Dortmund. Borussia Dortmund erfreut sich vor dem Auftaktspiel gegen den FC Kopenhagen an neuer Stabilität. Ein Problem beim BVB bleibt allerdings.

Die Farbe stimmte, aber das war ein äußerst schwacher Trost: Mit einer knallgelben Schlinge hatte Jamie Bynoe-Gittens seinen rechten Arm fixiert, als er das Stadion verließ. Das Handy konnte der 18-Jährige zwar noch bedienen, ansonsten aber sah das nicht besonders vielversprechend aus für die kommenden Wochen, nachdem er sich bei Borussia Dortmunds 1:0 (1:0)-Sieg gegen die TSG Hoffenheim die Schulter ausgekugelt hatte – was die Freude über den hochverdienten Erfolg gegen die Kraichgauer dann doch ein wenig trübte.

Zumal kurz zuvor Mahmoud Dahoud zwar ohne Schlinge, aber doch mit erkennbar unbeweglichem rechten Arm aus der Kabine gekommen war – er wurde am Freitag an der Schulter operiert und fällt bis November aus. „Jamie hatte schon eine Thematik mit der Schulter im Jugendbereich“, haderte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. „Wir arbeiten präventiv sehr viel mit den Jungs, machen viele individuelle Einheiten. Die zweite Schulterverletzung binnen kürzester Zeit im Kader sei „schon etwas, was uns beschäftigt“, sagte Kehl.

Der Verschleiß beim BVB ist schon groß

Zumal die Englischen Wochen jetzt erst beginnen für den BVB, der personelle Verschleiß aber bereits groß ist. Vor dem Champions-League-Auftakt gegen den FC Kopenhagen am Dienstag (18.45 Uhr/Amazon Prime) wackeln auch Donyell Malen, Raphael Guerreiro und Karim Adeyemi. Sebastien Haller und Mateu Morey fehlen ohnehin noch eine ganze Weile.

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Abgesehen von weiteren Einträgen in die Krankenakte aber nahmen die Dortmunder viel Positives mit aus dem Duell mit den bis dahin punktgleichen Hoffenheimern. Klar, sie hatten wieder bis zum Ende zittern müssen, weil sie trotz teils absurder Überlegenheit und vieler Chancen in der ersten Halbzeit nur ein Tor durch Kapitän Marco Reus (16.) erzielten. Und als das Offensivspiel nach der Pause viel von seinem Schwung verlor, stand die Defensive dennoch sicher und gestattete den Gästen keine echte Torchance. „Man hat an einigen Grätschen erkannt, wie wichtig es uns war, die Null zu halten“, strahlte Jude Bellingham, ein Freund des rustikalen Zweikampfs. „Da haben wir uns offensichtlich weiterentwickelt.“

Auch Sportdirektor Kehl erkannte „einen großen Schritt nach vorne“. Denn: „Die Jungs haben sich reingeworfen, sich gewehrt – und das waren die Punkte, die wir häufig genug angesprochen haben“, sagte er. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie daran arbeitet, sich zu wehren und stabil zu verteidigen.“

Borussia Dortmund fehlt die Effizienz

Ein durchaus beruhigendes Gefühl vor dem Start in die Königsklasse, wo man anders als im Vorjahr unbedingt die Gruppenphase überstehen will. „Ich glaube, es hilft, ein Gefühl von Stabilität zu gewinnen“, meint Kehl. „Gerade in der Champions League wissen wir, dass Kleinigkeiten entscheiden – da ist es immer wichtig, die Null zu halten.“ In drei Bundesligaspielen ist das den Dortmundern nun schon gelungen und damit bereits einmal mehr als in der kompletten Hinrunde der Vorsaison.

BVB-Trainer Edin Terzic (rechts) mit Marco Reus.
BVB-Trainer Edin Terzic (rechts) mit Marco Reus. © firo | firo

Ein Problem aber bleibt: Wie schon gegen Hertha BSC eine Woche zuvor vergab der BVB zahlreiche Chancen zur Vorentscheidung. „Unser Manko ist, dass wir den Sack nicht zumachen, deshalb wird es zum Ende immer spannend“, klagte Julian Brandt. Das soll nun gegen Kopenhagen besser werden, das wäre der nächste Entwicklungsschritt. „Ich möchte in den letzten Minuten nicht ständig halbtot und mit hängender Zunge zurückrennen“, sagt Jude Bellingham mit einem Grinsen. „Das ist natürlich einfacher, wenn man höher führt – aber dafür muss man hart arbeiten.“