Heidenheim. Dortmund fehlte es in Heidenheim auch an Impulsen von der Reservebank. Nun steht die Rückkehr mehrerer wichtiger Spieler bevor.
Die Rolle als Vertreter von Gregor Kobel (26) hat Alexander Meyer sofort angenommen, nicht nur auf dem Platz als Torwart. Wie es sonst Borussia Dortmunds erkrankter Stammkeeper pflegt, trat auch Meyer, 32, am Freitagabend mit einer klaren Botschaft vor das Mikrofon. „Das ist nicht unser Anspruch“, stellte Meyer am Freitagabend in Heidenheim klar. „Wir wollen über 90 Minuten die Kontrollen haben – das ist uns nicht gelungen.“
Am stets verlässlichen Meyer lag es gewiss nicht, dass der BVB beim Aufsteiger zum ersten Mal in diesem Jahr Punkte liegen ließ. Er hielt die Null, schon in der Vorwoche beim 3:1 über den VfL Bochum war er ja bloß durch ein Eigentor von Nico Schlotterbeck zu überwinden gewesen.
BVB: Von der Bank kamen keine Impulse
Nach drei Siegen in Serie allerdings reichte es beim frechen Aufsteiger nur zu einem torlosen Remis, das eher auf Meyers Vorderleute zurückzuführen war, deren es an „Wucht“ fehlte, wie Trainer Edin Terzic analysierte. Energie, die weder Dortmunds Startelf schaffte, noch die eingewechselten Profis. Das neue Fußball-Jahr ist erst wenige Wochen alt, doch es hat bereits dazu geführt, dass der BVB in personelle Probleme geraten ist – und nun inständig hofft, dass sich diese bis zum nächsten Bundesliga-Spiel am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) gegen den SC Freiburg auflösen.
„Wenn man neun Leute ersetzen muss, ist das natürlich auch ein Aderlass und am Ende waren Dinge auch so nicht zu kompensieren“, befand Sportdirektor Sebastian Kehl. Die Namensliste Ausfälle in Heidenheim las sich prominent. Auf ihr standen neben Kobel auch die erkrankten Julian Brandt (27) und Marco Reus (34) sowie Flügelstürmer Jadon Sancho (23), der sich mit Muskelproblemen abgemeldet hatte.
Auch interessant
Gerade die Abwesenheit der drei Letztgenannten schmerzte. „Es hat uns sicher an der einen oder anderen Stelle die Kreativität gefehlt, ein wenig die Durchschlagskraft, um noch mal etwas in der Richtung nachzubringen“, meinte Kehl, der dies aber nicht als Ausrede gelten lassen wollte: „Das war nicht der einzige Grund, warum wir nur unentschieden gespielt haben.“ Weitere waren das Positionsspiel, die Raumbesetzung und die Konsequenz im letzten Spieldrittel.
BVB hat eine Menge Ausfälle zu verkraften
Unterschätzen aber ist dieser Faktor trotz des grundsätzlich breit aufgestellten Kaders nicht. Hinzu kommen ja auch noch die Langzeitverletzten Karim Adeyemi (22, Teilriss Syndesmoseband), Felix Nmecha (23, Hüftverletzung), Julian Ryerson (26, Innenband), Julien Duranville (17, Aufbautraining) und Sebastien Haller, der am Samstagabend durch das 2:1 nach Verlängerung gegen Mali mit der Elfenbeinküste ins Halbfinale des Afrika-Cups eingezogen ist.
Giovanni Reyna, ein weiterer spielstarker Mittelfeldakteur, dessen Fähigkeiten in Heidenheim von Vorteil gewesen wären, war am Mittwoch für die restliche Saison an Nottingham Forest in die englische Premier League verliehen worden. Ole Pohlmann, 21, kam daher zu seinen ersten 31 Bundesliga-Minuten. In Person von Samuel Bamba (19) und Kjell Wätjen (17) saßen zudem zwei Teenager auf der Bank.
BVB: Nur Youssoufa Moukoko konnte für sich werben
So kamen in den vergangenen Spielen einige Profis zum Einsatz, die sonst eher der zweiten Reihe zuzuordnen sind. Leicht aufdrängen konnte sich von ihnen lediglich Youssoufa Moukoko (19), der zweimal als Einwechselspieler traf und auch in Heidenheim bemüht, aber letztlich auch zu harmlos war.
Problematisch bleibt weiterhin das defensive Mittelfeld, wo Salih Özcan am Freitag phasenweise neben sich stand und die rechte Abwehrseite, auf der Thomas Meunier erheblich fußballerische Defizite offenbarte. Offensivbemühungen zeigte der BVB vornehmlich über die linke Seite mit Winterzugang Ian Maatsen (21) und Jamie Bynoe-Gittens (19).
BVB: Terzic nimmt zweite Reihe in die Pflicht
Terzic erinnerte daran, „dass so viele Fragen gestellt werden, warum derjenige nicht gespielt hat, aber dafür ein anderer“. Jetzt sei man in einer Phase, „in der diejenigen, die zuletzt weniger zu zum Einsatz kamen und darüber vielleicht auch irgendwann unzufrieden waren, ihre Chance bekommen“, so Terzic. Der 41-Jährige aber ließ durchblicken, dass er sich mehr erhofft habe: „In ganz vielen Bereichen und Positionen war es einfach deutlich zu wenig.“
Die Dortmunder hoffen nun, dass in Heidenheim der Lazarett-Höchststand erreicht war. Das Quartett Kobel, Brandt, Reus und Sancho soll im Idealfall Anfang der Woche ins Training zurückkehren und gegen Freiburg zur Verfügung stehen. Adeyemi und Ryerson haben bereits Teile des Mannschaftstrainings mitgemacht und sollen nun ihr Pensum steigern. Haller hingegen wird bis mindestens Samstag für die Elfenbeinküste spielen. Bei Nmecha wird es bis zur Rückkehr noch mehrere Wochen dauern. Der BVB macht derzeit eben kleine Schritte, in vielerlei Hinsicht.