Dortmund. Der BVB läuft seinen Ansprüchen hinterher und hat derzeit nichts mit einer Spitzenmannschaft gemeinsam. Das soll Konsequenzen haben.

Noch in der Nacht, nach der knapp anderthalbstündigen Heimfahrt, setzten sich die Dortmunder in ihrem Trainingszentrum zusammen, besprachen das, was zuvor passiert war. 2:4 hatte der BVB gegen Borussia Mönchengladbach verloren und dadurch einen weiteren Dämpfer erlebt. Die Sorgen wachsen, die Probleme bleiben. Die Defensive schlitterte gegen Gladbach über den Rasen, die Offensive sorgte nur in den ersten 45 Minuten für bemerkenswerte Momente. Der Verein, der sich als zweite Macht in Deutschland begreift, erinnert derzeit nicht an eine Spitzenmannschaft.

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„Wir hängen unseren Ansprüchen hinterher“, meinte Dortmunds Trainer Edin Terzic. „Wir haben individuelle Fehler und Stellungsfehler begangen. Wir mussten immer wieder Konter fressen. Schon der erste Impuls für das Pressing war nicht gut. Das ist sehr enttäuschend.“

Eigentlich wollten die Dortmunder in dieser Saison eine neue Begeisterung entstehen lassen, deswegen trennten sich die Verantwortlichen von Trainer Marco Rose, schenkten Edin Terzic das Vertrauen. Das Resultat nach 15 Spieltagen: sechs Punkte weniger in der Bundesliga, schon sechsmal ist der Klub als Verlierer vom Platz getrottet.

Kehl: "Das ist von unserem Anspruch weit entfernt"

„Wir werden auf Platz sechs überwintern, das ist von unserem Anspruch weit entfernt. Das muss ich hier nicht extra betonen, wir werden das intern schonungslos analysieren“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Wir wussten, dass es kein einfaches Jahr für uns wird, aber wir sind nicht zufrieden.“

Ein Abend zum Vergessen für die BVB-Verteidiger

Der Freitag in Mönchengladbach zeigte, dass es kein Zukunftsmodell sein sollte, Jude Bellingham und Emre Can gemeinsam auf die Sechs zu stellen. Bellingham hielt sich an keine taktischen Vorgaben, Can schaffte es nicht, das Dortmunder Spiel zu beruhigen. Die Borussia von Trainer Daniel Farke wunderte sich wohl selbst, wie einfach sie durchs Zentrum rauschen konnte. Und dann die Innenverteidiger. Mats Hummels und Nico Schlotterbeck erlebten einen Abend zum Vergessen. Beide rutschten aus, patzten, unterliefen Bälle, rückten raus, wenn sie nicht rausrücken sollten. Den ersten Gegentreffer kassierten die Dortmunder nach drei Minuten, den vierten Gegentreffer mussten sie kurz nach der Halbzeitpause hinnehmen. Zweimal verschliefen sie die Anfangsphase. „Das ist nicht zu erklären. Jeder muss sich an die eigene Nase fassen“, sagte Sebastian Kehl.

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Dass der BVB in den ersten 45 Minuten trotzdem im Spiel blieben, lag daran, dass die Offensive in der ersten Halbzeit durchaus funktionierte. Youssoufa Moukoko bemühte sich, Julian Brandt bestätigte seine ansprechende Form. Nach der Pause aber tauchten sie wie alle Schwarz-Gelben ab. „Das ist absolut schweres Gepäck, das ist ein beschissenes Gefühl“, meinte Brandt, der wie Moukoko zum deutschen WM-Kader gehört. Insgesamt elf Dortmunder reisen zum Turnier in Katar.

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Die anderen können sich währenddessen erholen und bereits an den Problemen arbeiten. Die Verantwortlichen hoffen, dass nach der langen WM-Pause die Verletzten Marco Reus, Mahmoud Dahoud und Jamie-Bynoe Gittens zurückkehren. „Wir werden eine harte, ehrliche und direkte Analyse machen. Wir haben die große Hoffnung, dass die Langzeitverletzten endlich wieder zurückkommen“, erklärte Edin Terzic. „Wir müssen uns verbessern, defensiv und offensiv. Wir haben erst 15 Spieltage gespielt. Wir haben noch Zeit, das Defizit wieder gutzumachen.“