Dortmund. Bayer Leverkusen spielt so, wie es der BVB gerne tun würde. Das soll sich ändern – im direkten Duell am Sonntag und der kommenden Saison.

Ja, auch ein Xabi Alonso kann mal irren: Dass Bayer Leverkusen an diesem Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) am 30. Spieltag als bereits feststehender Deutscher Meister bei Borussia Dortmund antritt, hatte der Trainer der Werkself so nicht erwartet. „Ich hatte eine Idee und einen Plan, aber alles ging ein bisschen schneller als gedacht“, sagt Alonso am Freitagvormittag und ergänzt grinsend: „Ich akzeptiere es gerne, dass es ein bisschen früher war.“ Klar, solche Sorgen hat man gerne, andere gibt es in Leverkusen aber auch kaum. Am Donnerstagabend gelang durch

ein 1:1 bei West Ham United

Seit 44 Pflichtspielen ungeschlagen: Leverkusen zieht ins Halbfinale der Europa League ein.
Seit 44 Pflichtspielen ungeschlagen: Leverkusen zieht ins Halbfinale der Europa League ein. © Kin Cheung/AP
Jeremie Frimpong (r) erlöst Leverkusen mit seinem Ausgleichstor spät.
Jeremie Frimpong (r) erlöst Leverkusen mit seinem Ausgleichstor spät. © Kin Cheung/AP
Torschütze und ständiger Unruheherd: West Hams Michail Antonio (l) im Zweikampf mit Leverkusens Edmond Tapsoba.
Torschütze und ständiger Unruheherd: West Hams Michail Antonio (l) im Zweikampf mit Leverkusens Edmond Tapsoba. © John Walton/PA Wire/dpa
Der frühe Treffer durch Michail Antonio (M) setzt die Werkself unter Druck.
Der frühe Treffer durch Michail Antonio (M) setzt die Werkself unter Druck. © Kin Cheung/AP
In einer aufgeheizten Partie verteilte der Schiedsrichter zehn gelbe Karten und schickte zwei Co-Trainer vom Feld.
In einer aufgeheizten Partie verteilte der Schiedsrichter zehn gelbe Karten und schickte zwei Co-Trainer vom Feld. © Kin Cheung/AP
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der Halbfinal-Einzug in der Europa League und dabei ein schier unglaublicher Rekord: Wettbewerbsübergreifend gelangen Bayer 44 Pflichtspiele ohne Niederlage, das hat im europäischen Spitzenfußball noch keine Mannschaft geschafft. Und das soll auch so bleiben: „Das ist unser Ziel jetzt“, sagt Alonso. „Es wäre noch etwas historischer.“

Das Selbstbewusstsein ist grenzenlos unterm Bayer-Kreuz, allerdings reist man am Sonntag zu einem Gegner, der aktuell auch ziemlich überzeugt ist von sich und seinem Schaffen: Beim BVB ist spätestens nach dem 4:2-Sieg gegen Atlético Madrid am Mittwoch und dem damit verbundenen Einzug ins Halbfinale der Champions League der Glaube an die eigene Stärke zurückgekehrt. „Wir haben in den vergangenen Tagen auf alles die richtige Antwort gefunden“, sagt Trainer Edin Terzic, „und wir sind zuversichtlich, dass uns das auch am Sonntag gelingen wird.“

Der Respekt vor dem Gegner ist dennoch groß: „44 Mal wurde es versucht, sie zu schlagen, ohne dass es geglückt wäre“, meint Terzic. „Wir werden es dennoch wieder versuchen.“ Viel Lob gibt es vom BVB-Trainer für seinen Leverkusener Kollegen Alonso und auch für die überzeugende Personalpolitik der Leverkusener. „Da ist sehr große Anerkennung und sehr großer Respekt“, sagt Terzic. „Wir hätten uns aber natürlich gewünscht, dass die Saison für uns anders verläuft.“

In der Hinrunde war Leverkusen dem BVB drückend überlegen

Nun gilt es, die Lücke wieder zu schließen, erst einmal in diesem einen Spiel. In der Hinrunde gelang zwar ein 1:1, das aber war äußerst schmeichelhaft, weil sich der BVB im Stile eines absoluten Außenseiters am eigenen Strafraum verbarrikadierte, einen seiner seltenen Entlastungsangriffe zur Führung nutzte und dann im Strafraum fast alles weg verteidigte. Die konzentrierte Defensivarbeit wollen die Dortmunder beibehalten. „Allerdings wünschen wir uns deutlich bessere Phasen am Ball“, fordert Terzic.“ Denn das BVB-Ziel ist klar: 15 Punkte aus fünf Spielen holen und damit noch auf Platz vier springen.

Ausgerechnet Leverkusen hat mit seinem Weiterkommen gegen West Ham zwar einen beträchtlichen Beitrag geleistet, dass am Saisonende auch Platz fünf zum Einzug in die Champions League reichen dürfte, darauf aber will man sich in Dortmund nicht verlassen. Zu dringend braucht man die Champions-League-Millionen für den Kaderumbau, der im Sommer angestrebt wird. Nachbesserungsbedarf sieht der Klub nach Informationen dieser Redaktion im zentralen Mittelfeld, im Sturmzentrum und auf den (defensiven) Außenbahnen. Sollte Mats Hummels die Karriere beenden, entsteht auch in der Innenverteidigung Handlungsbedarf. So oder so: Es braucht viel Geld und einen guten Plan, um die Leverkusener wieder einzuholen.