Sevilla. Beim 4:1 in Sevilla bewirbt sich der 17-jährige Youssoufa Moukoko für einen Startelfplatz gegen Bayern. Wie entscheidet Trainer Edin Terzic?

Zum großen Glück, zum perfekten Abend fehlte Youssoufa Moukoko ein Hauch Präzision. Borussia Dortmunds Sturmjuwel dribbelte über das halbe Spielfeld, vier Spanier hechelten bloß hinterher. Dann kam noch Nemanja Gudelj dazu. Doch der 17-Jährige ließ auch den Abwehrchef des FC Sevilla aussteigen. Nur Torwart Bono verhinderte Moukokos ersten Champions-League-Treffer für den BVB. „Youssoufa setzt sich im Solo gut durch“, lobte Trainer Edin Terzic später. „Das hätte ein Tor verdient gehabt, denn es war eine herausragende Aktion.“

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Die Dortmunder hätten dieses mögliche Tor in Sevilla aber gar nicht gebraucht. Raphael Guerreiro (6.), Jude Bellingham (41.), Karim Adeyemi (43.) und Julian Brandt (75.) schossen ein auch in der Höhe verdientes 4:1 (3:0) für den BVB heraus. Durch Sevillas Tor von Youssef En-Nesyri (51.), nur wenige Sekunden vor Moukokos Sololauf ins Beinahe-Glück, geriet der Bundesligist dieses Mal nicht in die Bredouille – anders als noch beim 2:3 in Köln am vergangenen Samstag. „Wir lernen als Team“, meinte der herausstechende junge Kapitän Bellingham. Bereits am Dienstag im Rückspiel gegen die Andalusier könnte der BVB mit einem Sieg ins Achtelfinale der Champions League springen.

Moukoko betrieb in Sevilla kräftig Werbung in eigener Sache. „Youssoufa hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, freute sich Terzic. Dortmunds Trainer hatte das Top-Talent für Routinier Anthony Modeste in die Startelf beordert. Und mit Moukoko war gleich viel mehr Kreativität im Angriffsspiel zu beobachten, viel mehr Intensität im Pressing. Als „sehr agil, sehr umtriebig, sehr engagiert“ beschrieb Sportdirektor Sebastian Kehl den 17-Jährigen, der sich wochenlang hinter Modeste hatte anstellen müssen. Weil der aus Köln gekommene Angreifer aber noch immer wie ein Fremdkörper wirkt, erhielt Moukoko in Sevilla seine Chance – und er nutzte sie.

BVB-Freude: Karim Adeyemi (links) und Jude Bellingham.
BVB-Freude: Karim Adeyemi (links) und Jude Bellingham. © Getty Images

Youssoufa Moukoko bereitet in Sevilla zwei BVB-Tore vor

In Erinnerung bleibt auch die Szene vor dem 3:0. Moukoko bekam den Ball mit dem Rücken zum Tor, streichelte ihn mit einem Kontakt über Sevillas verdutzten Abwehrchef Gudelj hinweg. Wieder parierte zunächst Torwart Bono Moukokos wuchtigen Schuss, den Abstauber jedoch drückte Adeyemi über die Linie. Und beim vierten BVB-Tor landete Moukokos gefühlvolle Hereingabe genau auf dem Kopf von Brandt. Zwei Vorlagen. Nur mit einem eigenen Treffer sollte es nichts werden. „Er konnte sich leider nicht belohnen, aber das macht nichts“, tröstete Terzic. „Er wird für uns noch ganz viele Tore schießen, hoffentlich noch in dieser Saison.“

Viel Lob von BVB-Trainer Edin Terzic für Moukoko

Daran wollte der 39-Jährige den Jungprofi ohnehin nicht messen. Stattdessen wurde Terzics Lächeln immer breiter, der Stolz auf die Leistung des Hochtalentierten immer größer, als er über Moukoko sprach. „Er hat sich sehr gut bewegt, er hatte ein gutes Timing, ist aus dem Abseits immer wieder im richtigen Moment nach hinten gerückt“, analysierte Terzic. „Das sind die Dinge, die wir im Training in Brackel wöchentlich zu verbessern versuchen. Nun hat er es auf der großen Bühne Champions League gezeigt.“

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Weit entfernt von hohem europäischen Niveau waren die überforderten Andalusier, die sich auf skurrile Weise wenige Minuten nach dem Spiel von Trainer Julen Lopetegui (56) getrennt haben, den sie noch zur Pressekonferenz schickten, obwohl sie ihm schon seine Freistellung mitgeteilt hatten. Viel zu viel Raum hatten die Spanier den Dortmundern gelassen – auch das gehört dazu, wenn man Moukokos Leistung einordnen möchte.

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Sportdirektor Kehl gab deshalb gleich den Mahner. „Heute war nicht alles rosig“, sagte er. Torwart Alexander Meyer verhinderte mehrmals spektakulär Gegentore, obwohl Sevillas Offensivspiel über weite Strecken harmlos blieb. Ab und zu aber schlichen sich wieder die bekannten Schlampigkeiten beim BVB ein. „Wir müssen am Wochenende eine bessere Leistung bringen, um Bayern München zu schlagen“, meinte Kehl.

Dennoch: Terzic wird gut überlegen müssen, um überhaupt Argumente dagegen zu finden, dass Moukoko nicht auch im Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) stürmen sollte – was darüber hinaus nützlich wäre, um Moukoko von einer Verlängerung seines im kommenden Sommer auslaufenden BVB-Vertrages zu überzeugen. „Es reicht nicht, dass er einmal so spielt. Wir werden ihm sagen, dass wir das häufiger von ihm sehen wollen“, kündigte Terzic an. Das große Glück könnte schon bald kommen.