Bochum/Dortmund. Die schnellen Außenspieler des BVB können den VfL Bochum vor große Probleme stellen. Die Gäste wollen Borussia im Kollektiv stoppen.

Über die Favoritenrolle müsse man erst gar nicht sprechen, gestand Thomas Letsch. Wenn sein VfL Bochum am Sonntagabend bei Borussia Dortmund (17.30 Uhr, DAZN) gastiert, sind es natürlich die vielen Nationalspieler auf Seiten des BVB, die den Unterschied machen können. „Keine Frage, dass da eine gehörige Qualität auf dem Platz steht“, sagte der Übungsleiter der Bochumer.

Doch mit Angst reisen sie nicht über die A40 gen Osten ins Westfalenstadion. Grund dazu gibt es ohnehin wenig. Seit dem Wiederaufstieg vor zweieinhalb Jahren ist die Bilanz des VfL Bochum gegen den großen Revier-Nachbarn achtbar. In der Liga gab es zwei Unentschieden und je einen Sieg und eine Niederlage. Im Pokal-Achtelfinale der vergangenen Saison (2:1) mühte sich Dortmund in die nächste Runde. Zudem gewann der VfL in der Vorwoche gegen den VfB Stuttgart, immerhin Tabllendritter. „Wir fahren mit Selbstbewusstsein dahin. Wir wollen unseren Fußball spielen und etwas mitnehmen“, sagte Letsch.

Malen und Sancho können VfL Bochum vor große Probleme stellen

Genau davor hat Edin Terzic, Trainer des BVB, großen Respekt. „Sie machen es sehr unangenehm für jeden Gegner, spielen sehr leidenschaftlich, sehr aggressiv, führen die meisten Zweikämpfe in der Liga“, analysierte er. Dazu tragen vor allem Spieler wie Matus Bero bei, der enorm laufstark daherkommt und auch am Sonntag wieder in der Startelf stehen wird. Anders als Bochums Linksverteidiger Bernardo, der aufgrund seiner fünften Gelben Karte fehlen wird.

Könnte ins Team rutschen: Maximilian Wittek (r.).
Könnte ins Team rutschen: Maximilian Wittek (r.). © dpa | David Inderlied

Das könnte sich für den VfL Bochum rächen. In Person von Jadon Sancho und Donyell Malen verfügt der BVB über schnelle und vor allem technisch starke Außenspieler. „Donny hat unglaubliche individuelle Fähigkeiten. Er kann in jedem Spiel ein Unterschiedsfaktor sein, und das hat er in den vergangenen Spielen richtig gut gemacht“, lobte Terzic Malen am Freitagnmittag. Ähnlich verhält es sich mit Winterneuzugang Sancho, der gegen den 1. FC Köln (4:0) im zweiten Spiel nach seiner Rückkehr wieder in der Startelf stand und auch gegen Bochum beginnen dürfte. Beim Sieg gegen Darmstadt 98 bereitete er direkt in seinem ersten Einsatz einen Treffer vor.

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Schlägt die individuelle Qualität des BVB also das Kollektiv des VfL Bochum? Davon will Gästetrainer Letsch nichts wissen. „Ich bin von meinen Spielern zu 100 Prozent überzeugt und auch von der individuellen Qualität“, sagte er. In Eins-gegen-Eins-Situation dürften die Bochumer dennoch ungern gehen wollen. Zumal beide Außenverteidiger-Positionen unter Umständen neu besetzt werden. Auf der linken Seite dürfte Maximilian Wittek durch die Bernardo-Sperre ins Team rücken, auf der rechten Seite könnte erneut Tim Oermann starten, der noch nicht die große Bundesliga-Erfahrung nachweisen kann. Ein Risiko wäre es allemal gegen die schnellen BVB-Stars, die sich derzeit gut in Form befinden. „Wir haben in der Hinrunde ein wenig vermissen lassen, dass wir aus diesen Positionen viel Torgefahr ausstrahlen können“, sagt Terzic. Das hat sich zu Jahresbeginn gebessert.

Bochumer Linkslastigkeit könnte Vorteil für den BVB sein

Und da ragt zu Jahresbeginn nun mal der Niederländer Malen heraus, von dem sie sich in Dortmund eine weitaus bessere Rückrunde erhoffen im Vergleich zu den ersten 16 Bundesliga-Spielen in dieser Saison. Seine Abschlussqualitäten, seine Zielstrebigkeit das sind Attribute, die dem BVB oftmals abgehen. „Wir wissen um die Qualität von Donny, wenn er in diesen Räumen zum Abschluss kommt“, sagte Terzic.

Ian Maatsen bringt ein neues Element in das BVB-Spiel.
Ian Maatsen bringt ein neues Element in das BVB-Spiel. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Die Dortmunder Außenspieler, zu denen auch der neue Linksverteidiger und Spielgestalter Ian Maatsen zählt, sind jedenfalls bestens dazu geeignet, den VfL Bochum vor große Probleme zu stellen. Die vermeintliche Linkslastigkeit des VfL-Spiels in den vergangenen Wochen dürfte auch BVB-Trainer Terzic nicht entgangen sein. Schnelle Spielverlagerungen birgen also große Chancen, den Gegner auseinanderzuziehen und Räume zu kreieren.

Genau diese will Letsch dem Gegner aber nicht geben. „Wenn wir dem Gegner Räume geben und Borussia Dortmund die Geschwindigkeit mit Sancho und Malen ausspielen kann, dann wird es schwierig“, weiß der Bochumer Trainer. Die Devise ist also klar: „Wir müssen als Mannschaft zusammen agieren, alle wieder in eine Richtung gehen, eine Kompaktheit mit und gegen den Ball haben. Nur so können wir bestehen.“ Als Kollektiv eben.