Oberhausen. Nach schwacher erster Halbzeit drehte die U17 des BVB das Spiel gegen Leverkusen und wurde Deutscher Meister. Diese Worte fielen in der Pause.

Marco Lehmann redet gar nicht lange drumherum: „Schlecht“, sagt der Trainer der U17 von Borussia Dortmund auf die Frage, wie es um seine Stimme bestellt ist. Und tatsächlich klingt es schon arg kratzig, was aus der Kehle des 41-Jährigen kommt. „90 Minuten kriege ich immer ganz gut hin“, sagt Lehmann grinsend. „Aber heute mit der Dramaturgie und den 120 Minuten Spielzeit ist sie weg.“

Kein Wunder, das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen die B-Junioren von Bayer Leverkusen war ein dramatisches: früher Rückstand durch ein Traumtor von Kerim Alajbegovic (5.), eine dramatisch unterlegen geführte erste Halbzeit, ein ganz anderer Auftritt nach der Pause, der Ausgleich durch Thierry Tazemeta (51.), der vermeintlich entscheidende Nackenschlag durch Leverkusens Jeremiah Mensah in der 89. Minute, der erneute Ausgleich per Elfmeter durch Diego Ngambia in der siebten (!) Minute der Nachspielzeit – und dann das Siegtor als schon die Nachspielzeit der Verlängerung lief und Jan Luca Riedl den Ball mehr mit der Schulter als dem Kopf zum umjubelten 3:2-Siegtreffer ins Tor bugsierte.

Emotionale Halbzeitansprache rüttelt BVB-Junioren auf

Es folgte, was dann eben immer folgt, grenzenloser Jubel, eine Siegerehrung samt Meisterschale und ganz viel goldfarbenem Lametta – und ein sehr erleichterter Trainer, der einen guten Teil seiner Stimme auch in der Halbzeitansprache gelassen hatte. „Die war wie das ganze Spiel: emotional“, meinte Lehmann. „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir alles falsch machen, dass wir überhaupt nicht das machen, was uns gut macht.“

Anpeitscher: Marco Lehmann, U17-Trainer des BVB, während des Endspiels um die Deustche Meisterschaft gegen Bayer Leverkusen.
Anpeitscher: Marco Lehmann, U17-Trainer des BVB, während des Endspiels um die Deustche Meisterschaft gegen Bayer Leverkusen. © Getty Images For DFB | Christof Koepsel

Und genauer: „Wir waren total ängstlich mit Ball, obwohl Ballbesitz doch unsere Stärke ist. Aber wir haben uns kein Ballbesitzspiel getraut. Und gegen den Ball wollten wir nicht so passiv sein, sondern vorne draufgehen wie schon die gesamte Saison.“ Lehmanns Ansage: „Wir haben den Jungs gesagt, dass wir so weiterspielen können und dann drei oder vier Gegentore bekommen können.“ Übertrieben war das nicht, diese Treffer hätten die BVB-Junioren schon im ersten Durchgang kassieren können, doch Torhüter Leon Herdes hielt mehrfach glänzend.

BVB-Trainer Lehmann lobt Auftritt nach der Pause

Lehmanns Alternative: „Oder wir können richtig mutig spielen, im Eins-gegen-eins über den ganzen Platz. Dann können wir auch drei oder vier kassieren – oder wir drehen das noch.“ Und tatsächlich, der BVB riss die Partie an sich, gewann dadurch spät, aber im Ganzen nicht unverdient. „Die Jungs haben das dann überragend gemacht, wie sie aus der Halbzeit gekommen sind“, lobte der Trainer. „Da waren sie voll da, da haben sie unseren Fußball auf den Platz bekommen und von da an hat es auch am Rand richtig Spaß gemacht.“

Auch wenn die Stimme spätestens mit dem Jubel in der Nachspielzeit endgültig verloren war.