Dortmund. Der BVB-Sieg gegen den FC Augsburg liefert viele schöne Geschichten. Möglicherweise entsteht da doch etwas richtig Gutes. Ein Kommentar

Sie wollten es alle so sehr, die Fans von Borussia Dortmund und Marco Reus sowieso: Schon als sich Marco Reus aufmachte in Richtung Tor, schwoll der Geräuschpegel an auf den Rängen und als der BVB-Star den Ball dann über Tomas Koubek geschnibbelt hatte, den bedauernstwerten Torhüter des FC Augsburg, da eruptierte die Vorfreude in grenzenlosem Jubel – und das Dortmunder Stadion erlebte eines jener Rührstücke, die die Fans hier besonders dankbar aufnehmen.

Am Tag zuvor erst hatten der 34 Jahre alte Reus und der BVB verkündet, dass sich der gemeinsame Weg zum Saisonende trennen wird, dass der gebürtige Dortmunder Reus nach zwölf Jahren im BVB-Trikot weiterziehen wird. In der laufenden Saison sitzt der alternde Künstler meist auf der Bank, ist allenfalls noch Teilzeitprofi. Nun durfte er noch einmal von Beginn an ran, weil diese zwischen den Halbfinalspielen gegen Paris Saint-Germain eingeklemmte Partie für den BVB komplett bedeutungslos war, die Champions-League-Teilnahme ist ja bereits sicher. Und der Ur-Borusse Reus erzielte ein Tor, bereitete zwei weitere vor, war ein wichtiger Faktor für den 5:1-Sieg und wurde bei seiner Auswechslung ohrenbetäubend laut gefeiert.

BVB-Profi Felix Nmecha (links) macht deutlich, wem nach dem 5:1-Sieg gegen den FC Augsburg die volle Aufmerksamkeit gebührt: Marco Reus.
BVB-Profi Felix Nmecha (links) macht deutlich, wem nach dem 5:1-Sieg gegen den FC Augsburg die volle Aufmerksamkeit gebührt: Marco Reus. © dpa | Bernd Thissen

Das hätte schon gereicht, um diesen Nachmittag zu einem ganz besonderen fürs BVB-Herz zu machen, und natürlich überstrahlte die Geschichte des Marco Reus an diesem Nachmittag fast alles – aber es gab dann doch noch einige schöne Geschichten mehr. Da war Kjell Wätjen, der mit neun Jahren zum BVB gekommen war, nun mit 18 sein Profidebüt gab und das Reus-Tor mit einem brillanten Steilpass aus der eigenen Hälfte vorbereitete.

BVB-Talent Kjell Wätjen überzeugt beim Debüt

Der Junge aus dem eigenen Nachwuchs, der der Klublegende in ihren letzten Wochen noch einmal einen großen Auftritt ermöglichte – auch das war fast zu schön, um wahr zu sein. Und dann spielte dieser Wätjen auch noch dermaßen unerschrocken, dermaßen präzise in seinem Passspiel, dass schon einiges schiefgehen müsste, damit die BVB-Fans nicht noch viel Freude an ihm haben werden.

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Apropos viel Freude: Auch Felix Nmecha spielte so gut, dass man zumindest nachvollziehen kann, was die BVB-Bosse in ihm sahen, als sie 30 Millionen Euro für ihn zahlte. Viele schöne Geschichten in dieser eigentlich bedeutungslosen Partie, ein wunderbarer Fußballnachmittag für alle Schwarz-Gelben, dazu am Dienstag die große Chance aufs Champions-League-Finale – möglicherweise entsteht da trotz einer in vielen Phasen dürftigen Saison gerade doch etwas richtig Gutes in Dortmund.