Mainz. . Dortmunds Giovanni Reyna hat harte Monate erlebt. Zwei entscheidende Tore für den BVB helfen ihm aus seinem Tief. Jetzt geht es nach Leverkusen.
Der unerwartete Held der ersten beiden Spiele trug Badelatschen, sein Blick ging meist nach unten, als würde er etwas suchen auf dem Boden im Innenleben des Mainzer Stadions. Man musste genau hinhören, um Giovanni Reyna zu verstehen, leise sprach er darüber, dass dieses BVB-Tor großartig gewesen sei und lächelte verlegen.
Dies musste als Zeichen des Glücks genügen.
Auf dem Platz hatte das noch anders ausgesehen, da hatte der Dortmunder einen schwarz-gelben Endorphinrausch ausgelöst. In der dritten Minute lauerte er, wie abgesprochen, beim Eckball von Julian Brandt am langen Pfosten. Sebastien Haller stemmte sich in die Luft, wie ein fliegendes Hochhaus köpfte er den Ball zu Reyna; plötzlich stand es 2:1 und ein zäher Abend beim FSV Mainz 05 verwandelte sich in einen besonderen.
Zwischen Tristesse und Erleichterung lag eine Ecke. Fußball eben.
BVB spielt nun erst gegen Leverkusen, dann gegen Freiburg
Unter den Teppich gekehrt werden sollten die Schwächen des Vizemeisters dadurch nicht. Wieder hatte der BVB nicht so gespielt, wie es eigentlich der Anspruch des zweitteuersten Kaders der Bundesliga sein sollte. Wieder hatte die Borussia Glück benötigt, wieder offenbarten sich Defensivprobleme. Einen Aufschluss über das Leistungsvermögen werden erst die kommenden beiden Aufgaben bei Bayer Leverkusen (29. Januar) und im eigenen Stadion gegen den SC Freiburg (4. Februar) geben.
Zweifel bleiben. Trotzdem hat der Klub nun eminent wichtige sechs Punkte aus den ersten beiden Spielen nach der Winterpause eingesammelt. Und: Es gibt positive Entwicklungen. Erstens bleiben die Standardsituationen gefährlich. Zweitens gibt die neue Breite im Kader Trainer Edin Terzic die Möglichkeit, das Spielgeschehen zu beeinflussen. Nach einer Stunde brachte er Jamie Bynoe-Gittens, Sebastien Haller und Giovanni Reyna – mit besagten Folgen in der Nachspielzeit.
Gefühle von BVB-Profi Giovanni Reyna: Wut? Trauer? Verzweiflung?
Reyna entschied wie schon gegen Augsburg (4:3) die Begegnung. Solche Siege seien immer am besten, sagte er anschließend. Nüchtern trug der US-Amerikaner diese Worte am Mittwochabend in Mainz vor, die Irrungen und Wirrungen der vergangenen Monate versteckte er hinter einem starren Blick. Es ließ sich nur erahnen, wie viel ihm beide Tore bedeutet haben müssen.
20 Jahre alt ist der Offensivspieler erst, schon mit 17 rückte er in den Profikader auf. Erlebt hat er seitdem schon mehr als andere: Traumtore, Rückschläge, Verletzungen. Nach der Weltmeisterschaft in Katar geriet er in einen Beziehungskrach. Seine Mutter Danielle Reyna hatte eine Intrige gegen US-Nationaltrainer Gregg Berhalter eingefädelt, weil dieser Reyna bei der WM kaum hatte spielen lassen und ihm später mangelnde Leistungsbereitschaft vorgeworfen hatte.
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Diese Vorwürfe könne er nicht bestätigen, entgegnete Terzic. „Er hat sich bei uns nichts zuschulden kommen lassen.“ In Dortmund sprechen sie viel mehr von mentalen Problemen, die Giovanni Reyna belastet hätten, ohne diese zu konkretisieren. „Jeder hat schwere Zeiten in seinem Leben“, sagte er selbst. „Fußball kann mir dabei helfen, um daraus zu kommen.“
Immer noch tut sich der Profifußball schwer, Gefühle genauer zu benennen. Wut? Trauer? Verzweiflung? Depression? Zweimal weinte Reyna auf dem Rasen, als er verletzt ausgewechselt werden musste. Wie es weitergeht, wird sich zeigen. Erst mal aber darf er sich als unerwarteter BVB-Held in Badelatschen fühlen.