Dortmund. Der Deutsche Fußball-Bund verkündet einen Teil des EM-Kaders auf sehr ungewöhnliche Art und Weise. Langsam setzt sich das Puzzle zusammen.

Vermutlich dürften sich einige Fußballinteressierte in dieser Woche am Kopf kratzen und staunen, was Deutschland alles zu bieten hat (oder auch nicht), so ungewöhnlich verkündet der Deutsche Fußball-Bund einen Teil seines Kaders für die Heim-Europameisterschaft in diesem Sommer. Leroy Sané etwa hing als Porträt in der Frankfurter Kunstsammlung Schirn. Chris Führichs Teilnahme wurde durch einen Bäcker in Nordschwarzwald im Land verbreitet, Robin Koch erhielt seine Zusagen von den Youtube-Entertainern Dennis und Benni Wolter im WorldWideWohnzimmer. Nico Schlotterbeck wurde bereits am Sonntag ganz klassisch in der Tagesschau als Mitglied des Kaders benannt.

So setzt sich langsam das Puzzle zusammen, mit dem Bundestrainer Julian Nagelsmann bei der EM einen Begeisterungssturm auslösen möchte. 23 bis 26 Profis darf er mitnehmen. Bereits nominiert sind neben Sané, Führich, Koch und Schlotterbeck auch Niklas Füllkrug, Jonathan Tah, Robin Koch, Aleksander Pavlovic und Kai Havertz. Andere werden hingegen wohl das Nachsehen haben. Leon Goretzka und Mats Hummels scheinen nicht eingeplant zu sein für das Turnier, durch das der DFB wieder eng mit seinen Fans zusammenrücken möchte.

Leroy Sané (links) und Mats Hummels
Leroy Sané (links) und Mats Hummels © dpa | Thomas Frey

Nico Schlotterbeck würde BVB-Kollege Mats Hummels vermissen

Er hätte Hummels gerne an seiner Seite gehabt, sagte Vereinskollege Nico Schlotterbeck, beide sind ein Grund, warum es Borussia Dortmund sensationell ins Champions-League-Finale geschafft hat. „Mats hätte es sich verdient. Wir haben sehr gut harmoniert, und er ist einfach ein guter Typ, ein Wahnsinns-Innenverteidiger. Ich kann noch sehr viel von ihm lernen.“

Trotzdem scheint Nagelsmann die Fähigkeiten des bereits 35-jährigen Hummels nicht zu benötigen. In der Innenverteidigung sind, das hat der Bundestrainer bereits betont, Tah von Bayer Leverkusen und Antonio Rüdiger von Real Madrid gesetzt. Dahinter sind entwicklungsfähige Abwehrspieler wie Schlotterbeck, 24, und Eintracht Frankfurts Koch, 27, eingeplant. Zudem wird wohl Waldemar Anton, 27, vom VfB Stuttgart dazu kommen.

Er wisse, dass er als Ergänzungsspieler eingeplant sei, erklärte Schlotterbeck. Dies sei kein Problem, er habe sich einfach sehr über die Nominierung gefreut. „Ich habe am Sonntag den Anruf erhalten, ich war mit der Familie am Phoenix-See unterwegs.“

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Julian Nagelsmann verändert die DFB-Hierarchie

Dass Julian Nagelsmann dabei bleibt, dass Dortmunds Hummels und Bayern Münchens Mittelfeldspieler Goretzka kein Thema für die EM sein sollen, zeigt, dass er an seinem umgekrempelten Kader festhalten möchte. Anfang des Jahres hatte Nagelsmann, selbst erst 36 Jahre alt, überraschend auf einige langjährige Führungskräfte verzichtet und dadurch die Hierarchie nachhaltig verändert.

Der Deutsche Fußball-Bund geht seitdem neue Wege – auch bei der Verkündung der Nominierten. „Irgendwie holt man die gesamte Gesellschaft mit ins Boot“, meinte Niclas Füllkrug, dessen Berufung im Radio bekannt gegeben wurde. Diese ganze Aktion sei, so Füllkrug, auch eine kleine Retourkutsche gegen die aufgeregte Medienbranche. „Dieses ganze Geleake der vergangenen Jahre. Donnerstags ist Nominierung und montags gibt es dann ja so ein paar Nicht-Fachmagazine, die dann ein paar Kader geleakt haben – die haben wir jetzt mal ein bisschen auf die Schippe genommen und selber geleakt. Das finde ich sehr cool“, meinte der Dortmunder Stürmer.

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Am Donnerstag wird Julian Nagelsmann um 13 Uhr in Berlin seinen restlichen Kader benennen, ergänzend zu den Namen die etwa Oma Lotti, Frauke Ludowig und eine Dachdeckerin verraten haben. Wenn die EM beginnt, soll es aber nur noch um Fußball gehen.