Frankfurt/Dortmund. Borussia Dortmund profitiert beim 2:1 in Frankfurt von einer Fehlentscheidung. BVB-Sportdirektor Kehl bleibt dennoch ein Freund der Technik.

Am Sonntag gab es etwas zu feiern für Edin Terzic, der Trainer von Borussia Dortmund wurde 40 Jahre alt. Geschenke hatte er tags zuvor reichlich bekommen: Seine Spieler spendierten ihm einen wichtigen 2:1 (1:1)-Sieg bei Eintracht Frankfurt, dank der die Dortmunder in der Tabelle an den Hessen vorbeizogen. Julian Brandt (21.) und Jude Bellingham (52.) trugen die Tore zur Feier bei. Die Frankfurter erwiesen sich als freundliche Gastgeber, weil sie trotz überlegen geführten Spiels nur eine ihrer wirklich guten Chancen durch Daichi Kamada nutzten (26.). Ansonsten rettete BVB-Torhüter Gregor Kobel mit starken Paraden die Feierstimmung oder die Eintracht-Angreifer schossen den Ball gleich selbst vorbei. „Es war ein glücklicher Sieg, aber er war geil“, so lautete das Fazit des Trainers, der nach Abpfiff ähnlich ausgepumpt wirkte wie seine Spieler.

„Wir haben in der zweiten Halbzeit natürlich sehr gelitten“, sagte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl am Sonntag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Frankfurt hat ein richtig gutes Spiel gemacht, wir haben in der einen oder anderen Situation etwas Glück benötigt.“ Aber: „In ein paar Wochen fragt keiner mehr, wie das Ergebnis in der zweiten Hälfte zustande kam.“

BVB im Glück: Karim Adeyemi schubst Jesper Lindström.
BVB im Glück: Karim Adeyemi schubst Jesper Lindström. © Getty Imaes

BVB-Profi Karim Adeyemi im Glück - Schiedsrichter Stegemann räumt Fehler ein

Das allerdings könnte sich als Irrtum erweise, denn die Partie in Frankfurt könnte nachwirken. Nicht aus sportlichen Gründen. Sondern weil auch Schiedsrichter Sascha Stegemann und sein Team in Geberlaune waren gegenüber den Dortmundern. Es war vor allem eine Szene kurz vor der Halbzeitpause, die die Gemüter erregte: Vom Pfosten des Dortmunder Tors sprang der Ball zurück ins Feld, zu Frankfurts Stürmer Jesper Lind­ström. Bevor der jedoch einschießen konnte, schubste ihn Karim Adeyemi einfach um, im eigenen Strafraum. Schiedsrichter Stegemann pfiff – und entschied auf Freistoß für den BVB. Und Video-Assistent Robert Kampka griff nicht ein, was wechselweise Verwunderung und Entsetzen im Stadion hervorrief. „Die Entscheidung wurde in Köln geprüft und nicht als falsch eingestuft“, erklärte Stegemann schon kurz nach Abpfiff bei Sky. „Wenn ich die Bilder jetzt sehe, muss ich sagen, dass es ein klarer Elfmeter war.“

Wieso das der Video-Assistent anders gesehen hatte, erklärte der Schiedsrichter tags drauf: „Der Check-Prozess wurde zu früh abgebrochen“, sagte Stegemann in der Sport1-Sendung Doppelpass. „Im Check-Prozess wurde sich auf vier Standard-Kameras zurückgezogen. Das Foul – ja oder nein – wurde nur anhand dieser vier Kameraperspektiven entschieden.“ Dies sei ein Fehler gewesen.

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Eine Erklärung, die kaum genügen dürfte, um die Diskussion über Sinn und Unsinn der technischen Hilfsmittel zu ersticken, die am Samstag prompt wieder aufflammte. Denn neben dem Grundargument, dass der Videobeweis mit seinen langen Unterbrechungen der Atmosphäre eines Spiels schadet, können die Gegner immer mehr Fälle anführen, in denen das Schiedsrichterteam trotz Hilfe vom Bildschirm eklatant daneben lag. Als es früh in der Saison den FC Schalke traf, wetterte dessen Sportvorstand Peter Knäbel: „Wenn da im Keller lauter Kaufhaus-Detektive sitzen und nach einem Bild suchen, in dem man irgendeine Schuld beweisen kann, dann werden die Werte des Spiels nicht respektiert.“

Am Samstag schloss sich Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche der Schar der Kritiker an: „Wenn wir diesen Videoassistenten haben, dann nutzt ihn halt“, schimpfte er. „Wenn ihr ihn nicht nutzt, mein Gott, dann lasst es sein, stampft den Keller ein.“

BVB-Sportchef Sebastian Kehl verteidigt den VAR

Dem allerdings will sich BVB-Sportchef Kehl am Sonntag nicht anschließen: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Videoassistent sehr viele krasse Fehlentscheidungen häufig genug gerecht und fair gelöst hat“, sagt er. „Jetzt wieder alles infrage zu stellen, ist nicht der richtige Weg.“ Zwar sei das Zusammenspiel zwischen den Schiedsrichtern ist immer wieder verbesserungsbedürftig, das bekamen auch die Dortmunder schon zu spüren. „Trotzdem, das zeigen die Ergebnisse und Statistiken, hat der VAR den Fußball in vielen Situationen fairer und gerechter gemacht“, sagt Kehl. „Da sind vor allem Abseitsentscheidungen zu nennen.“ Tatsächlich zählte der Deutsche Fußball-Bund in der vergangenen Saison nur noch sechs falsche Entscheidungen bei 116 Eingriffen sowie acht fehlende Interventionen. Seit der Einführung vor gut fünf Jahren sind die Zahlen stetig besser geworden. Den Frankfurtern wird auch das kein Trost sein.