Dortmund. Der BVB verlängert den auslaufenden Vertrag mit Mahmoud Dahoud nicht – die Entscheidung verrät einiges über die Neuausrichtung des Kaders.

Natürlich war Mahmoud Dahoud dabei, und natürlich grinste er sein Mahmoud-Dahoud-Grinsen, als er gemeinsam mit den Kollegen eines der seltenen öffentlichen Trainings von Borussia Dortmund auf dem Trainingsgelände im Stadtteil Brackel absolvierte. Sein Grinsen hat der Mittelfeldspieler nie verloren, auch wenn die Zeiten in Dortmund mal härter waren. So wie aktuell.

In der vergangenen Woche, rund um das Champions-League-Spiel gegen den FC Chelsea, hatte Dahoud einen Termin mit BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. In dem, so ist zu hören, gab es viel Lob für den 27-Jährigen, für seine Fähigkeiten und seine Spielweise. Es gab aber auch die ernüchternde Nachricht: Der BVB plant nicht mehr mit dem Mittelfeldspieler, der im Sommer auslaufende Vertrag wird nicht verlängert.

Mehr als ein Jahr Vertrag war nicht drin

Dabei hätte sich der Klub nach Informationen dieser Redaktion eine Verlängerung durchaus vorstellen können – aber nur um ein Jahr. Wie damals, im Sommer 2021, als man die Zusammenarbeit noch einmal um zwölf Monate ausdehnte und Dahoud auf 30 Prozent seines bisherigen Gehalts verzichtete. Nun aber wollten er und sein Berater eine längerfristige Lösung, eine Verlängerung um nur ein Jahr ergab aus ihrer Sicht keinen Sinn – und daher entschied Kehl: dann eben gar nicht. „Mo ist jetzt sechs Jahre bei uns, er ist ein sehr guter Fußballer, und ich habe sportlich und menschlich wirklich eine sehr hohe Meinung von ihm“, erklärte der Sportdirektor in der Bild-Zeitung. „Trotzdem haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen.“

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Und so endet nach sechs Jahren eine Zeit, in die beide Seiten deutlich größere Hoffnungen gesetzt hatten, als Dahoud im Sommer 2017 für zwölf Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach kam. Er wollte unter Thomas Tuchel spielen, aber der Trainer war schon weg, als er kam. Von den Nachfolgern bekam er nicht immer eine faire Chance, so zumindest sah Dahoud das, und ohne (Selbst-)Vertrauen war von seinen Qualitäten zu oft zu wenig gesehen. Und als es dann mal so richtig gut lief, in der vergangenen Saison wie in dieser, als Dahoud zu den Besten beim BVB zählte und sogar Nationalspieler wurde – da verletzte er sich und musste wochenlang aussetzen. Nach der Rückkehr fand er zuletzt nicht mehr in jene Mannschaft, die aktuell äußerst erfolgreich aufspielt.

BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl treibt Umbruch voran

Und nun wird Dahoud zu einem prominenten Leidtragenden des Umbruchs, den der noch immer recht neue Sportdirektor Kehl aktuell vorantreibt. Kehl war nicht rundum begeistert, dass er gleich acht zum Saisonende auslaufende Profiverträge übernahm, als er im Sommer auf seinen neuen Posten rückte, das bescherte ihm gleich äußerst knifflige Verhandlungen mit Jungstar Youssoufa Moukoko. Es bringt ihm aber auch einen recht großen Spielraum – und den ist Kehl entschlossen zu nutzen. Dahoud war noch eine Verpflichtung seines Vorgängers Michael Zorc, der den kreativen Mittelfeldspieler über die Maßen schätzte und stets sein Veto gegen einen Transfer einlegte. Kehl war da schon immer reservierter.

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Die spielerischen Fähigkeiten Dahouds schätzt Kehl zwar auch, die Kreativität im Aufbau und die Gabe, das Spiel mit scharfen Pässen zu beschleunigen. In Kehls Augen aber wogen die wenigen guten Tagen und die weniger guten Eigenschaften schwerer. Er justiert den BVB gerade neu, setzt im Zweifel etwas weniger als sein Vorgänger auf feinfüßige Fußballzauberer und etwas mehr auf harte Arbeit, Intensität, Zweikämpfe, Gier – und das in Dortmund lange verpöhnte Wort Mentalität.

Julian Ryerson steht für Dortmunds Wandel

Deshalb wurde einer wie Julian Ryerson verpflichtet, deswegen wird man wohl auch den auslaufenden Vertrag mit Raphael Guerreiro nicht verlängern und deswegen fiel letztlich auch die Entscheidung gegen Dahoud – weil den Dortmunder Entscheidern Restzweifel blieben, ob er auf diesem neuen Weg eine tragende Rolle spielen kann.

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Der Nationalspieler braucht also einen neuen Klub – und Interessenten gibt es reichlich: Schon im Winter hatten sich der AC Mailand, die SSC Neapel und Leicester City bei seinem Berater gemeldet, sie hätten Dahoud gerne sofort geholt. Der sagte damals ab – doch nun hat sich die Lage fundamental geändert.