Leverkusen. Der BVB holt bei Bayer Leverkusen ein schmeichelhaftes 1:1 – muss sich dabei aber über einen späten Ausgleichstreffer ärgern.
Gregor Kobel hob sicherheitshalber noch einmal den Arm, vielleicht war das Glück ja noch einmal auf Seiten von Borussia Dortmund. War es dieses eine Mal aber nicht, Bayer Leverkusen hatte den Ball nach 79 Minuten Anrennen endlich im Tor untergebracht, Victor Boniface hatte das 1:1 geschossen. Und bei diesem 1:1 sollte es auch bleiben, was aus Sicht der Dortmunder ein schmeichelhafter Punkt war. In allen gängigen Statistiken lagen sie deutlich hinten, Ballbesitz, Eckbälle, Torschüsse – nur in der entscheidenden, bei der Zahl der Tore waren sie auf Augenhöhe, was sie sich durch viel Kampf erarbeitet hatten. Und so verhinderten sie, dass der Tabellenführer ihnen auf 13 Punkte Vorsprung enteilte – rutschen durch den späten Ausgleichstreffer aber auf Tabellenplatz fünf ab.
Der BVB hatte sich eine hübsche Außenseitertaktik gegen den Tabellenführer zurechtgelegt: tief stehen, Kontern, lange Bälle, Manndeckung gegen Bayers Kreativspieler Florian Wirtz und Jonas Hofmann, und dazu Zeitspiel und die eine oder andere Nickeligkeit. So gelang es über weite Phasen des Spiels, das gefürchtete Tempo der Bayer-Elf zu egalisieren.
Julian Ryerson bringt den BVB in der fünften Minute in Führung
Und es passte den Gästen überaus gut, dass vorne gleich der erste von wenigen konstruktiven Angriffen saß: Sabitzer leitete mit der Hacke artistisch weiter auf Füllkrug, der den Ball mit dem Rücken zum Tor stark behauptete und auf den heranrauschenden Julian Ryerson ablegte – der aus kurzer Distanz sicher einschoss (5.).
An der Statik des Spiels sollte das wenig ändern, das bestimmten weiterhin die Leverkusener, die zunächst über Fernschüsse gefährlich wurden: Exequiel Palacios (7.) und Granit Xhaka (14.) schossen aber zu zentral und bei Xhakas zweiten Versuch jubelte es im Stadion zwar schon gewaltig, der Ball war aber hauchzart an der falschen Seite des Pfostens vorbeigeflogen (21.).
Im Strafraum wurden die Gastgeber selten gefährlich, weil die Innenverteidiger Mats Hummels und Nico Schlotterbeck vieles sauber wegverteidigten, weil zudem Emre Can und Marcel Sabitzer derart tief mitverteidigten, dass aus der Vierer- nicht selten eine Sechserkette wurde. Im eigenen Ballbesitz aber waren die Dortmunder dann zu unsauber, schafften es zu selten, das intensive Pressing des Tabellenführers zum umspielen. Die Leverkusener dagegen gefielen mit Kombinationen auf engstem Raum, verloren sich aber gelegentlich in ihren Pass-Stafetten, statt den Abschluss zu suchen.
Und doch näherten sie sich weiter an: Wirtz hob den Ball im Strafraum hübsch über den heranstürmenden Hummels, brachte den Ball dann aber nicht auf den mitgelaufenen Hofmann (24.). Jonathan Tah trat nach einer Ecke freistehend am langen Pfosten ein Luftloch (27.). Alejandro Grimaldos Freistoß aus 25 Metern wehrte Gregor Kobel ab (31.). Und als die Leverkusener dann doch jubelten, als eine Hereingabe mal den Weg zu Wirtz gefunden hatte, der platziert abschloss, half der Video-Assistent den Dortmundern: Stürmer Victor Boniface hatte in der Entstehung des Treffers hauchzart im Abseits gestanden (45.+1).
Um ein hätte die zweite Halbzeit begonnen wie die erste: Der BVB konterte, Jamie Bynoe-Gittens startete durch, doch Kossounou bekam ihn rechtzeitig eingeholt und hinderte den BVB-Youngster am Abschluss (51.). Doch Bayer blieb die spielbestimmende Mannschaft und einmal mehr war es Hummels, der eben noch per Grätsche rettete, als Palacios frei durchgebrochen schien (62.).
BVB-Verteidiger Schlotterbeck muss verletzt vom Platz
Im Anschluss ein erster Rückschlag für den BVB, und zwar personeller Natur: Schlotterbeck musste verletzt vom Platz und weil Niklas Süle wegen einer Grippe fehlte, kam Antonios Papadopoulos, sonst in der U23 aktiv (63.). Den Leverkusenern aber lief langsam die Zeit davon, die Aktionen wurden hektischer, die Pässe unpräziser. Rückstände ist man nicht mehr gewohnt unterm Bayer-Kreuz in einer Saison ohne Niederlagen.
Selbst beste Dortmunder Angebote schlugen die Leverkusener zunächst aus: Can vertändelte den Ball im Strafraum, aber Xhaka schoss wieder einmal über das Tor (74.). Aber der überfälligste Ausgleichstreffer, den man lange gesehen hatte, sollte doch noch fallen: Odilon Kossounou trieb den Ball nach vorne, spielte steil auf den eben eingewechselten Patrik Schick. Der Tscheche musste nur noch querlegen und diesen Ball konnte Boniface dann gar nicht mehr am Tor vorbeischießen (79.).
Und Leverkusen wollte mehr, rannte weiter an – aber mehr als dieses eine Tor wollte nicht mehr gelingen.