Dortmund. . Was für ein Drama: Der BVB hat in den letzten Minuten eine 2:0-Führung gegen Werder Bremen verspielt. Die Mängelliste in Dortmund ist lang.

Schwarze Badelatschen verzierten die Füße von Mahmoud Dahoud, langsam bewegte sich der Borusse zu einem der wartenden Autos, die die BVB-Profis aus dem Stadion bringen sollten. Seine rechte Schulter schmerze nicht mehr, berichtete Dahoud im Vorbeigehen, eine schwere Verletzung deute sich daher nicht an. Er hätte sogar weiterspielen können, meinte der 26-Jährige, aber die Mediziner meinten, dass eine Auswechslung vernünftiger sei.

BVB führt 2:0 - dann kommt Werder Bremen

Nur, genau dieser Wechsel hatte einen enormen Einfluss auf das Dortmunder Spiel an diesem Nachmittag, an dem die Euphorie vorerst verpuffte. Bis zur 89. Minuten hatte sich der BVB durch Tore von Julian Brandt (45.+2) und Raphael Guerreiro (77.) zu einer 2:0-Führung geschlingert, war phasenweise vom Aufsteiger Werder Bremen hergespielt worden und schien sich trotzdem die drei Punkte zu sichern. Doch dann das.

89. Minute: das 2:1 durch Lee Buchanan.

93. Minute: das 2:2 durch Niklas Schmidt.

95. Minute: das 2:3 durch Oliver Burke.

Ekstase im Bremer Block, Fassungslosigkeit bei jedem, der Schwarz-Gelb im Herzen trägt. Werder erlebte einen Nachmittag, der lange im Gedächtnis bleiben wird. Und die Borussia? Die dürfte nun bemerkt haben, dass sich die Probleme der vergangenen Spielzeit nicht einfach beheben lassen. In den ersten beiden Ligaspielen gegen Bayer Leverkusen (1:0) und den SC Freiburg (3:1) robbte sich die Mannschaft des neuen Trainers Edin Terzic etwas glücklich zu insgesamt sechs Punkten, diesmal mangelte es an Feuer, an Dominanz, an einer wirksamen Spielidee.

BVB-Trainer Edin Terzic: "Es ist brutal ärgerlich"

„Wir reden leider von einer verdienten Niederlage“, sagte Edin Terzic. „Und trotzdem ist es brutal ärgerlich, wenn man bis zur 89. Minute 2:0 vorne liegt. Trotz schwacher Leistung muss man das Spiel gewinnen.“

Dabei begann das Spiel aus Dortmunder Sicht gar nicht schlecht, Terzics Elf hatte deutlich mehr Ballbesitz, arbeitete sich beständig nach vorne. Bis Mahmoud Dahoud auf den Boden sank, die rechte Schulter schmerzte. Auswechslung in der 18. Minute, Emre Can betrat den Rasen – und der BVB verlor seine Ordnung. Dahoud sei immer in der Lage, den Ball zu behaupten, meinte Terzic. „Es tat uns weh, dass er das Spielfeld verlassen musste.“

BVB-Neuzugang Anthony Modeste bekommt kaum Zuspiele

Can wirkte im Gegensatz zu Dahoud im Mittelfeldzentrum unbeholfen. Bremen entwickelte mehr und mehr Mut, schaffte es meistens über die rechte Seite, Angriffe einzuleiten. Die Dortmunder hatten Glück, dass der Aufsteiger seine vielen Möglichkeiten zunächst nicht für Tore nutzte. Die Verteidigung tapste von einer Verlegenheit in die nächste. Die Mängelliste war lang. Neuzugang Anthony Modeste bekam kaum Zuspiele im Sturm, Jamie Bynoe-Gittens (18) merkte man die Unerfahrenheit an. Julian Brandt sorgte zwar durch seinen Treffer für kurzfristige Erleichterung (45.+2), war ansonsten jedoch mehr Fremdkörper als Helfer.

„Wir haben spielerisch keine Möglichkeiten gefunden, eine Dominanz aufs Spielfeld zu bringen“, sagte Kapitän Marco Reus. „Wir haben die Bälle zu leichtfertig hergegeben, wir sind nur hinterhergerannt. Das ist nicht unser Spiel.“ Trainer Terzic ärgerte sich vor allem über das Zustandekommen der letzten beiden Gegentore. „Die fangen wir uns aus Kontern. Wir sind ganz klar am Ball, wir dürfen diese Bälle nicht mehr so weggeben. Wir müssen lernen, solche Spiele zu gewinnen“, meinte der 39-Jährige. „Wir müssen darüber reden, das werden wir. Es ist für uns ein Schock gewesen“, erklärte Reus.

Als Mahmoud Dahoud das Stadion schon verlassen hatte, bewegte sich Nico Schlotterbeck aus dem Kabinentrakt. Das Knie des Verteidigers hatte kurz vor dem Schlusspfiff geschmerzt, trotzdem quälte er sich über die Zeit. Nun gab er wie Dahoud Entwarnung. Immerhin scheinen sich die zwei Stützen des BVB-Spiels nicht schwerer verletzt zu haben. Am kommenden Samstag gegen Hertha BSC werden sie wohl wieder mithelfen können.