Dortmund/Köln. Nach dem 1:0-Erfolg von Borussia Dortmund über Bayer Leverkusen steht der Wechsel von Anthony Modeste bevor. Dies bestätigte der BVB am Sonntag.
Es hätte ein denkwürdiger Schlusspunkt seiner Kölner Zeit werden können, wenn Anthony Modeste am Sonntag ausgerechnet gegen Schalke, dem großen Rivalen seines künftigen Arbeitgebers, noch einmal gespielt hätte. Doch kurz nachdem die Aufstellung verkündet wurde und der Name Modeste im FC-Kader fehlte, bestätigte Borussia Dortmund, dass der Verein den Stürmer verpflichten wird. „Wir haben mit dem 1. FC Köln mündlich eine grundsätzliche Einigung über einen Wechsel von Anthony Modeste erzielt“, wird BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl zitiert. „Allerdings steht die medizinische Untersuchung aktuell noch genauso aus wie die Klärung der Vertragsdetails. Stand jetzt können wir deshalb noch keinen Vollzug melden.“
Nach den Informationen dieser Redaktion soll Modeste einen Einjahresvertrag unterschreiben und rund sechs Millionen Euro verdienen, die Ablösesumme liegt zwischen vier und fünf Millionen Euro. Der 34-Jährige möchte die unerwartete Chance nutzen, am Ende seiner Karriere plötzlich eine zentrale Rolle bei einem Spitzenverein einnehmen zu können und die Dortmunder suchen einen Vertreter für den an Hodenkrebs erkrankten Sebastien Haller.
Anthony Modeste soll Sebastien Haller beim BVB ersetzen
Schon am Samstagabend, die Borussia hatte sich kurz zuvor zu einem 1:0-Erfolg über Bayer Leverkusen gerobbt, verkündete Sportdirektor Sebastian Kehl, dass sein Verein einen Angreifer verpflichten werde. „Ich denke, wir werden in den nächsten Tagen ein bisschen klarer sehen“, sagte der 42-Jährige vor dem Eingang zum Kabinentrakt, aus dem nach und nach die Dortmunder Spieler schlenderten, um den Heimweg anzutreten. „Wir müssen uns auf unterschiedliche Phasen der Saison einstellen. Deshalb ist da die Idee, dem Kader etwas dazuzugeben, was aktuell noch fehlt“, erklärte Kehl.
Dass die Verantwortlichen des Vizemeisters überhaupt die Suche nach einem weiteren Angreifer begonnen haben, liegt an der schweren Erkrankung von Neuzugang Sebastien Haller. Im Trainingslager in der Schweiz wurde bei dem 28-Jährigen ein Hodentumor gefunden, später wurde diagnostiziert, dass dieser bösartig ist. Haller muss sich jetzt einer Chemotherapie unterziehen, wann der Nationalspieler der Elfenbeinküste zurückkehren wird, ist unklar.
Eigentlich sollte das Offensivspiel auf den 1,90 Meter großen Fußballer, für 31 Millionen Euro von Ajax Amsterdam gekommen, zugeschnitten werden. Modeste verkörpert nun ein ähnliches Profil. Nachdem es so schien, als würde seine Karriere in Köln austrudeln, blühte er in der vergangenen Saison unter Trainer Steffen Baumgart auf, wirkte fit wie selten, schleuderte sich in jedes Kopfballduell. Beim FC rauschte eine Flanke nach der anderen in den Sechzehnmeterraum, Modeste nutzte dies für 20 Saisontore. Auch Dortmunds Trainer Edin Terzic verfolgt den Plan, viel häufiger hohe Bälle zu nutzen, um tief stehende Defensivreihen zu knacken.
BVB gewinnt gegen Bayer Leverkusen: Reus trifft, Kobel rettet
Am Samstag gegen Leverkusen ging es allerdings vor allem darum, irgendwie die frühe 1:0-Führung durch Marco Reus (10.) zu retten. Gerade in der zweiten Halbzeit wackelte die Borussia bedenklich und konnte sich bei Torhüter Gregor Kobel bedanken, dass dieser den Gästestürmer Patrik Schick mehrmals verzweifeln ließ. „Wir haben nicht gesagt, dass wir durch die Liga marschieren, nur weil wir viele neue Spieler und einen neuen Trainer haben“, meinte Reus, „es war ein ganz klarer Arbeitssieg, den wir gern mitnehmen.“
Steigern wird sich die Mannschaft aber müssen, wenn sie dem Titelkampf in dieser Saison mehr Spannung verleihen möchte. Immerhin strahlte sie Siegeswillen aus, die Spieler schmissen sich in die Zweikämpfe, Neuzugang Nico Schlotterbeck feierte gewonnene Duelle manchmal wie eigene Tore, so riss die Unterstützung der Fans nie ab. Außerdem gab es in den ersten 45 Minuten durchaus Phasen, in denen der BVB überzeugte, viele Bälle eroberte, Jude Bellingham und Mahmoud Dahoud dominierten dabei das Mittelfeld. Das erste Tor leitete Youssoufa Moukoko mit einem Querpass ein, Karim Adeyemi scheiterte zunächst an Torhüter Lukas Hrádecky (in der Nachspielzeit sah dieser die Rote für ein Handspiel außerhalb des Strafraums). Reus staubte ab.
Trotz Modeste-Transfer: BVB-Glaube an Moukoko bleibt
Kurz danach musste Adeyemi bereits ausgewechselt werden (23.), sein linker Fuß war angeschwollen. Am Sonntag folgte die Entwarnung, der 20-Jährige kann bald zurückkehren. In seiner kurzen Einsatzzeit gehörte der Rechtsaußen zu den Hauptdarstellern, genauso überzeugte Moukoko in vielen Szenen. Sebastian Kehl betonte, dass man den 17-Jährigen weiter brauchen werde. Die Entscheidung, einen neuen Stürmer zu verpflichten, sei nicht gedacht, um den Glauben an den jungen Fußballer zu verlieren.
Für Moukoko wird es nun trotzdem schwierig, regelmäßig in der BVB-Startelf zu stehen. Schon am kommenden Freitag beim Auswärtsspiel gegen den SC Freiburg (20.30 Uhr/DAZN) könnte Modeste in den Dortmunder Kader rücken.