Madrid/Dortmund. Borussia Dortmund gegen Paris St.-Germain, Wiedersehen mit Ousmane Dembélé: Frankreich-Legende Desailly hat klare Erwartungen an das Halbfinale.
Der Fußball hat Marcel Desailly so viel gegeben, dass er nun dem Sport einiges zurückschenkt. 55 Jahre alt ist der Welt- (1998) und Europameister (2000) mit Frankreich inzwischen, als Botschafter der Laureus-Stiftung setzt er sich gerne für den Nachwuchs ein. Bei der Award-Gala in Madrid war natürlich auch seine sportliche Expertise gefragt. Der in Accra/Ghana geborene Desailly, Champions-League-Sieger mit Olympique Marseille 1993 und ein Jahr darauf mit dem AC Mailand, ist als Franzose natürlich besonders geeignet, die Halbfinal-Aussichten von Borussia Dortmund gegen Paris St.-Germain (Mittwoch, 21 Uhr, DAZN) und das Wiedersehen des BVB mit Ex-Spieler Ousmane Dembélé zu bewerten.
BVB gegen PSG: Desailly vermisst Individualkönnen, ihm gefällt aber die Intensität
Herr Desailly, Borussia Dortmund steht im Halbfinale der Champions League. Überrascht Sie das Weiterkommen?
Marcel Desailly: Nein, auch wenn sie im Viertelfinal-Hinspiel bei Atlético Madrid echt eine schwache Leistung abgeliefert haben. Nach dieser Partie sah es eigentlich so aus, als ob der BVB ausscheiden würde. Aber mit dieser Intensität, die die Mannschaft im zweiten Spiel gezeigt hat, hat sie es sich dann auch verdient.
Was zeichnet den BVB aus, was kann die Mannschaft im Halbfinale gegen PSG in die Waagschale werfen?
Ehrlich gesagt haben sie nicht diese individuellen Klassespieler, die herausragen, den Unterschied ausmachen, die mit Einzelkönnen das Team eine Runde weiterschießen. Allerdings sind die Dortmunder als Team herausragend. Sie halten zusammen, bestehen durch eine unglaubliche Disziplin. Ihre Intensität und die Fähigkeit, immer und immer wieder zurückzukommen, hat ihnen diese starke Leistung und den Sieg im Rückspiel gegen Atlético ermöglicht.
BVB gegen PSG: Das sagt Desailly zu den Dortmunder Chancen aufs Finale
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Genügt das auch, um gegen PSG realistisch vom Einzug ins Finale zu träumen? In der Vorrunde hat sich der BVB gegen starke Teams, unter anderem auch Paris, durchgesetzt, danach hatte er mit PSV Eindhoven und Atlético zweimal eher Losglück.
Ich bin überzeugt, dass Paris St.-Germain sowohl individuell als auch kollektiv noch mehr Qualität auf den Platz bringt. An schlechten Tagen kann PSG aber auch gegen Borussia Dortmund verlieren. Ein Endspiel am 1. Juni mit dem BVB wäre allerdings eine genauso große Überraschung wie der Finaleinzug 1997 mit dem anschließenden Sieg gegen Juventus Turin.
Für den BVB wird das Halbfinale ein Wiedersehen mit Ousmane Dembélé parat halten. Was erwarten Sie von ihm?
Er wird damit schon zurechtkommen. Ousmane war ja auch im Viertelfinale beim Weiterkommen gegen den FC Barcelona cool und mit einem Tor erfolgreich. Dass er sich selbst dafür nur so sehr gefeiert hat, gefiel nicht allen Leuten.
Ihr Landsmann ist so ein herausragender Spieler, steht er sich mit seinem Gehabe manchmal selbst im Weg?
Das ist sein Leben, das ist seine Karriere. Und er entwickelt sich auch weiter, nachdem Borussia Dortmund ihm mit dem Wechsel zum FC Barcelona die Möglichkeit dazu gegeben hat. Für ihn ist eine wahnsinnig hohe Ablöse gezahlt worden, er verdient wahnsinnig viel Geld – er muss dafür aber gar nicht Danke sagen, sondern seine Leistung bringen und seinen Verein respektieren.
Dembélé hat sich beim BVB weggestreikt
Das tat er am Ende in Dortmund nicht mehr, wo er sich 2017 letztlich weggestreikt, der BVB aber immerhin 140 Millionen Euro Ablöse als Entschädigung bekommen hat.
Wie alt ist er? 26, oder? Dieses Verhalten sollte er inzwischen abgelegt haben. Ich habe bei ihm immer noch die Hoffnung, dass das Beste noch vor ihm liegt. Gemessen an seinem Talent sind fünf Tore und vierzehVorlagen in dieser Saison eher bescheidene Zahlen.