Dortmund. Wegen der Corona-Krise hatte der BVB deutliche Verluste erwartet – die nun noch etwas größer ausfallen. Das sind die Gründe.
Die jüngste Ankündigung ist gerade einmal zweieinhalb Monate alt: Anfang Juni veröffentlichte Borussia Dortmund eine Gewinnwarnung, in der es hieß, dass der ursprünglich prognostizierte Konzernjahresfehlbetrag von 17 bis 24 nicht zu halten sei. „Borussia Dortmund prognostiziert für das Geschäftsjahr 2021/2022 nunmehr einen Jahresfehlbetrag im Konzern in Höhe von € 25,0 – 29,0 Mio.“, hieß es weiter. Hintergrund war die Trennung von Trainer Marco Rose und seinen Assistenten – und die damit verbundenen Abfindungen.
Als der Klub nun am Freitagmittag seine vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2021/22 veröffentlichte, fiel das Minus aber noch größer aus als erwartet: Der Klub meldete ein Minus von 35,1 Millionen Euro – bei Konzerngesamterlösen von 351,6 Millionen Euro und Transfereinnahmen von 61,9 Millionen Euro. Es war also ein deutlich größerer Fehlbetrag als geplant. „Wir wären eigentlich bei einem Minus von 26 Millionen gelandet“, erklärte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Aber wir mussten kurzfristig bei den Spielerwerten eine Buchwertanpassung von etwa neun Millionen Euro vornehmen.“
Nico Schulz dürfte für Bilanzkorrektur sorgen
Wer den Prozess dahinter durchleuchten will, muss tief einsteigen in die Feinheiten der Bilanzierung eines Fußball-Konzerns. Beim BVB ist jeder Spieler grundsätzlich mit einem Transferwert in den Büchern geführt, zusammengefasst wird die Summe unter dem Posten „immaterielle Vermögenswerte“. Will der BVB nun einen Spieler verkaufen, wird er in der Bilanz verschoben – und zwar unter den Posten „Zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte“. In diesem Moment muss der Wert eines Spielers neu festgelegt werden – und dabei musste die Borussia nun also gewaltige Abschläge machen.
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Welche Spieler betroffen sind, ließ der Klub nicht verlauten – allzu schwer ist es aber nicht, darauf zu schließen: Die Verkaufskandidaten sind – und waren auch zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahrs – in erster Linie Manuel Akanji und Nico Schulz. Und Bilanzkorrekturen muss man wohl in erster Linie bei Nico Schulz vornehmen, den der BVB schon seit langem loswerden will, allerdings keinen Interessenten findet – und erst recht nicht zu dem Kurs von 25 Millionen Euro, für den er im Sommer 2019 von der TSG Hoffenheim gekommen war.
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Wegen der nun aufgekommenen Berichterstattung, in der dem Linksverteidiger Gewalttaten gegen eine frühere Lebensgefährtin vorgeworfen werden, ist ein Verkauf mit einer einigermaßen akzeptablen Ablösesumme erst recht illusorisch – sodass vieles dafür spricht, dass Schulz die wesentliche Ursache für die Bilanzkorrektur beim BVB ist.