Augsburg. Das 1:1 in Augsburg ist der nächste Rückschlag für Borussia Dortmund. Die BVB-Verantwortlichen sind frustriert. Die Analyse.
Die meisten Menschen waren am frühen Samstagabend schon aus der Augsburger Arena herausgeströmt. Für diejenigen, die noch ein paar Minuten nach Abpfiff geblieben sind, tat die Stadionregie alles in ihrer Macht stehende, um weihnachtliche Atmosphäre zu schaffen. Bing Crosbys „White Christmas“ tönte durch die Lautsprecher. In einer Woche ist Heiligabend.
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Es könnte alles so besinnlich sein, aber von Festtagsstimmung ist Borussia Dortmund weiter entfernt als im Hochsommer. Das liegt an diesem nächsten enttäuschenden Auftritt, dem 1:1 (1:1)-Remis beim FC Augsburg. Die Abstände auf die Tabellenplätze, die zur Teilnahme an der Champions League im kommenden Jahr berechtigen, werden anwachsen. Geht auch das Heimspiel zum Jahresabschluss am Dienstag gegen Mainz 05 (20.30 Uhr/Sky) daneben, drohen dem Vizemeister und besonders Trainer Edin Terzic ungemütliche, statt verschneite Feiertage - der leichte Rückenwind aus dem guten Auftritt gegen Paris Saint-Germain (1:1) unter der Woche, der Platz eins in der Königsklasse-Gruppe sicherte, ist verpufft.
BVB verliert Anschluss an Champions-League-Plätze
„Es ist extrem enttäuschend. Der Abstand zu den Champions-League-Plätzen wird immer größer“, stellte Torwart Gregor Kobel fest. „Für uns ist wichig, dass wir schnell den Anschluss schafffen. Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass wir immer wieder eine Serie starten können.“ Und Sportdirektor Sebastian Kehl meinte: „Wir sind sauer und frustriert, weil wir zwei Punkte zu wenig geholt haben.“
Am Ende haderte der BVB vor allem mit seiner Kaltschnäuzigkeit. Der Treffer von Donyell Malen (35.) nach feiner Kombination mit Niclas Füllkrug war zu wenig. Ermedin Demirovic hatte Augsburg nach einem Patzer von Nico Schlotterbeck, der sich viel zu leicht wegschieben ließ, in Führung gebracht (23.). „Die Chancen waren da, um das Spiel für uns zu entscheiden. Das müssen wir uns zum Vorwurf machen“, sagte Kehl.
Letztlich waren die Dortmunder noch im Glück, dass auch den Fuggerstädtern die Effektivität gefehlt hatte. Mittelfeldspieler Julian Brandt wurde am deutlichsten - und stellte die Qualitätsfrage: „Mir fällt es schwer immer zu sagen, dass man Qualität hat, aber sie noch nicht so auf den Platz bringt. Am Ende steht man schon in der Pflicht, wenn man was kann, das auf den Platz zu bringen.“
BVB: Gegentor geht auf Kappe von Nico Schlotterbeck
Dortmund bekam von den Gastgeber große Räume angeboten, was der BVB aber nicht auszunutzen wusste - was sicherlich auch auf das Fehlen von Hummels, der gerne mit langen Pässen operiert, zurückzuführen ist. Stattdessen wurde Dortmund selbst böse erwischt. Ein langer Ball von Mads Pedersen reichte aus, um die neu formierte Viererkette auszuhebeln. Demirovic überrumpelte Schlotterbeck und stand plötzlich alleine vor Torwart Gregor Kobel und schob ein (23.).
Doch war da alles sauber? Schlotterbeck protestierte vehement, behauptete, geschubst worden zu sein. Tatsächlich gab es einen leichten Kontakt, der aber nie und nimmer ausreicht für ein Foulspiel - weshalb Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck nach Ansicht der TV-Bilder auch auf den Anstoßpunkte zeigte.
Mit einem gewissen Stolz weist man in Dortmund in dieser Saison daraufhin, dass die Mannschaft widerstandsfähiger geworden ist. Und in Augsburg gab der BVB dafür den nächsten Beleg. Reus spielte in die Tiefe zu Malen. Doppelpass mit Füllkrug - und Malen war frei im Sechzehner und erzielte mit einem präzisen Flachschuss in die linke Ecke den Ausgleich (35.). Bis zum Halbzeitpfiff hatten die Dortmunder das Spiel im Griff, aber nur eine weitere Chance durch Julian Brandt (44.).
BVB: Donyell Malen ist der auffälligste Dortmunder
In den 15 Minuten in der Kabine aber ging die leichte Überlegenheit verloren. Phillip Tietz hatte gleich drei gute Möglichkeiten (48./53./54.). Die Ungenauigkeit der Abschlüsse und Torwart Kobel verhinderten den erneuten Rückstand. Auf der Gegenseite kam Füllkrug nach Kombination mit Malen zu Dortmunds bis dahin bester Gelegenheit (59.), auch Malens Sololauf (64.) war nicht von Erfolg gekrönt - der BVB eroberte sich nun die Spielkontrolle zurück, weil er endlich die Tiefe des Feldes durch den immer weiter aufdrehenden Malen nutzen konnte.
Nur hielt er den Druck anschließend nicht aufrecht. Die Ballbesitzphasen waren lang, in den Strafraum allerdings drangen die Dortmunder bis in die Schlussphase nicht mehr vor. Malen (78.) gab nach Pass von Bundesliga-Debütant Samuel Bamba noch einen zu unplatzierten Schuss ab, Füllkrug köpfte neben das leere Tor (81.).
Auch Malen und Bamba (87.) sollten mit einer Doppelchance nicht mehr das Spiel drehen können. Torwart Finn Dahmen parierte schließlich noch Malens Schuss mit der Hacke (89.). Es war Chancenwucher der übelsten Sorte. Ruben Vargas verpasste auf der Gegenseite in der Nachspielzeit noch ganz knapp. Anschließend schob der BVB Frust.