Marbella/Dortmund. Acht Tage hat Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund in Marbella gearbeitet. Das sind die Gewinner und Verlierer des Trainingslagers.
Die Türen des weißen Busses öffneten sich, heraustraten Fußballer in schwarzen Trainingsanzügen. Karim Adeyemi trug einen großen Kopfhörer, Julian Brandt lächelte, Sportdirektor Sebastian Kehl diskutierte mit Trainer Edin Terzic, Mats Hummels schützte sich mit einer Sonnenbrille vor den grellen Strahlen, die die Luft erwärmten. Schon stieg die Mannschaft von Borussia Dortmund in das wartende Flugzeug und wusste, welch bittere Realität sie am Samstagnachmittag in der Heimat erwarten würde: 10 Grad, Regen, kalter Wind.
Acht Tage hat sich die Borussia in Spanien auf die zweite Saisonhälfte vorbereitet, so viele Spieler wie lange nicht rannten über den Rasen, verausgabten sich in meist zwei Einheiten pro Tag. Das Trainingslager in Marbella hat Gewinner hervorgebracht, es hat Verlierer produziert. Eine Übersicht.
Die BVB-Verlierer
Anthony Modeste: Erst musste der Stürmer häufig aussetzen, wenn das Training intensiver wurde, seine gerade erst überstandene Leistenverletzung ließ eine zu hohe Belastung noch nicht zu. Im Testspiel gegen Basel (6:0) durfte er immerhin einige Minuten mitspielen, trotzdem dürfte es für den 34-Jährigen kompliziert werden, auf Einsatzzeit zu kommen. Youssoufa Moukoko hatte ihn schon vor der Winterpause verdrängt, und jetzt kommt auch noch Sebastien Haller zurück.
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Emre Can: Eigentlich sieht sich der 29-Jährige als Führungsspieler, immer noch sitzt er im Mannschaftsrat. Auf dem Platz klafft zwischen diesem Anspruch und seinen Leistungen jedoch schon länger ein Loch, das der ehemalige Nationalspieler nicht mehr schafft zuzuschütten. Durch die Rückkehr von Mahmoud Dahoud wird es im Zentrum enger, Can kann auch in der Abwehr oder als Außenverteidiger aushelfen. Mehr als ein Ergänzungsspieler ist er aber nicht mehr.
Giovanni Reyna: Wie es dem 20-Jährigen wirklich geht, ließ sich nur erahnen. Über die Posse, die seine Mutter ausgelöst hatte, wollte der US-Amerikaner nicht sprechen, im Training wirkte er lustlos, abwesend. Seine Mutter Danielle Reyna hatte dem US-amerikanischen Fußballverband einen lang zurückliegenden Vorfall mitgeteilt, dass nämlich Nationaltrainer Gregg Berhalter (49) als College-Student seiner damaligen Freundin und heutigen Gattin Rosalind während eines Streits gegen die Beine getreten hatte. Danielle Reyna tat dies, weil Giovanni Reyna bei der Weltmeisterschaft in Katar kaum spielen durfte und von Berhalter kritisiert wurde.
Reyna stolpert derzeit durch seine Karriere, viele Verletzungen haben ihn schon zurückgeworfen. Seine Ziele? „Ich weiß nicht, ich will der Mannschaft helfen“, sagte er.
Die BVB-Gewinner
Jude Bellingham: Dass der Engländer im Dortmunder Kader alle überstrahlt, konnte in Marbella noch einmal nachhaltig beobachtet werden. Die Fans waren mehrheitlich wegen ihm zu den Trainingseinheiten gekommen, und Bellingham schien diese Aufmerksamkeit nicht zu überfordern, er flirtete viel mehr mit den Anhängerinnen und Anhängern und zeigte auf dem Rasen, dass er ein Spiel durch seine Wucht immer wieder beschleunigen kann. Ob der 19-Jährige im Sommer bleibt oder geht, ist unklar, ein halbes Jahr lang wird er Dortmund in jedem Fall noch prägen.
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Donyell Malen: Trainer Terzic schätzt den Niederländer aufgrund seiner Wendigkeit, seines Abschlusses, auch wenn der 23-Jährige diese Fähigkeiten bislang viel zu selten gezeigt hat. In Marbella präsentierte sich Malen in einer beachtlichen körperlichen Verfassung, in den Testspielen gegen Fortuna Düsseldorf (5:1) und den FC Basel (6:0) traf er. Vielleicht geht da mehr in den kommenden Monaten.
Sebastien Haller: Die bemerkenswerte Rückkehr des 28-jährigen Stürmers hat dem Dortmunder Trainingslager etwas Wundervolles verliehen. Sechs Monate nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung ist es nicht ausgeschlossen, dass der Stürmer im ersten Bundesligaspiel nach der Winterpause am 22. Januar gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr/DAZN) im Kader steht. Im Test gegen Basel traf Haller dreimal. „Es ist das bestmögliche Gefühl“, sagte Sebastien Haller. „Zurückzukommen, Tore zu schießen, der Mannschaft zu helfen und zu spüren, wie sich der Körper von Tag zu Tag immer besser anfühlt.“