Stuttgart. Der BVB verliert das zweite Ligaspiel in Serie, 1:2 heißt es beim VfB Stuttgart - die Leistung ist so enttäuschend wie gegen Bayern.
Edin Terzic saß regungslos auf seiner Trainerbank, das Gesicht hatte er in den Händen vergraben. Das war einerseits verwunderlich, weil es da 0:0 stand zwischen dem VfB Stuttgart und Borussia Dortmund. Doch der BVB-Trainer spürte da wohl schon, was kommen würde, zu eklatant war seine Mannschaft den schwäbischen Gastgebern unterlegen - um ein Vielfaches deutlicher, als es die knappe 1:2 (1:1)-Niederlage am Ende vermuten ließ.
Das vor dem Spiel ausgerufene Duell der Mittelstürmer fiel zunächst aus, beim VfB saß der eben erst genesene Top-Torjäger auf der Bank. So konnte der Noch-nicht-ganz-so-top-Torjäger Niclas Füllkrug erst einmal zeigen, was er konnte.
BVB-Sorgen um früh ausgewechselten Mats Hummels
Zumindest in der Theorie, denn die Musik spielte zunächst auf der anderen Seite. Gegen das aggressive Pressing der Schwaben fiel dem BVB zunächst wenig ein, geordneter Spielaufbau kam kaum zustande - und bei gegnerischem Ballbesitz fehlte den Dortmundern der Zugriff im Zentrum. Und so konnte Waldemar Anton frei durchs Mittelfeld spazieren und durchstecken auf Deniz Undav, den der herausstürzende Gregor Kobel abräumte - Elfmeter und Gelbe Karte. Den fälligen Strafstoß aber trat der Ex-Dortmunder Chris Führich derart schwach und unpräzise, dass Kobel wieder ausbügeln und parieren konnte (11.).
Wenig später musste Kobel schon wieder ran, weil Nico Schlotterbeck im Strafraum den Ball verschusselte - doch der Torhüter wehrte Enzo Millots Schuss ab (20.). Es brannte aber weiterhin lichterloh im Dortmunder Strafraum, immer wieder musste Kobel retten oder ein Innenverteidiger in höchster Not blocken. Eine dieser Aktionen wurde Mats Hummels zum Verhängnis, er verletzte sich bei einer Abwehraktion und musste in der 27. Minute verletzt runter - es kam Rami Bensebaini, Julian Ryerson wechselte auf die rechte Seite, Niklas Süle ins Zentrum.
Stabiler wurde das Abwehrgebilde dadurch erst einmal nicht, wieder einmal musste der immer stärker geforderte Kobel gegen den völlig freistehenden Jamie Leweling retten (31.). Ein einziges Mal überhaupt kam der BVB in die gegnerische Hälfte - und kam prompt zu einem der unverdientesten Führungstreffer der Bundesliga-Historie: Ryerson gab flach herein, zwei Stuttgarter - darunter der Ex-Dortmunder Dan-Axel Zagadou - traten im Strafraum über den Ball und am langen Pfosten schob Niclas Füllkrug ein (36.).
Brandt und Adeyemi beim BVB überraschend enttäuschend
Wenig später aber war die BVB-Führung dahin, und beim wohl verdientesten Ausgleichstreffer der Ligageschichte stand der eingewechselte Bensebaini Pate: Bei einem simplen langen Ball ließ er Leweling entwischen, der bediente Undav und der schob vollkommen freistehend ein (42.). Und der BVB blieb dramatisch unterlegen, kam selten mit Ball über die Mittellinie und ließ sich hinten immer wieder mit einfachsten Mitteln, nämlich langen Bällen düpieren. Aber auch die flachen Kombinationen der Schwaben gerieten immer wieder richtig gut, weil die Dortmunder meist höflich Abstand wahrten. Am Ende eines solchen Spielzugs flankte Führich, köpfte Millot - und rettete Kobel den BVB abermals mit einem starken Reflex vor dem Rückstand (45.+5).
Zur Halbzeit nahm BVB-Trainer Edin Terzic die überaus enttäuschenden Offensivkräfte Julian Brandt und Karim Adeyemi vom Platz, brachte Marco Reus und Donyell Malen. Gefährlicher wurden die Dortmunder dadurch zunächst nicht. Immerhin: Die Stuttgarter hatten nun keine Chancen im Minutentakt mehr, aber sie hatten sie weiterhin genügend, um zu treffen: Süle grätschte ins Leere, Führich war frei durch, schob aber knapp am Tor vorbei (54.). Und Schlotterbeck hatte Glück, als Bensebaini ihn anköpfte, der Ball aber neben das eigene Tor trudelte (60.).
Beim zweiten Elfmeter kann Kobel nicht für den BVB retten
Apropos Glück: Bei der nächsten ernsthaften Annäherung der Dortmunder an den gegnerischen Strafraum schoss Sabitzer aus der Drehung und der Ball klatschte noch abgefälscht an den Außenpfosten (61.). Dann wurde es laut im Stadion: Guirassy trabte zur Seitenlinie und wurde wenig später eingewechselt, womit die Fans die klare Hoffnung schöpften, dass aus den vielen Chancen auch mal ein Treffer erwachsen würde.
Doch der ganz große Schwung war dahin, die Schwaben konnten ihr hohes Tempo aus dem ersten Durchgang nicht mehr gehen. Für den schwachen BVB aber reichte es an diesem Tag: Millot spielte den langen Ball auf Silas, wieder kam Kobel zu spät, wieder gab es Elfmeter - doch dieses Mal verwandelte Guirassy sicher (83.).
Terzic warf noch einmal alles nach vorne, brachte Youssoufa Mukoko und stellte den kopfballstarken Süle als Prellbock für lange Bälle in den Sturm - doch auch das sollte dem BVB nichts mehr nützen.