadensbegrenzung. Aber sie wirkten dabei völlig verkrampft. Nicht nur in der Abwehr, in der vor allem Linksverteidiger Marcel Schmelzer einen ganz schlechten Tag erwischt hatte, sondern auch im Spielaufbau ging zu viel schief. Das aggressive Pressing der Leverkusener funktionierte, dem BVB fehlten Ideen und Durchschlagskraft. Und ganz vorne blieb Lucas Barrios chancenlos, weil er von den Flügeln kaum versorgt wurde.

Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.
Dortmunds Trainer Jürgen Klopp.

„Wir waren zu unruhig und haben es mit der Brechstange versucht“, meinte auch Jürgen Klopp. Durch drei Einwechslungen und erhebliche Umstellungen versuchte er seine an diesem Tag nicht erfolgreiche Aufstellung zu korrigieren, im Mittelfeld spielte am Schluss nur noch Nuri Sahin auf der Position, auf der er begonnen hatte. Es gab zwar immer mal wieder kleine Lichtblicke, vor allem der junge Japaner Shinji Kagawa, der aus der Mitte nach links rückte, ließ ab und zu seine Klasse aufblitzen. Aber ernsthaft in Gefahr brachte auch er die sensationell selbstbewusst agierenden Leverkusener nie.

Der BVB kann froh darüber sein, das erste Play-off-Spiel zur Europa League gegen Quarabag Agdam mit 4:0 gewonnen zu haben. So steht er am Donnerstag beim Rückspiel in Aserbaidschans Hauptstadt Baku weniger unter Druck. Was sich allerdings schon am kommenden Sonntag in Stuttgart ändern wird. „Wir werden ganz bestimmt wiederkommen“, versprach Jürgen Klopp, „und wir werden besseren Fußball spielen und solche Fehler nicht oft machen.“