Dortmund. Mario Götze befindet sich vor dem Duell in Frankfurt gegen den BVB in beachtlicher Form. Sollte er mit zur Weltmeisterschaft in Katar?

Das Rampenlicht kennt Mario Götze. Es hat ihm geschmeichelt, es hat ihn geblendet, es hat ihn über seine gesamte Karriere begleitet, deswegen wird es den 30-Jährigen wohl kaum beunruhigen, dass am Samstag im Bundesliga-Topspiel erneut die Kameras vor allem auf ihn gerichtet sein werden.

Der Fünfte Borussia Dortmund spielt beim Vierten Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr/DAZN). Ein Duell zweier Traditionsklubs um die Champions-League-Plätze, der Sieger kann sich an den Tabellenführer Union Berlin heranrobben. Über 50.000 Fans werden erwartet, es sind diese Spiele, die der Ersten Liga eine besondere Würze verleihen. Gesprochen aber wird vor allem über das Wiedersehen der Schwarz-Gelben mit Mario Götze. Einst machte sich dieser in Dortmund auf, den europäischen Fußball zu prägen. Richtig erfüllen konnte er die Erwartungen nie.

2012: Der BVB feiert das Double - auch Mario Götze steht auf dem Bus.
2012: Der BVB feiert das Double - auch Mario Götze steht auf dem Bus. © firo

Mario Götze: Gescheitert, aber aufgestanden

„Wir freuen uns immer, auf Mario zu treffen, weil er ein herausragender Spieler des BVB war“, sagt Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke dieser Redaktion. „Ich habe meine Jugend in Dortmund verbracht, habe dort viele Jahre gespielt und viele gute Momente gehabt. Es wird ein gigantisches Spiel“, meint Götze selbst.

Auch interessant

Von 2009 bis 2013 und von 2016 bis 2020 stand der Künstler, von dem viele Mitspieler erzählen, dass sie nie mit einem talentierteren Spieler auf dem Platz standen, in Dortmund unter Vertrag. Erst wechselte er zum FC Bayern, um auf die höchste Stufe zu klettern. Scheiterte.

Nach seiner Rückkehr blieb ihm bei seinem erneuten Abschied nichts anderes mehr übrig, als in die Niederlande zur PSV Eindhoven zu gehen. Die Karriere schien auszutrudeln.

Glücklich: Mario Götze bei Eintracht Frankfurt.
Glücklich: Mario Götze bei Eintracht Frankfurt. © firo

Jetzt aber, und dies verleiht dem Wiedersehen eine besondere Note, zeigt Götze wieder seine Gabe und gehört zu den Gesichtern des Frankfurter Höhenfluges. Nach dem Erfolg in der Champions League über Olympique Marseille erhielt die Nummer 27 die Auszeichnung zum Spieler des Spiels. Götze fügt sich ein als Organisator einer rasanten Frankfurter Offensive und wirkt drahtiger als in seiner zweiten Dortmunder Phase. Die Pausbäckchen haben sich in kantige Wangen verwandelt. Yoga und Taekwondo sollen ihm dabei geholfen haben, zudem hat er seine Stoffwechselerkrankung von 2017 mittlerweile vollständig überstanden. „Mario ist ein wichtiger Spieler“, sagt Frankfurts Trainer Oliver Glasner.

Gefühle bleiben bei Mario Götze meist verborgen

„Bei Mario freut es mich einfach, dass er es wieder geschafft hat, sein Niveau zu erreichen“, erklärt Edin Terzic. „Dass Mario immer in der Lage ist, den tödlichen Pass zu spielen, ist uns bekannt“, ergänzt der Trainer von Borussia Dortmund. Seine Mannschaft müsse darauf vorbereitet sein. „Es geht aber nicht nur darum, Mario zu stoppen, sondern die gesamte Eintracht-Offensive.“

Und natürlich ploppt so kurz vor der Weltmeisterschaft in Katar auch die Frage auf, ob Mario Götze wieder berufen werden sollte in den Kader der deutschen Nationalmannschaft. Sein Tor entschied das WM-Finale 2014 gegen Argentinien, das bisher letzte Länderspiel bestritt Götze im November 2017. Nun erscheint eine Nominierung so wahrscheinlich wie lange nicht. „Für mich ist das kein Thema. Ich konzentriere mich auf meine Spiele und Themen. Das ist das Allerwichtigste“, sagt Götze. Ob er diese Frage in seinem Innern wirklich so nüchtern betrachtet, bleibt verborgen. Das Rampenlicht hat dafür gesorgt, dass sich der gebürtige Bayer irgendwann mehr und mehr in sich zurückgezogen hat. Immer noch scheint da eine Backsteinmauer vor seiner Gefühlswelt zu stehen, wenn er spricht.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Eine Ausnahme hat er einmal gemacht in einem Beitrag für das US-Portal „The Players’ Tribune“. „Wenn man den Medien zugehört hat, war ich ein Judas, dann ein Held, dann eine Enttäuschung, dann fast raus aus dem Fußball“, schrieb Mario Götze darin. Nun aber strahlt das Bundesliga-Rampenlicht wieder auf ihn. Hat er sein Glück gefunden? „Mir ist nicht so wichtig, was die letzten Jahre war. Mein Fokus liegt auf dem Hier und Jetzt. Ich will das Spiel genießen.“