Manchester. Der BVB muss in der Champions League bei Manchester City seinen Ex-Stürmer Erling Haaland stoppen – doch das ist fast unmöglich.

Nico Schlotterbeck sah nicht besonders gut aus, aber dafür konnte er wirklich nichts in diesem Moment. Nicht besonders gut aussehen – normalerweise ist dieser Ausdruck bei einem Innenverteidiger gleichbedeutend mit einem Gegentor, aber dieser Fall war anders gelagert: Es handelte sich tatsächlich um einen modischen Fauxpas.

Zu Spielen in der Champions League reisen die Profis von Borussia Dortmund traditionell im Anzug, und für die aktuelle Saison hatte der Ausrüster einen wenig schmeichelhaften Braunton ausgesucht.

BVB: Nico Schlotterbeck steht im Fokus

Schlotterbeck allerdings trug es mit Fassung, als er sich am Dienstagmorgen am Dortmunder Flughafen mit seinen Mannschaftskollegen auf den Weg nach England machte, wo an diesem Dienstag (21 Uhr/DAZN und live in unserem Ticker) das Champions-League-Spiel bei Manchester City ansteht. Er weiß ja, dass ihn und seine Kollegen dort weit mehr als nur modische Herausforderungen erwarten.

Der englische Meister ist aktuell eine der besten Mannschaften im Klubfußball und wird auch in Dortmund als großer Favorit auf den Champions-League-Sieg gehandelt – zumal die Weltauswahl der Citizens seit diesem Sommer eine neue Attraktion hat: Erling Haaland.

Erling Haaland: Zehn Treffer in der Premier League

Der Norweger, bis zum Sommer Torjäger vom Dienst beim BVB, macht in Manchester genau so weiter: Zehn Tore hat er in sechs Ligaspielen erzielt, und damit hat er allein mehr Treffer als 13 Premier-League-Mannschaften – und auch zwei mehr als der BVB in sechs Ligaspielen. „Erling ist in einer fantastischen Form“, lobt BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. „Er ist direkt in der Premier League angekommen.“

Und die Champions League ist ohnehin der Lieblingswettbewerb des norwegischen Torjägers: Bei seinem ersten Einsatz für City traf er gegen den FC Sevilla doppelt, insgesamt hat er in 20 Einsätzen für Manchester, Dortmund und RB Salzburg unglaubliche 25 Tore erzielt.

Nico Schlotterbeck wechselte vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund.
Nico Schlotterbeck wechselte vom SC Freiburg zu Borussia Dortmund. © Tom Weller/dpa

Immerhin kennt man den Stürmer ganz gut beim BVB, er hat ja zweieinhalb Jahre in Schwarz-Gelb gespielt. „Das ist eher ein Vorteil, dass wir wissen, in welche Räume er sich gerne bewegt“, sagt Kehl. Aber wissen ist das eine, verhindern das andere. Zudem Haaland „sein Spiel bei Manchester ein Stück weit verändert hat und noch verändern wird“, meint der Sportdirektor.

Guardiola sieht oft einen explosiven Antritt

Die Unkenrufe, dass der Stürmer nicht in den ballbesitzverliebten Stil von Pep Guardiola passen würde, haben sich bislang nicht bewahrheitet. Der 22-Jährige kann zwar nicht mehr die raumgreifende Urgewalt im Konterspiel geben, weil Gegner von City meist tief in der eigenen Hälfte verteidigen. Er ist auch nicht besonders oft am Ball.

Aber wenn sich seine Mitspieler in den Strafraum durchkombiniert haben, schafft er es dank seines explosiven Antritts immer wieder, sich im richtigen Moment vom Gegenspieler zu lösen und eine Hereingabe einzuschieben. Kehl ist sicher: „Die Torgefahr, die Qualität, die er immer hatte, wird er auch gegen uns versuchen zu zeigen.“

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Der Optimismus vieler mitgereister BVB-Fans war am Dienstag überschaubar, viele diskutierten nur, wie viele Tore ihnen ihr einstiger Mittelstürmer einschenken werde: zwei, drei, oder doch gleich fünf? Eine solche Stimmung kann man sich im Klub nicht erlauben, zumal man ja einen Spieler in seinen Reihen hat, der gegen Haaland schon ziemlich gut aussah – nämlich Nico Schlotterbeck.

In der vergangenen Hinrunde spielte der mit dem SC Freiburg gegen den BVB – und nahm Haaland komplett aus dem Spiel. In dieser Partie, so erzählte Schlotterbeck später, habe er gemerkt, wie gut er wirklich sein kann. Und auch der Rest der Fußballwelt merkte es spätestens da, nicht zuletzt wegen solcher Auftritte war man beim BVB gewillt, 20 Millionen Euro für den Innenverteidiger auszugeben.

BVB-Sportchef Kehl verspricht: "Werden alles versuchen"

Nun muss er Haaland erneut ausschalten, und das vermutlich gemeinsam mit Niklas Süle, dem zweiten neuen BVB-Abwehrspieler. „Wir haben sehr gute Qualität in der Innenverteidigung – und je nachdem, wie wir es taktisch angehen, werden wir alles versuchen, ihn in den Griff zu bekommen“, sagt Kehl. „Man darf ihm nicht allzu viele Räume geben, das ist klar.“

Und noch etwas ist dem Sportdirektor wichtig: „Wir müssen immer wieder versuchen, im Ballbesitz eigene Akzente setzen und uns nicht zu verstecken.“ Denn nicht einmal Haaland kann Tore schießen, wenn der Gegner den Ball hat.

Und deswegen nahmen es die Dortmunder mit großer Erleichterung auf, dass sich Karim Adeyemi und Donyell Malen fit meldeten für die Reise nach Manchester. Ihr Tempo kann man gut gebrauchen in einer Partie, in der man vor allem auf schnelle Konter angewiesen sein wird – wenngleich die Erwartungen nicht zu hoch sein sollten: Nach einigen Wochen Verletzungspause dürften die Flügelflitzer nur für Kurzeinsätze in Frage kommen.