Marbella. Ein neues System, ein verschärfter Konkurrenzkampf, eine Entscheidung und eine besondere Geschichte. Das war das BVB-Trainingslager.

Am Samstag setzten sich die Spieler noch einmal in den Bus, um gut zehn Minuten vom Hotel zur Fußballanlage in Marbella zu fahren, auf der sich Borussia Dortmund über eine Woche lang auf das kommende halbe Jahr vorbereitet hat. Schon am Nachmittag ging es zurück in die Heimat, in einer Woche steht das erste Bundesligaspiel nach der Winterpause gegen den FC Augsburg (22. Januar, 15.30 Uhr/DAZN) an.

Das Trainingslager in Andalusien sei intensiv gewesen, sagte Trainer Edin Terzic nach dem Testspiel gegen den FC Basel. Der BVB hatte in der Begegnung am Freitagnachmittag über vier Mal 30 Minuten sechs Tore erzielt (darunter drei von Sebastien Haller) und keinen Treffer kassiert. In den Einheiten in Spanien sei Zug drin gewesen, meinte Terzic. „Wir hatten eine gute Atmosphäre, eine gute Lautstärke. Das hat uns gut gefallen. Und wir haben versucht, ein paar Dinge einzustudieren.“

BVB probt ein 4-1-4-1-System

Das Trainingslager sollte den Grundstein legen, damit die kommenden Monate konstanter verlaufen als das erste halbe Jahr. Dortmund steht in der Bundesliga nur auf Rang sechs. Und so lieferten die acht Tage in Andalusien vor allem vier Erkenntnisse.

Erstens probte Edin Terzic ein 4-1-4-1-System in beiden Testspielen (5:1 gegen Fortuna Düsseldorf und 6:0 gegen den FC Basel). Dies sei ein System, das der Mannschaft liege, erklärte der Trainer. „Es ist nicht so, dass wir das zum ersten Mal gemacht haben. Wir sind in der Lage, das 4-1-4-1 in verschiedenen Ausrichtungen zu zeigen, mit zwei Achtern oder zwei Zehnern. Wir haben im Zentrum eine hohe Dichte, viele Spieler können da zum Einsatz kommen.“

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Klingt gut, allerdings besteht in diesem System die Gefahr, wenn nur ein Sechser auf dem Platz steht, dass im Mittelfeld Löcher entstehen. Die Balance fehlte dem BVB schon in den letzten Partien vor der Winterpause. „Wir haben uns vorgenommen, kompakt zu verteidigen und den Ball im Gegenpressing wieder zu gewinnen“, sagte Terzic. Abwarten.

Haller-Einsatz gegen Augsburg scheint möglich

Zweitens schrieb Sebastien Haller eine bemerkenswerte Geschichte. Sechs Monate nach seiner Hodenkrebs-Erkrankung konnte der Angreifer an allen Einheiten teilnehmen, er wurde in beiden Testspielen eingewechselt. Gegen Basel traf der 28-Jährige sogar dreimal. Nach einer Chemotherapie und zwei Operationen könnte der gebürtige Franzose schneller wieder zurückkehren, als dies viele erwartet hatten. Ein Einsatz in einer Woche gegen Augsburg scheint möglich.

„Es ist das bestmögliche Gefühl“, sagte Sebastien Haller. „Zurückzukommen, Tore zu schießen, der Mannschaft zu helfen und zu spüren, wie sich der Körper von Tag zu Tag immer besser anfühlt.“

BVB-Vertragsverlängerung von Moukoko bahnt sich an

Drittens bahnt sich die Vertragsverlängerung von Youssoufa Moukoko an. Der 18-Jährige hat lange versucht, sein Gehalt zu erhöhen, nun soll in der kommenden Woche eine Entscheidung fallen. Dortmund bietet seinem Stürmer ein Gehalt von bis zu sechs Millionen Euro, über zehn Millionen Euro Handgeld kommen dazu und auch Berater Patrick Williams erhält einen Millionen-Betrag. Unterschrieben ist der Vertrag noch nicht. Formsache.

Viertens wird der Konkurrenzkampf Härtefälle hervorbringen. „Das ist das, was sich jeder Trainer wünscht. Jeder hat die Möglichkeit, sich hier alles zu verdienen. Es gibt keinen Trainer der Welt, der gute Leistung nicht belohnt“, sagte Terzic.

Der 40-Jährige konnte in dieser Saison noch nie mit einem so vollen Kader arbeiten. Kapitän Marco Reus drängt wieder in die Startelf. Genauso wie Mahmoud Dahoud. Für andere könnte es daher eng werden. Vor allem Anthony Modeste muss sich im Angriff strecken, wenn er noch eine Rolle spielen möchte. Youssoufa Moukoko hatte ihn vor der Winterpause bereits verdrängt und jetzt befindet sich auch noch Sebastien Haller auf dem Weg zu seiner früheren Form.