Dortmund. Der BVB steht kurz vor der deutschen Meisterschaft – weil er aus einer jahrelangen Schwäche eine Stärke gemacht hat. Ein Kommentar.
Am Montag hat die Deutsche Fußball-Liga bestätigt, was ohnehin längst klar war: Das Original der Meisterschale wird am kommenden Samstag in Dortmund zu sehen sein. Und wenn alles nach Plan der Gastgeber verläuft, wird dann bald Borussia Dortmund in die lange Liste der Titelträger eingraviert – so der zuständige Mensch nach jahrelanger Eintönigkeit überhaupt noch weiß, wie man eine andere Buchstabenkombination als „Bayern München“ verwendet.
FC Bayern schwächelt, BVB kann mit 73 Punkten Meister werden
Selbstverständlich wird dann kein Sternchen daneben stehen und auch kein anderes Zeichen, das auf einen Makel verweist. Einen solchen versucht so mancher derzeit herbeizureden, weil der BVB ein im Vergleich zur jüngeren Geschichte eher punktarmer Meister wäre: 73 Zähler kann er maximal erreichen, was seit 2010 alle Meister locker übertrafen.
Das heißt freilich auch: Würde der FC Bayern eine Saison spielen, wie man sie von ihm gewohnt ist, gäbe es auch in dieser Saison keinen Meister Borussia Dortmund. Das stimmt zwar – aber warum soll man es dem BVB zum Vorwurf machen? Es gehört nun einmal zum Wesen eines jeden Wettkampfs, dass man nur besser sein muss als der Zweitplatzierte, um den Sieg davonzutragen.
BVB-Meisterfeier in Dortmund? – So könnte der Korso ablaufen
Natürlich wäre der BVB ein verdienter Titelträger, wenn er seinen Vorsprung ins Ziel rettet. Kein durchweg souveräner, klar, auch ein glücklicher angesichts des Verlaufs der Saison und so manchen Spiels. Die eine oder andere fußballerische Leistung in dieser Spielzeit war sogar weit entfernt von titelreif. Aber die Dortmunder haben aus einer jahrelangen Schwäche eine Stärke gemacht, sie haben nämlich eine beeindruckende mentale Stabilität gezeigt. Sie haben sich von den Rückschlägen, die es immer wieder gab, nicht aus der Bahn werfen lassen, sie haben echte Stehaufmännchen-Qualitäten gezeigt. Und deswegen wäre der BVB ein verdienter Meister – er darf jetzt nur dieses letzte Spiel nicht mehr verschusseln.