Dortmund. Der Vertrag von Marco Reus bei Borussia Dortmund läuft aus. Sollte der BVB nochmal mit ihm verlängern? Unsere Experten haben diskutiert.
Dass sich die Karriere von Marco Reus langsam dem Ende zuneigt, ist unbestritten. 34 Jahre alt ist Borussia Dortmunds Aushängeschild inzwischen, viele Tore schießen und vorbereiten wird er nicht mehr. Unklar ist auch, wie es mit Reus beim BVB weitergeht, sein Vertrag läuft im Sommer aus. Sportdirektor Sebastian Kehl hatte die Zukunft des früheren Kapitäns jüngst offengelassen. „Wir wissen um die Fähigkeiten und den Stellenwert rund um den Klub. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sagen muss: Wir ziehen weiter“, sagte Kehl. „Ob dieser Zeitpunkt im Sommer gekommen ist, kann ich noch nicht sagen.“ Sollte der BVB mit Reus noch einmal verlängern? Darüber diskutieren unsere Reporter Christian Woop und Andreas Berten.
Pro: BVB sollte mit Marco Reus verlängern (von Christian Woop)
Schon vor einem Jahr ist darüber debattiert worden, ob die Zeit von Marco Reus beim BVB nicht langsam mal enden müsste, um einen Generationenumbruch voranzutreiben. Nur wenige Monate später konnten sich die Dortmunder Bosse auf die Schultern klopfen lassen, dass sie Reus doch noch eine weitere Saison im Kader hatten.
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Reus, der in der Hierachie der Mittelfeldspieler langsam nach hinten rücken sollte, wurde plötzlich wieder wichtig. Weil es in der Zentrale Verletzungsprobleme gab, aber auch, da Reus überzeugte. In zwei Dritteln aller Spiele in dieser Saison stand er in der Startelf, hatte immer wieder wichtige Momente, nur Julian Brandt und Niclas Füllkrug waren an mehr Treffern beteiligt. Prägend wie früher aber ist Reus für das Spiel nicht mehr.
Marco Reus jagt beim BVB den Rekord von Adi Preißler
Natürlich wird er daher Abstriche machen müssen. Einer der Topverdiener kann er nicht mehr sein, er wird auch damit rechnen müssen, dass er häufiger auf der Bank sitzt als spielt. Als Kaderoption aber ist auch ein dann 36 Jahre alter Reus wertvoll. In der Kabine sowieso. Noch zehn Tore fehlen ihm, um Adi Preißler als Rekordtorschützen des BVB abzulösen.
Ein Profi wie Reus, der am liebsten für keinen anderen Klub mehr spielen möchte, hat ein selbstbestimmtes Ende verdient. Möglicherweise mit einer Tor-Bilanz für die Ewigkeit.
Contra: Der BVB sollte mit Marco Reus nicht mehr verlängern (von Andreas Berten)
Ja, es stimmt: Einen großen Vereinsrekord hat Marco Reus noch knapp vor sich. Nämlich den des Dortmunders, der so oft wie kein anderer Schwarz-Gelber den Torjubel bei den Fans auslöste in seiner Karriere. Doch selbst wenn Marco Reus bis zum Saisonende nicht mehr zehn Mal treffen und Adi Preißler nicht mehr einholen sollte, wird er als großer Borusse in die Geschichte des Klubs eingehen. Eine Ende seiner BVB-Zeit im Sommer würde dem dann 35-Jährigen dennoch gut tun – und der Mannschaft auch.
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Marco Reus kann punktuell immer noch Akzente setzen, Tore erzielen, aber nur noch selten Partien maßgeblich beeinflussen – jedenfalls nicht mehr auf dem Niveau, das man von ihm kennt, das er vermutlich selbst von sich erwartet. Die Situation erscheint vergleichbar mit der von Thomas Müller in München, weshalb Argumente für eine Vertragsverlängerung von Reus ja auch nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Der Unterschied: Beim FC Bayern und in dessen Umfeld wird es wegen der enormen Qualität im Kader kaum Stimmen geben, die fordern, Müller möge doch bitte seine Schuhe an den Nagel hängen oder sich einem anderen Klub anschließen. Von Reus wird immer noch erwartet, dass er auf dem Rasen Großes aufführt und sein Team zu Siegen führt. Diese Rolle müssten längst andere Spieler im Kader von Edin Terzic übernommen haben – doch an denen fehlt es aktuell, Reus kann den Erwartungen gar nicht mehr gerecht werden.
Weiterentwicklung beim BVB: „Das geht mit Marco Reus nicht mehr“
Aus Folkloregründen mag es wünschenswert sein, Marco Reus ein Karriereende in Dortmund zu ermöglichen. Die sportlichen Ambitionen des BVB verbieten eine solche Entscheidung aber. Oftmals erzielte der Offensivspieler in der Vergangenheit den ersten Treffer für Schwarz-Gelb – weil er aber auch oft genug in den entscheidenden Momenten nicht zu sehen war, haftet ihm der Makel des Unvollendeten an. Es war weiß Gott nicht Marco Reus‘ Schuld, dass sein Team in der vergangenen Saison nicht den Titel in der Bundesliga geholt hat – der BVB aber muss seine fußballerische Qualität und die Mentalität weiter entwickeln, um auch mal wieder in der Meisterschaft die Nase vorn zu haben. Das geht mit Marco Reus nicht mehr.