Dortmund. Mats Hummels quittiert die Europapokal-Woche mit einem Seitenhieb gegen die Premier League. So viel Wahrheit steckt in seiner Aussage.

Diese kleine Stichelei konnte sich Mats Hummels nach der aus deutscher Sicht perfekten Europapokal-Woche nicht verkneifen. „Good harvesting this week my fellow farmers“, schrieb der Abwehrspieler von Borussia Dortmund am Freitagmorgen auf seinem X-Account (übersetzt: Gute Ernte diese Woche, liebe Bauern-Kollegen) und schickte damit einen Seitenhieb nach England.

Hintergrund: Viele Spieler und Fans der Premier League belächeln den deutschen Fußball. Als „Farmers League“ - also Bauernliga - ist die Bundesliga auf der Insel verschrien. „Ganz ehrlich: So wird die Bundesliga einfach von jedem hier genannt“, erklärt Bernd Leno, deutscher Torhüter in Diensten des FC Fulham, vor einiger Zeit in einem Sportbild-Interview. „Hier ist das Land der Premier League und es interessiert sich nicht wirklich jemand für die Bundesliga, weder die Engländer noch die Ausländer.“

Während mit dem FC Bayern, BVB und Bayer Leverkusen drei deutsche Teams den Einzug ins Halbfinale in der Champions League und Europa League feierten, gaben die englischen Vertreter auf internationaler Bühne allerdings ein desolates Bild ab. In der Königsklasse scheiterte Arsenal am FC Bayern, Manchester City an Real Madrid. Ebenso findet die Runde der letzten Vier in der Europa League nach dem Aus von West Ham gegen Leverkusen und des FC Liverpool gegen Atalanta Bergamo ohne britische Mannschaften statt. Einzig Aston Villa spielt noch europäisch - in der wenig beachteten Conference League.

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Das sorgte für Genugtuung in der deutschen Szene. „Farmers League? Das hat man heute ja gesehen“, kommentierte etwa Bayerns Sportvorstand Max Eberl nach den CL-Siegen von München und Dortmund. „Das ist großartig für die Bundesliga. Wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt.“ Und Hummels setzte seinen süffisanten Tweet ab.

Der FC Bayern besiegte unter der Woche den FC Arsenal in der Champions League.
Der FC Bayern besiegte unter der Woche den FC Arsenal in der Champions League. © AFP | MICHAELA STACHE

Doch kann der deutsche Fußball dem englischen tatsächlich die Stirn bieten? Oder handelt es sich nicht um mehr als eine Momentaufnahme?

In dieser Spielzeit hat Deutschland klar die Nase vorn. Das untermauern neben den drei Halbfinal-Teilnehmern die Ergebnisse in den direkten Duellen. Die Bilanz nach insgesamt 14 Partien im europäischen Wettbewerb mit deutsch-englischer Beteiligung: sieben Siege, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen. Im UEFA-Ranking der laufenden Saison hat Deutschland die Engländer deutlich hinter sich gelassen und darf sich daher über einen fünften Startplatz in der Champions League freuen. Die Chancen, dass England noch vorbeizieht, sind nur noch von theoretischer Natur.

Bundesliga hängt nur in dieser Saison die Premier League ab

In der Fünf-Jahres-Wertung steht England hingegen mit deutlichem Vorsprung an der Spitze. Deutschland folgt erst auf dem vierten Platz - hinter Spanien und Italien. Das zeigt: Über eine längere Zeitspanne gesehen kann die Bundesliga nicht mehr der finanzkräftigeren Premier League mithalten. In der Champions League schaffte es in den vergangenen drei Jahren kein deutsches Team ins Halbfinale - zuletzt gelang das 2020 dem späteren Sieger FC Bayern. Derweil holte Manchester City in der Vorsaison den Pokal. Und 2021 lieferten sich City und der FC Chelsea ein rein-britisches Finale.

+++ Trotz Champions League: Überschätzt den deutschen Fußball nicht +++

In den vergangenen zehn Jahren stellte England jeweils zwei Sieger in der Champions League und Europa League, die Bundesliga jeweils einen. In dieser Spielzeit bietet sich in beiden Wettbewerben die Chance, gleichzuziehen - und das Image des deutschen Fußballs weiter aufzubessern.

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