Essen. Der BVB konnte den Meisterschafts-Doppelschlag von 1995 und 1996 in den Jahren 2011 und 2012 wiederholen. Was wurde aus den Dortmunder Helden?
Seit 2012 konnte der BVB keine Deutsche Meisterschaft mehr gewinnen: Doch in diesem Jahr ist die Chance so groß wie lange nicht mehr. Zwei Punkte hat Spitzenreiter Borussia Dortmund vor dem letzten Spieltag Vorsprung auf den FC Bayern. Erinnerungen an die großen Partys auf dem Borsigplatz sind derzeit wieder sehr präsent. Denn der BVB holte nicht nur 2012 den Titel, schon 2011 brachte er die Schale endlich wieder nach Dortmund. Zwei Spieler aus dieser Mannschaft sind am Erfolg der aktuellen Mannschaft beteiligt - einer sogar als Spieler.
Saison 2010/11
Nach der überraschenden Niederlage von Spitzenreiter Borussia Dortmund beim Tabellenschlusslicht in Mönchengladbach am 31. Spieltag, schrumpfte der Dortmunder Vorsprung auf Bayer 04 Leverkusen auf fünf Punkte. Die vorzeitige Entscheidung im Meisterschaftskampf war erstmal vertagt. Am darauffolgenden Spieltag empfing der BVB den FC Nürnberg im ausverkauften Signal Iduna Park.
Die Fans auf den Rängen hatten aber auch mindestens ein Auge auf den Rasen in Köln, wo die Geißböcke Leverkusen zum Rheinderby empfingen. Und so brach das Stadion nicht nur bei den Dortmunder Treffern in der 32. und 43. Minute in Jubel aus, sondern auch in Minute 67 und 82, als die Kölner gegen die Werkself trafen und Schwarz-Gelb damit den Meistertitel bescherten.
Wir erzählen, wie es für die Deutschen Meister von damals weiterging.
Der Meistertrainer beim BVB
Jürgen Klopp kam 2008 vom FSV Mainz 05 zu Borussia Dortmund und blieb bis 2015. Seitdem steht er beim FC Liverpool an der Seitenlinie, mit dem er bis heute sieben Titel gewann.
Die Torhüter der Meistermannschaft des BVB
- Vereinslegende Roman Weidenfeller wechselte 2002 von Kaiserslautern zum BVB und blieb bis zu seinem Karriereende 2018. Direkt im Anschluss wurde er Klubrepräsentant bei Schwarz-Gelb und bekleidet dieses Amt noch heute.
- Der Australier Mitchell Langerak verließ den BVB 2015 in Richtung VfB Stuttgart. Seit 2018 steht der 34-Jährige beim japanischen Erstligisten Nagoya Grampus zwischen den Pfosten.
Die Abwehr der Meistermannschaft des BVB
- Marcel Schmelzer, ausgebildet beim FC Magdeburg, wurde 2008 aus der zweiten Mannschaft des BVB hochgezogen. Bis zu seinem Karriereende 2022 blieb er bei den Westfalen.
- Nach einer dreijährigen Rückkehr zu seinem Jugendverein FC Bayern München, wechselte Mats Hummels (nach 2009) 2019 erneut zum BVB. Der Vertrag des Co-Kapitäns läuft am Ende der aktuellen Saison aus - doch vorher spielt er eine wichtige Rolle im erneuten Meisterrennen.
- Neven Subotic kam 2008 gemeinsam mit Jürgen Klopp aus Mainz und blieb bis 2018 in Dortmund. Die letzte Station des Deutsch-Serben war 2021 beim SCR Altach in Österreich. Bereits 2012 gründete er die „Neven Subotic Stiftung“, die sich dafür einsetzt, Menschen Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen zu schaffen. Seit seinem Karriereende 2022 liegt sein ganzer Fokus darauf.
- Sven Bender blieb von 2009 bis 2017 beim BVB, ehe er zu Bayer Leverkusen ging. Bei der Werkself beendete er 2021 gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Lars die Profikarriere und kickt seitdem in der Kreisklasse beim TSV Brannenburg. Seit 2022 ist er Co-Trainer der U16 Deutschlands.
- Der Brasilianer Felipe Santana blieb bis zu seinem Wechsel 2013 zum Lokalrivalen Schalke 04 bei der Borussia. Zuletzt spielte er für drei Monate bis April 2023 in seiner Heimat beim CA Catarinense.
- Kevin Großkreutz verließ die Dortmunder 2015 und ging in die Türkei zu Galatasaray Istanbul, die er jedoch nach der Hinrunde bereits wieder in Richtung Stuttgart verließ. Der Weltmeister von 2014 schloss sich 2017 für eine Saison Darmstadt 98 an, ehe er zum Oberligisten KFC Uerdingen ging, bei dem er im Oktober 2020 fristlos gekündigt wurde. Seit Januar 2021 spielt der Rechtsverteidiger in der Oberliga Westfalen beim TuS Bövinghausen, wechselt zur kommenden Saison allerdings zu Westfalenligist Wacker Castrop.
- Die Dortmunder Ikone Lukasz Piszczek kam zur Meistersaison 2010/11 von Hertha BSC nach Dortmund und wurde direkt Stammspieler. Nach seinem Abschied vom BVB 2021, spielt der 37-Jährige wieder bei seinem Jugendverein LKS Goczalkowice-Zdroj in der dritten polnischen Liga.
- Patrick Owomoyela wechselte 2008 von Werder Bremen zum BVB und blieb bis 2013. Seine Karriere beendete der Deutsch-Nigerianer 2014 beim HSV II. Seit 2018 ist er schwarz-gelber Klubrepräsentant.
Das Mittelfeld der Meistermannschaft des BVB
- Aus der Dortmunder Jugend schaffte Mario Götze 2010 den Durchbruch zu den Profis und kam direkt in 33 Partien zum Einsatz. 2013 wechselte der spätere WM-Siegtorschütze zum FC Bayern, kehrte drei Jahre später allerdings zum BVB zurück. Nach zwei Jahren bei der PSV Eindhoven trägt Götze seit 2022 das Trikot von Eintracht Frankfurt.
- Nuri Sahin, von 2005 bis 2020 der jüngste Spieler der Bundesliga-Geschichte, kam 2005 direkt aus der Dortmunder U17 zu den Profis. 2011 wechselte er zu Real Madrid, kehrte 2013 zunächst per Leihe, und 2014 dann fest zurück zum BVB, wo er bis 2018 blieb. Seine Karriere beendete er 2022 in der Türkei bei Antalyaspor, bei dem er inzwischen als Trainer und Fußballabteilungsleiter tätig ist.
- Jakub „Kuba“ Blaszczykowski kam 2007 von Wisla Krakau zu den Dortmundern und blieb bis 2016, ehe er zum VfL Wolfsburg ging. Seit 2019 spielt der 37-Jährige wieder beim polnischen Erstligisten, fällt derzeit allerdings mit einem Kreuzbandriss aus.
- Zur Meistersaison kam Antonio da Silva vom Karlsruher SC nach Dortmund. Der Brasilianer wechselte nach dem zweiten Titelgewinn 2012 zum damaligen Zweitligisten MSV Duisburg. Dort hängte er 2013 seine Fußballschuhe an den Nagel.
- Dortmunder-Fanliebling Shinji Kagawa kam 2010 von Cerezo Osaka aus Japan zum Verein und war am Gewinn des siebten und achten Meistertitels beteiligt. Danach wechselte der Japaner zu Manchester United, kehrte nach zwei unglücklichen Jahren 2014 aber zum BVB zurück und blieb bis 2019. Seit Beginn des Jahres läuft Kagawa wieder für seinen Ausbildungsverein in der ersten japanischen Liga auf.
- Sebastian Kehl, der erst im Winter 2002 vom SC Freiburg zur Dortmunder Borussia kam, blieb bis zu seinem Karriereende 2015 bei Schwarz-Gelb – und sogar darüber hinaus: Seit Beginn der aktuellen Saison ist der 43-Jährige Sportdirektor beim BVB - und hat mitgewirkt am Kader, der nun nach der Meisterschaft greift.
- Markus Feulner kam in der Meistersaison nur zu sechs Kurzeinsätzen und wechselte daraufhin zum FC Nürnberg. Ab 2014 spielte er für den FC Augsburg, beendete 2019 in der zweiten Mannschaft seine Laufbahn und ist seit 2022 Trainer der Fuggerstädter Jugend.
- In der Saison 2008/09 gewann Marco Stiepermann mit Dortmund die A-Junioren-Meisterschaft, 2011 holte er den Titel mit den Profis, ehe er 2012 den BVB in Richtung Energie Cottbus verließ. 2017 wechselte er nach einem Jahr vom VfL Bochum zum englischen Klub Norwich City, bei dem er vier Jahre blieb. Seit 2022 spielt er beim Wuppertaler SV in der Regionalliga West, zur kommenden Saison wechselt er zum Oberligisten ASC 09 Dortmund.
Der Angriff der Meistermannschaft des BVB
- Der Dortmunder Top-Scorer der Saison 2010/11 Lucas Barrios zog nach dem zweiten Meistertitel 2012 weiter nach China zum Guangzhou Evergrande. Nach elf weiteren Stationen läuft der Paraguayer seit Beginn des Jahres für den Erstligisten Club Sportivo Trinidense in seiner Heimat auf.
- Robert Lewandowski kam 2010 von Lech Posen zum BVB und trug mit seinen Toren maßgeblich zu den Dortmunder Meisterschaften bei. 2014 wechselte der Rekordspieler und -torschütze der polnischen Nationalmannschaft ablösefrei zum FC Bayern, bei dem er 2020/21 einen Ligarekord mit 41 Saisontoren aufstellte. Seit 2022 trägt der 34-Jährige das Trikot des FC Barcelona.
- Im Jahr 2008 verpflichtete der BVB den ägyptischen Stürmer Mohamed Zidan vom HSV, der in Dortmund jedoch nie als gefährlicher Torjäger überzeugen konnte und im Winter 2012 zu Mainz 05 weiterzog. Nach zwei vereinslosen Jahren beendete Zidan seine Karriere 2016 beim Erstligisten El-Entag El-Harby in Ägypten, wo er seit 2020 Vorstandsmitglied des Zed FC ist.
- Dimitar Rangelov kam 2009 von Energie Cottbus zum BVB, konnte in Dortmund allerdings nie Fuß fassen. Nach zwei Leihen endete das Kapitel Borussia Dortmund 2012 mit dem Wechsel zum FC Luzern. 2022 beendete der Bulgare seine Karriere beim deutschen Oberligisten VfB Krieschow.
Saison 2011/12
Nur ein Jahr nach dem Gewinn der siebten Meisterschaft, konnte der BVB den Triumph 2012 nicht nur wiederholen, sondern durch den Erfolg im DFB-Pokal sogar noch einen draufsetzen. Dabei waren viele Spieler, die auch 2010/11 schon die Meisterschale auf dem Borsigplatz feierten. Am 32. Spieltag krönte Schwarz-Gelb einen unfassbaren Lauf von 26 ungeschlagenen Spielen in Serie mit dem vorzeitigen Titelgewinn. Ein 2:0-Heimerfolg gegen Borussia Mönchengladbach läutete den die Dortmunder Meister-Party ein.
Neu im Dortmunder Kader war damals Verteidiger Chris Löwe vom Chemnitzer FC, der die Dortmunder 2013 in Richtung Kaiserslautern verließ. Nach jeweils drei Jahren bei Huddersfield Town und Dynamo Dresden, kehrte Löwe 2022 in die Regionalliga zu seinem Ausbildungsverein zurück.
Außerdem verstärkte sich der BVB gleich vierfach im Mittelfeld:
- Nationalspieler Ilkay Gündogan kam vom FC Nürnberg nach Dortmund und blieb für fünf Jahre. Seit 2016 läuft er Manchester City in der Premier League auf, regelmäßig sogar als Kapitän. Sein Vertrag läuft jedoch Ende dieser Saison aus.
- Ivan Perisic, der mit seinem Treffer zum 2:0 gegen Gladbach die vorzeitige Meisterschaft klarmachte, wechselte 2011 vom Club Brügge zu Borussia Dortmund. Im Januar 2013 zog er weiter zum VfL Wolfsburg, von dem er zwei Jahre später zu Inter Mailand ging. Nach einer einjährigen Leihe zum FC Bayern, verpflichtete Tottenham Hotspur den Kroaten 2022 ablösefrei.
- Den gebürtigen Münchener Moritz Leitner holte der BVB schon im Winter 2011 von 1860, verlieh ihn aber direkt bis Saisonende an den FC Augsburg. Nach einer zweijährigen Leihe zum VfB Stuttgart (2013 – 2015) wechselte der 30-Jährige 2016 zu Lazio Rom. Es folgten Stationen beim FC Augsburg, Norwich City und zuletzt dem FC Zürich. Seit Sommer 2022 ist das einstige Talent vereinslos.
- Eigengewächs Florian Kringe gehörte genaugenommen auch 2001/02 und 10/11 zum Meisterkader - bestritt aber jeweils kein einziges Spiel für den BVB. Nachdem er in der Saison 2011/12 lediglich zu einem Kurzeinsatz kam, wechselte er zum FC St. Pauli, bei dem er 2015 seine Karriere beendete. Seit 2016 arbeitet er als Spielerberater.